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Missbrauch "wie eine satanische Messe"

27. Mai 2014

Die katholische Kirche will entschieden gegen Verantwortliche sexueller Übergriffe auf Minderjährige vorgehen. Papst Franziskus stellte klar, es gebe keine Privilegien für Amtsträger - das sei im Interesse der Kirche.

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Symbolbild Missbrauch in der Kirche: Priester mit Teddybär (Foto: picture alliance/blickwinkel/McPhoto)
Bild: picture alliance/blickwinkel/McPhoto

Franziskus hat ein weiteres Mal Tacheles geredet. Bei Missbrauchsvergehen durch katholische Geistliche werde es "null Toleranz" geben, machte der Papst auf dem Rückflug von seiner Reise durch den Nahen Osten vor Journalisten deutlich. Der Missbrauch von Kindern durch Geistliche sei ein Verbrechen. "Sexueller Missbrauch ist eine schreckliche Straftat (...), weil ein Geistlicher, der so etwas tut, Verrat begeht am Leib des Herrn. Das ist wie eine satanische Messe", sagte der 77-jährige Pontifex. Er wies darauf hin, dass derzeit gegen drei Bischöfe ermitelt werde. Einer sei bereits verurteilt worden.

Messe mit Missbrauchsopfern

Der Papst kündigte für die erste Juni-Woche eine Messe mit acht Opfern sexuellen Missbrauchs im Vatikan an. Darunter sind nach seinen Worten auch zwei Deutsche. Er habe die Gruppe in die Kapelle des Gästehauses Santa Marta eingeladen, sagte Franziskus. Anschließend wolle er sich mit ihnen in privaten Gesprächen über ihre Erfahrungen unterhalten.

UN-Komitee wirft Vatikan systematische Vertuschung vor

Anfang Februar hatte das UN-Komitee für Kinderrechte dem Vatikan systematische Vertuschung sexuellen Missbrauchs durch Priester vorgeworfen.

Die Kirche stelle die Sorge um ihr eigenes Ansehen über das Kindeswohl, hieß es in einem Bericht des Komitees. Der Vatikan verweigere Auskunft über das genaue Ausmaß von sexuellem Missbrauch, erkenne das Ausmaß der Verbrechen nicht an und ergreife nicht die erforderlichen Maßnahmen, um solche Fälle zu verhindern. Stattdessen führten Richtlinien und Vorgaben dazu, dass der Missbrauch weitergehe und Täter straflos blieben. Der Vatikan wies die Vorwürfe als unfair und ideologisch voreingenommen zurück.

Die Missbrauchsfälle der vergangenen Jahrzehnte haben die katholische Kirche auch in Deutschland in eine tiefe Krise gestürzt. Laut Medienberichten hat Franziskus' Vorgänger, Benedikt XVI., in den Jahren 2011 und 2012 rund 400 Priester wegen des Verdachts auf Kindesmissbrauch entlassen. Benedikt wird von Kritikern aber angelastet, zu lange geschwiegen zu haben. Nach Angaben des UN-Komitees sind auch in Deutschland viele Fälle von Kindesmissbrauch durch Priester bislang noch nicht untersucht worden.

Papst Franziskus hat die Opfer sexuellen Missbrauchs durch Priester kürzlich um Verzeihung gebeten. Er forderte strenge Strafen für die Täter.

Das Kirchenoberhaupt hatte am Montag in Jerusalem seine dreitägige Nahostreise beendet. Am letzten Tag besuchte Franziskus die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vashem und bezeichnete die Shoa als "unermessliche Tragödie".

se/haz (kna, afp, rtr, dpa)