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Papst trifft Purpurträger

15. März 2013

Zwei Tage nach seiner Wahl hat Papst Franziskus die Kardinäle zu einer Audienz empfangen. Derweil sorgen Berichte über sein Verhalten in der Vergangenheit für Wirbel. Der Vatikan spricht von einer Verleumdungskampagne.

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Franziskus empfängt Kardinäle in Audienz (Foto: Getty Images)
Papst Franziskus MesseBild: Getty Images

"Wir dürfen uns nie dem Pessimismus ergeben, sondern sollten jeden Tag den Mut finden, das Evangelium in alle Winkel der Welt zu tragen", sagte Franziskus. Der Heilige Geist sei die Seele der Kirche, mit seinem kraftvollen Atem helfe er, die frohe Botschaft zu verbreiten. Nach seiner kurzen Ansprache im Apostolischen Palast hatte jeder der anwesenden Kardinäle, darunter auch viele der über 80-Jährigen, die wegen ihres Alters vom Konklave ausgeschlossen waren, die Gelegenheit zu einem kurzen Gespräch mit dem neuen Papst. Das Kardinalskollegium zählt insgesamt 207 Mitglieder.

Große Erwartungen an Papst Franziskus

Am Donnerstag hatte Franziskus bei seiner ersten Messe als Papst in der Sixtinischen Kapelle die katholische Kirche davor gewarnt, Gott aus dem Blick zu verlieren. Ohne die Verkündigung Jesu "werden wir eine mitleidige regierungsunabhängige Organisation", sind aber nicht die Kirche, sagte der Argentinier Jorge Mario Bergoglio, der am Mittwochabend von den Kardinälen zum Oberhaupt der weltweit rund 1,2 Milliarden Katholiken gewählt worden war. Die Kirche sollte eine Verweltlichung vermeiden, sagte der neue Pontifex in seiner sieben Minuten langen und frei gehaltenen Ansprache. Das Kreuz müsse stets im Mittelpunkt des christlichen Lebens stehen. "Wer nicht den Herrn anbetet, betet den Teufel an, denn wer sich nicht zu Jesus Christus bekennt, bekennt sich zur Weltlichkeit des Dämonen", formulierte der Papst. Der Gottesdienst "Per la Chiesa" (Für die Kirche) beendete offiziell das Konklave.

Vatikan beklagt Kampagne

Vatikan spricht von Kampagne

Überschattet wurde der Auftritt durch die neu entbrannte Debatte über das Verhalten Bergoglios in der Zeit der Militärdiktatur in Argentinien. Mit ungewöhnlicher Schärfe wies Vatikansprecher Federico Lombardi Medienberichte über ein angebliches Fehlverhalten zurück. Er sprach von einer verleumderischen und rufschädigenden Kampagne. Bergoglio soll sich damals nicht hinreichend für zwei Jesuitenpater eingesetzt haben, die monatelang in Haft kamen und gefoltert wurden.

Der brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff sieht keine Grundlage für eine angebliche Nähe des neuen Papstes zur früheren argentinischen Diktatur. "Im Gegenteil: Er hat viele gerettet und versteckt, die von der Militärdiktatur (1976-1983) verfolgt wurden", sagte Boff der Nachrichtenagentur dpa in Rio de Janeiro.

Offizielle Amtseinführung am Dienstag

Die feierliche Amtseinführung des 76-Jährigen ist am kommenden Dienstag geplant. Bei der Messfeier erhält Franziskus die Insignien der päpstlichen Macht, das Pallium, eine Art Stola, und den Fischerring.

Zu dem Gottesdienst werden Staats- und Regierungschefs und andere Persönlichkeiten aus aller Welt erwartet, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Präsidentin seines Heimatlandes, Cristina Fernández de Kirchner. Sie hatte zu dem bisherigen Erzbischof von Buenos Aires ein eher gespanntes Verhältnis, weil er oft gegen die Regierungspolitik etwa in Sachen Homo-Ehe oder Abtreibungsrecht Front machte. Roms Bürgermeister Gianni Alemanno sagte, die Stadt bereite sich auf eine Million Pilger vor.

Hoffnung für sozial Schwache

Papst Franziskus ist Nachfolger von Benedikt XVI., der am 28. Februar aus Alters- und Gesundheitsgründen zurückgetreten war. Erstmals seit dem Syrer Gregor III. im 8. Jahrhundert stammt ein Papst nicht aus Europa. Nie zuvor war ein Mitglied des Jesuitenordens Papst.

Der Nachfolger des deutschen Papstes Benedikt wird als Anwalt der Armen bezeichnet und weckt so Hoffnungen auf mehr soziale Gerechtigkeit und ein friedlicheres Miteinander der Religionen. Zugleich äußern Experten die Erwartung, dass mit ihm auch innerhalb der Kirche ein Signal für Aufbruch und Erneuerung gegeben wird.

qu/gb/pg/kis (dpa, kna, rtr, afp)