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Politik

Patientenschützer kritisieren Spahns Pläne

2. April 2018

Wegen des Pflegekräftemangels will Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mehr Kräfte aus dem Ausland holen. Dafür erntet er viel Kritik, unter anderem von der Deutschen Stiftung Patientenschutz.

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Deutschland philippinische Pflegekräfte
Bild: picture-alliance/dpa/Schulte

"Spahn müsste als langjähriger Gesundheitsexperte eigentlich wissen, dass alle bisherigen Programme zur Anwerbung ausländischer Pflegekräfte gescheitert sind", sagte Vorstand Eugen Brysch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Der Minister streue der Bevölkerung Sand in die Augen, wenn er unterstelle, dass sich der Personalnotstand in der Pflege auf diese Weise lindern lasse.

Andere Länder sind attraktiver

Laut Brysch ist es für ausländische Fachkräfte unattraktiv, derzeit in Deutschland im Pflegeberuf zu arbeiten. Schlechte Bezahlung, kaum Kompetenzen in medizinisch-pflegerischen Fragen und Arbeitsdruck führten dazu, dass gut ausgebildete ausländische Fachkräfte lieber in der Schweiz, Großbritannien oder Skandinavien arbeiteten. "Die Zahl der Pflegekräfte aus Nicht-EU-Staaten, die sich pro Jahr in Deutschland bewerben, liegt deutlich unter 1000", sagte Brysch. Dabei zähle die Pflege schon heute 1,2 Millionen Beschäftigte.

"Spahn setzt aufs falsche Pferd", kritisierte Brysch. Die Absicht des Bundesgesundheitsministers, ausländische Berufsabschlüsse jetzt beschleunigt anzuerkennen, könne den Pflege-Notstand nicht beheben. Stattdessen müssten Politik und Pflegebranche auf einheimische Kräfte setzen und die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen verbessern. So könnten ausgebildete Pflegekräfte, die ihre Arbeitszeiten wegen der angespannten Arbeitsbedingungen verringert oder ganz aus dem Beruf ausgestiegen seien, zurückgewonnen werden.

Die Hälfte fällt durch

Der Vorstand der Stiftung Patientenschutz verwies zugleich auf mangelnde Sprachkenntnisse vieler ausländischer Ärzte und Pflegekräfte. Brysch: "Ausländische Ärzte scheitern hierzulande zuallererst an mangelnden Sprachkenntnissen. Bis zu 50 Prozent fallen durch." Die erst 2015 eingeführten verschärften Sprachtests müssten aber bleiben. Schließlich habe der Arzt später Patientengespräche zu führen.

Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz
Die Stiftung Patientenschutz, hier Vorstand Brysch, lehnt die Pflegepläne des neuen Gesundheitsministers abBild: Imago/M. Popow

Der neue Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte gegenüber der "Rheinischen Post" erklärt,  "Pflegekräfte aus unseren Nachbarländern einzuladen sei die nächstliegende Option", um dem Personalmangel im Gesundheitswesen entgegenzuwirken.

Außerdem müsse es eine schnellere Anerkennung von Abschlüssen für Pflegekräfte und Ärzte aus dem Ausland geben. Einer aktuellen Studie zufolge gibt es in deutschen Pflegeheimen derzeit mindestens 17.000 unbesetzte Stellen.

haz/se (kna, afp, dpa)