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Herrmann: "Eine besondere Stimmung erzeugt"

Christian Schreder | Stephan Sfregola
17. Oktober 2019

Als Überraschungs-Tabellenführer tritt Borussia Mönchengladbach am Samstag beim BVB an. Stürmer Patrick Herrmann spricht im DW-Interview über das Erfolgsrezept der "Fohlen" und die Aussichten beim Borussen-Duell.

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Fußball Patrick Herrmann
Bild: Getty Images/Bongarts/D. Mouhtaropoulos

DW: Patrick Herrmann, Sie spielen seit 2008 in Gladbach, kennen hier jeden Grashalm. Ist das die beste Borussia, für die Sie jemals gespielt haben?

Patrick Herrmann: Schwer zu sagen. Wir haben es auch damals schon gut gemacht, als wir noch Dante, [Roman] Neustädter, [Marco] Reus und [Marc-André] ter Stegen im Team hatten. Aber ich denke, wir sind auf einem ganz guten Weg.

Wie hat es die Mannschaft geschafft, sich erstmals seit 2011 wieder an die Tabellenspitze zu spielen?

Nehmen wir zum Beispiel das Spiel gegen Düsseldorf, in dem wir 0:1 hinten lagen. Wir haben an uns geglaubt, in der zweiten Halbzeit Druck gemacht und das Spiel noch gedreht. Das sind die Big Points, wenn man hinten liegt und trotzdem drei Punkte holt. Auch am letzten Spieltag gegen Augsburg haben wir ein super Spiel gemacht und absolut verdient [mit 5:1 - Anm. d. Red.] gewonnen.

Manager Max Eberl hat vom neuen Borussia-Gefühl gesprochen. Was verstehen Sie darunter?

Patrick Herrmann über elf Jahre Borussia

Es ist ein Gefühl, dass man auf dem Platz haben muss. Wir spielen im Moment ein hohes Pressing. Das hat uns der neue Trainer Marco Rose eingeschärft. Gegen Augsburg haben wir es gerade in der ersten Halbzeit fast perfekt gemacht: hoch gepresst, weit vorne Bälle gewonnen und uns so Torchancen erspielt. Auf diese Weise haben wir die ersten drei Tore erzielt.

Das war ja auch für Sie ein besonderes Spiel.

Keine Frage. Wenn man überhaupt mal wieder von Beginn an auf dem Platz steht und dann zum ersten Mal seit 2015 zwei Tore in einem Bundesliga-Spiel macht, ist es einfach ein tolles Gefühl.

Was macht Ihr Team taktisch anders als in der vergangenen Saison?

Im letzten Jahr haben wir mehr auf Destabilisieren gespielt und den Ball laufen lassen, was auf den Zuschauer manchmal ein bisschen nüchtern wirkte. Das hat man dann auch an der Stimmung gemerkt - obwohl es unsere Taktik war und wir sie gut umgesetzt haben. Jetzt wollen wir mehr vorne draufgehen, schnelle Bälle in die Tiefe spielen und dadurch viele Chancen kreieren. Das ist eher mein Spiel, und ich denke, auch für die Zuschauer ist das äußerst attraktiv.

Hat die Mannschaft in Mönchengladbach eine neue Euphorie entfacht?

Patrick Herrmann über die Fan-Unterstützung

Mit den Fans im Rücken haben wir es in dieser Saison vom ersten Spieltag an geschafft, eine besondere Stimmung zu erzeugen. Jeder weiß, dass die Saison richtig gut werden kann, wenn wir alle an uns glauben - nicht nur wir auf dem Platz, sondern auch alle, die dahinter stehen. Das war in der vergangenen Saison nicht immer so. Jetzt sind die Fans bei jedem Spiel zu tausend Prozent da, nicht nur zu hundert Prozent. Das entfesselt uns, und so ist dann auch das Gefühl auf dem Platz.

Wie war denn das Feedback der Fans?

Wenn man Tabellenerster ist, gibt es natürlich ein bisschen mehr davon. Wir dürfen es genießen, auch die Fans. Aber wir wissen natürlich, dass es nur eine Momentaufnahme ist, dass es auch schnell wieder anders aussehen kann. Trotzdem dürfen wir uns momentan durchaus mal die Tabelle anschauen.

Womit rechnen Sie am Samstagabend im Borussen-Duell in Dortmund?

Der BVB ist bekanntlich immer schwer zu spielen, gerade in Dortmund. Sie haben viele schnelle Spieler und sind vor allem in der Offensive enorm stark. Auf jeden Fall ist es eine der besten Mannschaften in Deutschland, es wird enorm schwer. Ich kann mich an Spiele erinnern, die wir dort knapp gewonnen haben, aber wir haben auch schon richtig auf den Sack bekommen. Sie haben enorme Qualitäten, aber wir versuchen natürlich, von dort etwas mitzunehmen.

1. Bundesliga 07. Spieltag | Borussia Mönchengladbach vs. FC Augsburg
Beim Spiel gegen den FC Augsburg gelang Herrmann (Mitte) innerhalb von fünf Minuten ein DoppelpackBild: Getty Images/AFP/I. Fassbender

Sie spielen am Samstag auch gegen Lucien Favre. Was macht es mit einem Spieler, wenn er auf seinen alten Trainer trifft?

Es ist ja nicht nur Lucien Favre. Man freut sich natürlich darauf, alte Bekannte wiederzusehen, ob das nun der Trainer ist oder die Spieler Marco Reus, Thorgan Hazard, Mo Dahoud. Aber während des Spiels blendet man das aus.

Wer war in Mönchengladbach Ihr bisher bester Trainer?

Eine schwierige Frage. Jeder Trainer hatte etwas, das ihn besonders gemacht hat. Lucien Favre zum Beispiel war taktikverrückt, ein Perfektionist. Er wollte manchmal auch, dass man Sachen macht, die gar nicht möglich sind. Marco Rose ist dagegen ein Trainer, der viel Wert auf Gegenpressing legt. Das kommt auch mir zugute, weil ich das selbst gerne spiele.

Patrick Herrmann spielt seit 2008 für Borussia Mönchengladbach und ist damit nach Toni Jantschke (2006) der zweitdienstälteste Spieler im aktuellen Kader des Tabellenführers. Herrmann wuchs im Saarland auf und wechselte mit 17 Jahren als A-Jugendspieler vom 1. FC Saarbrücken zur Borussia. Sein Bundesligadebüt gab der Rechtsaußen im März 2010 im rheinischen Derby beim 1. FC Köln. Inzwischen kommt der 28-Jährige auf 249 Bundesliga-Einsätze für die Gladbacher, bei denen er 42 Tore erzielte.

Das Interview führte Christian Schreder.

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