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Große Yoko-Ono-Ausstellung in Leipzig

3. April 2019

Sie gilt als meistgehasste Frau der Musikgeschichte. Doch Yoko Ono ist nicht nur die Witwe von John Lennon, sondern auch eigenständige Künstlerin. In Leipzig werden Arbeiten aus fünf Jahrzehnten gezeigt.

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Ausstellung "YOKO ONO. PEACE is POWER" im MdbK
Bild: Yoko Ono/Jonathan Leijonhufvud

Über 2000 Quadratmeter Ausstellungsfläche kann Yoko Ono im Leipziger Museum der bildenden Künste bespielen. Vom Erdgeschoss bis in den zweiten Stock erstreckt sich die in Deutschland bislang umfangreichste Werkschau der japanisch-amerikanischen Künstlerin. Damit alles im Sinne der exzentrischen Yoko aufgebaut wird, ist als Kurator ihr langjähriger Freund und Vertrauter Jon Hendricks vor Ort dabei.

Schlüssel am Schlüsselbrett
"Keys to Open the Skies"Bild: Yoko Ono

Zu sehen sind kleinere Objekte, raumfüllende Installationen und Skulpturen der 86-jährigen Yoko Ono. Das Museum möchte mit der "One-Woman-Schau" einen Überblick über ihr gesamtes künstlerisches Schaffen seit den 1960er Jahren geben. Alle Medien, also auch Filme, Videoarbeiten und ihre Soloalben sind dabei. Außerdem werden in Leipzig sehr selten gezeigte Zeichnungen präsentiert.

"Give Peace a Chance"

Bekannt wurde Yoko Ono 1969 durch ihre spektakuläre Heirat mit John Lennon von den Beatles. Bis heute wird ihr von Fans und Musikkritikern die Spaltung der legendären Band angelastet, die letztendlich zum Ende der Beatles führte. Dabei war Yoko Ono nicht "die Frau an seiner Seite", sondern eine eigenständige Performance-Künstlerin - schon lange, bevor sie John Lennon traf.

Teile des lange verschollenen Films von ihrem legendären "Bed-In" in einem Amsterdamer Hotel sind gerade durch Zufall in einem Privatarchiv wieder aufgetaucht. Nach ihrer Hochzeit verbrachte das berühmte Paar eine Woche im Bett – und gab unzählige Interviews im Namen des Weltfriedens". Die Bilder gingen damals um die Welt.

Ausstellung "YOKO ONO. PEACE is POWER" im MdbK
Rauminstallation von Yoko OnoBild: Yoko Ono/Colin Davison

Privilegierte Kindheit in Japan

Geboren wird Yoko Ono am 18. Februar 1933 in Tokio in dem hochherrschaftlichen Anwesen ihrer Großeltern. Die Familie pflegt gute Beziehungen zum japanischen Königshaus. Geld spielt keine Rolle. Yoko - der Name bedeutet auf Deutsch "Kind des Meeres" – wächst in einem palastähnlichen Haus mit 30 Bediensteten auf. Zu ihren Eltern hat sie wenig Kontakt. Ihr Vater arbeitet als Bankier in Kalifornien. Erst mit zwei Jahren, als ihre Mutter mit den Kindern in die USA zieht, lernt sie ihn kennen.

Als Kind bekommt Yoko den japanischen Angriff auf Pearl Harbour mit, was später u.a. auch zu ihrem Engagement als Friedensaktivistin führt. Erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges kehrt die Familie nach Japan zurück. Dort geht sie auf eine privilegierte Eliteschule des Adels, die Söhne von Kaiser Hirohito sind mit ihr in einer Klasse.

Anfänge als Performance-Künstlerin

Als junge Frau geht Yoko Ono zurück in die USA und beginnt ein Studium am "Sarah Lawrence College" in New York. Philosophie, Kunst und Musikkomposition interessieren sie, aber lange hält sie nicht durch. 1959 bricht sie das Studium ab und stürzt sich in die Kunstszene der pulsierenden US-Metropole.

Yoko Ono 1968
Die Künstlerin Yoko Ono 1968 in London Bild: Getty Images/Keystone/R. Jones

Als Künstlerin beginnt sie, mit Experimentalfilm und Musik zu arbeiten. Und schließt sich der von Dada, Marcel Duchamp und der Leitfigur John Cage beeinflussten Fluxus-Bewegung an: eine Art Wiederentdeckung von Dada mit modernen Mitteln, bei dessen Happenings die Schranken zwischen Künstler und Publikum fallen.

1962 begleitet sie den berühmten US-amerikanischen Komponisten Cage auf seiner Japan-Tournee.

Von Anfang versteht sich Yoko Ono als grenzüberschreitende Avantgarde- und Aktionskünstlerin. Häufig arbeitet sie mit nackten Körpern und provokanten Aktionen. Für sie auch Teil ihres Protestes zur "Überwindung gesellschaftlicher Barrieren, durch die die Frauen permanent marginalisiert werden", schreibt sie damals in einem feministischen Pamphlet. 1970 dreht sie das Video "Rape", in dem 23 Minuten lang eine Fliege über einen nackten Frauenkörper krabbelt.

Die Frau zwischen den Beatles

John Lennon und Yoko Ono sitzen im Bett, Presseleute fotografieren sie
Friedensdemo: John Lennon und Yoko Ono im Hilton-Hotel in Amsterdam (1969)Bild: Getty Images/Central Press

1966 lernt Yoko Ono in England den Beatles-Gitarristen John Lennon kennen. Er kommt als Besucher in ihre Londoner Ausstellung und ist fasziniert von dieser eigenständigen Künstlerin. Drei Jahre später heiraten die beiden. Das Künstlerpaar bringt gemeinsam mehrere friedensbewegte Alben raus. Mit "Give Peace a Chance" landet die neu gegründete "Yoko Ono Plastic Band" 1969 einen Welthit.

Nachdem sich John Lennon weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat, übernimmt seine Frau Yoko die Geschäfte und kümmert sich als Vermögensverwalterin auch nach seiner Ermordung 1980 um die finanziellen Angelegenheiten.

Sie zählt mittlerweile zu den reichsten Frauen in den USA. Das trägt ihr den Ruf als "Drachen-Lady" und den zweifelhaften Ruhm als "meistgehasste Frau der Rockgeschichte" (TAZ 2.6.1996) ein. Sie habe von der Popularität ihres toten Mannes enorm profitiert, wird ihr bis heute vorgeworfen.

Erst 25 Jahre später gibt es eine Aussöhnung mit dem Ex-Beatle Paul McCartney, die beide mit einem gemeinsam aufgenommenen Album dokumentieren.

Mit Wasser gefüllte Flaschen stehen in einer Reihe
Objekte ihrer Installation "We're all water", die 2013 in Sydney gezeigt wurdeBild: Yoko Ono/Alex Davies

Kunst als Gemeinschaftserlebnis

1995 tritt Yoko Ono erstmals wieder öffentlich als Künstlerin auf – in ihrem Heimatland Japan. 2008/09 zeigen verschiedene Museen in Deutschland und Großbritannien Retrospektiven ihrer Arbeiten. 2009 ehrt die Kunstbiennale in Venedig die Japanerin mit dem Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk. 2012 erhält sie in Wien den Kokoschka-Preis. 2014 gibt es eine große Retrospektive in der Schirn Kunsthalle Frankfurt.

Für ihre aktuelle Ausstellung in Leipzig "Yoko Ono. Peace is Power" hat die Japanerin auch deutsche Künstlerinnen eingeladen, ein Objekt zu entwickeln, das dann von ihr mit Wasser gefüllt wird. Das ist Teil ihres performativen Konzepts, mit dem sie ihre Ausstellungen auch zum "Gemeinschaftskunstwerk" macht. Das "Water Event" hatte sie bereits 1971 für eine Ausstellung in Syracuse in den USA entwickelt.

Yoko Ono konnte, anders als die Museumsleitung zunächst angekündigt hatte, nicht zur Eröffnung der Leipziger Werkschau kommen - offenbar aus gesundheitlichen Gründen. Die Ausstellung ist noch bis zum 7. Juli 2019 zu sehen.

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