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Gefeuert nach Millionenpanne

18. September 2008

Nach der irrtümlichen Millionenüberweisung an die US-Pleitebank Lehman müssen bei der staatseigenen KfW zwei Manager ihren Hut nehmen. Das entschied der Verwaltungsrat. Die Entscheidung war mit Spannung erwartet worden.

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KfW-Logo auf Wiese (Quelle: AP)
Der Firmensitz der KfW in Frankfurt am MainBild: AP

Dabei blieb dem Verwaltungsrat kaum eine Wahl: Harte Entscheidungen mussten her, um zu retten, was noch zu retten ist. Und so galt wohl die erste Überlegung der Frage: Wer ist Schuld am Desaster? Die Antwort kam schnell und eindeutig: Die Verantwortung trägt die Chefetage. Und so wurden am Donnerstag (18.09.2008) zwei Vorstandsmitglieder vorläufig suspendiert: Detlef Leinberger und Peter Fleischer müssen gehen.

Eine weitere Entscheidung wurde bereits erwartet. Die KfW trennt sich von ihrer Beteiligung an der IKB. Die angeschlagene Mittelstandsbank wird an den US-Investor Lone Star verkauft - ein Deal, der bereits im August vereinbart worden war. Die IKB musste nach der Immobilienkrise in den USA durch den Bund und die KfW gerettet werden. Rund zehn Milliarden Euro sollen vom Staat und privaten Instituten investiert worden sein. Schon zu diesem Zeitpunkt war heftige Kritik an der Führung der KfW laut geworden.

Mehr als 500 Millionen Euro verloren

Die staatseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) war in die Kritik geraten, weil sie 350 Millionen Euro an Lehman Brothers überwiesen hatte – und zwar am Tag der Insolvenz des Geldhauses. Der Gesamtschaden beläuft sich nach Angaben der KfW sogar auf 536 Millionen Euro. Da halfen auch die Versuche der Bank nicht, das Ganze als "eine Überweisungspanne" zu verharmlosen. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sprach vom "Versagen des Risikomanagements" der Bank. Nun will die Politik prüfen, ob das Geld zurückverlangt werden kann.

Opposition fordert grundsätzliche Reform der KfW

FDP-Finanzexperte Solms
Der FDP-Finanzexperte Solms wirft Finanzminister Steinbrück Versagen vorBild: DW-TV

Der FDP-Finanzexperte Hermann Otto Solms warf im Fall der KfW-Panne Finanzminister Peer Steinbrück Versagen vor. Der Minister habe seine Fachaufsicht nicht hinreichend wahrgenommen, sagte Solms der Deutschen Welle. Man müsse überlegen, ob die Aufsicht der KfW nicht - wie bei Privatbanken - durch die Bundesbank und die Bundesanstalt für Finanzaufsicht BaFin vorgenommen werden müsse. Ähnliche Forderungen waren zuvor bereits aus den Reihen der Grünen und der CDU gekommen.

"Deutschlands dümmste Bank"

In den deutschen Medien war der Fehler der KfW schon am Donnerstag das beherrschende Thema. Und dieses eine Mal waren sich alle von den konservativen bis zu eher linken Zeitungen einig: "Deutschlands dümmste Bank" titelte die Boulevardzeitung "Bild". Eine Einschätzung, die die linke Tageszeitung "taz" offenbar teilt. Ihre Schlagzeile: "Die Trottel von der KfW" – darunter das Bild eines brennenden Geldscheins. Der Imageschaden für die Bank ist in jedem Fall gewaltig – daran ändern auch die Entscheidungen des Verwaltungsrats vorerst nichts. (jb/mm)