Pfusch am Bau verschlimmert Deutschlands Infrastrukturprobleme
Nach einem Jahrzehnt der Sparorgien in öffentlichen Hauhalten ist Deutschlands Infrastruktur in einem bedauernswerten Zustand. Doch Baupfusch, mangelnde Aufsicht und billiges Material verschlimmern die Situation.
A20 - Ein Prestigeprojekt versinkt im Moor
Einstmals als Leuchtturmprojekt der deutschen Wiedervereinigung gefeiert, verschwindet die neugebaute "Ostseeautobahn" am 9. Oktober 2017 im Moorboden bei Tribsees. Beide Fahrbahnen sind auf 95 Metern eingebrochen und werden wohl nie wieder rekonstruiert. Bis 2021 soll ein 800 Meter langer Abschnitt woanders neugebaut werden - der Untergrund am alten Standort ist ungeeignet und war es von jeher.
Betonkrebs und der nagende Zahn der Zeit
Als wären marode Brücken, Schlaglöche, und verfallende öffentliche Gebäude nicht schon Ärger genug, ist Deutschlands Infrastruktur auch noch von "Krebs" befallen. Sogenannter Betonkrebs nagt an Autobahnen, Eisenbahnschwellen und Flugpisten. Erst in den 90er Jahren gebaut, macht sie die unheimliche Alkali-Kieselsäure-Reaktion zum Sanierungsfall. Kostenpunkt: Rund eine Milliarde Euro.
Wo die Bahn ein Loch grub und selbst hineinfiel
Beim Bau eines Bahntunnels bei Rastatt kommt es im August 2017 zu geologischen Verwerfungen, die die darüber liegenden Gleise der Rheintalstrecke aus ihrer Bahn werfen. Von der siebenwöchigen Sperrung der vielbefahrenen Nord-Süd-Verbindung waren täglich 130 Personen- und 200 Güterzüge betroffen.
BER - Wo Milliarden in Rauch aufgehen
Er sollte längst fertig sein, doch wegen Missmanagement, Fehlplanungen und Pfusch am Bau verzögert sich die Eröffnung des neuen Berliner Flughafens immer wieder. Eine nicht funktionierende Rauchabzugsanlage verhinderte die Eröffnung 2016, nebst ca. 20.000 anderen Baumängeln. Nach fünfmaliger Verschiebung und Mehrkosten von etwa 4,5 Milliarden Euro soll der BER nun im Oktober 2020 eröffnet werden.
Kölner Stadtarchiv - verschwundene Geschichte
Am 3. März 2009 stürzte im Zusammenhang mit dem Bau einer neuen Stadtbahn-Linie in Köln das Stadtarchiv samt zweier benachbarter Wohngebäude ein. Dabei wurden zwei Personen getötet und rund 90 Prozent des Archivguts verschüttet. Baufehler der Verkehrsbetriebe hatten zu dem Einsturz geführt, der viele Schätze des bedeutendsten deutschen Kommunalarchives zerstörte.
Leverkusener Rheinbrücke - Symbol des Verfalls
Die Autobahnbrücke über den Rhein bei Leverkusen wurde zum traurigen Symbol für die bröselnde Infrastruktur der Republik. Die Brücke ist so verschlissen, dass sie einem Neubau weichen muss. Ende 2024 wird man den Rhein auf acht Spuren passieren können. Endlich wieder freie Fahrt in Deutschland - davon träumen nicht nur die Autofahrer.