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Schwierige Philae Mission

Carla Bleiker13. November 2014

Philae ist zwar erfolgreich auf dem Kometen aufgesetzt, aber nicht am vorgesehenen Ort zum Stehen gekommen. Das bereitet den Wissenschaftlern einige Probleme.

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Raumfahrt ESA Weltraumsonde Rosetta Philae Landung Tschurjumow-Gerassimenko Komet
Bild: ESA/Rosetta/Philae/ROLIS/DLR

Philae ist auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko gelandet! Diese Nachricht löste bei Mitarbeitern der European Space Agency (ESA) und Weltraum-Interessierten einen Sturm der Begeisterung aus, musste aber später ein wenig revidiert werden. Ja, Philae ist auf dem Kometen gelandet - allerdings dreimal. Der Roboter, der sich am Mittwoch erfolgreich von der ESA Raumsonde Rosetta gelöst hatte, prallte zweimal vom Kometen ab, bevor er endgültig zum Stehen kam.

Stephan Ulamec, der Philae Lander Manager am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, sagte auf einer ESA Pressekonferenz Donnerstag Nachmittag, dass Philaes erster Bodenkontakt zu einem 'Hüpfer' führte,der Philae noch einmal zwei Stunden ins All katapultierte. Nach einem zweiten Aufprall auf dem Kometen schwebte der Lander dann noch einmal für sieben Minuten über der Oberfläche des Kometen bis er landete.

Keine Träumereien, sondern Wirklichkeit

Der Grund dafür: die Harpunen, mit denen sich Philae auf dem Kometen festhaken sollte, wurden nicht ausgefahren. "Die Harpunen sollten gelöst werden, wenn zwei Beine den Boden berühren. Das ist aber nicht passiert", sagte Gerhard Schwehm der DW. Schwehm gehörte seit den Anfangstagen zum Team um Rosetta. Er begann als Projektwissenschaftler und wurde dann Mission Manager, bis er letztes Jahr in Rente ging. Heute arbeitet er als Berater für die Mission und wird von seinen Kollegen als "Vater von Rosetta" bezeichnet.

Schwehm sagte, dass er und viele ehemalige Kollegen eine gewisse Genugtuung und Stolz verspürten, als Philae auf dem Kometen landete, weil das alle kritischen Stimmen verstummen ließ. Kritiker hatten die Pläne der Rosetta Mission als "Träumereien" oder "Science Fiction" bezeichnet, aber jetzt ist es geschafft: Die Menschheit hat tatsächlich einen Lander auf einem Kometen platziert, der mit 135.000 Kilometern pro Stunde durch den Weltraum rast.

Problematischer Standplatz

Wenn man die Dimensionen bedenkt, ist es erstaunlich, dass Philae zunächst genau in der vorgesehenen Landezone aufgekommen ist. Nach den Sprüngen befindet sich der Lander aber an einem schwierigen Standort. Nur zwei von drei Beinen stehen auf der Kometenoberfläche, ein drittes ragt frei in den Weltraum. Philae steht an einem steilen Abhang.

Die Wissenschaftler, die den Lander lenken, müssen nun sehr vorsichtig sein, wenn sie zum Beispiel Proben entnehmen: Der Komet hat eine sehr geringe Dichte - und somit auch eine geringe Anziehungskraft. Und schließlich möchte niemand, dass Philae doch noch vom Kometen geschleudert wird.

Ein weiteres Problem ist, dass der Lander im Schatten eines großen Felsvorsprungs steht. Darüber beschwerte sich auch Rosetta auf Twitter. Die Raumsonde und ihr Lander haben beide Accounts bei dem Social Media Dienst und schicken sich dort in stetigem Wechsel gegenseitig Nachrichten.

Das schattige Plätzchen ist ein Problem, weil Philaes Batterien sich mit Solarenergie aufladen. Dort, wo der Lander jetzt steht, bekommt er aber nur etwa eine Stunde Sonnenlicht pro Tag ab, anstatt der sechs oder sieben Stunden, mit denen die Wissenschaftler gerechnet haben.

Ein Blick auf die Anfangstage der Erde

Trotz der Schwierigkeiten konnte Philae schon Bilder vom Kometen senden und das Magnetfeld des Himmelskörpers untersuchen. Der Grund für die Mission ist, Informationen über die Zusammensetzung des Kometen zu sammeln - und damit auch über die Anfangstage der Erde.

"Wir wollen herausfinden, ob Kometen komplexe Moleküle zur Erde gebracht haben, oder ob diese Moleküle auf der Erde entstanden sind?", sagt Schwehm. "Die Mission soll zum Beispiel auch beantworten, warum sich scheinbar nur auf der Erde Leben entwickelt hat. Und sie ermöglicht einen Blick zurück in die Anfangsphase unseres Sonnensystems."