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Gesellschaft

"Ich bin zur Legende geworden"

Maximiliane Koschyk | Fabian von der Mark
10. August 2019

Der Deutsche Philipp Markgraf hatte den Krebs besiegt. Mit einer Fahrradtour nach Indien wollte er Spenden sammeln. Doch die Benefiz-Aktion endete nach einem Überfall im Iran. Der Vorfall sorgte für Entsetzen.

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Deutschland Philipp Markgraf
Bild: Thomas Schlorke

Der Kiefer mehrfach, auch die Wange gebrochen, von Ärzten im Iran "mit Draht zusammengezurrt": So beschreibt Philipp Markgraf der Deutschen Welle seine Verletzungen. Der 28-Jährige war im Juli im Norden des Irans beim Zelten brutal überfallen und ausgeraubt worden. "Es geht mir recht gut", sagte er telefonisch der DW. Zurück in Deutschland hätten ihm Ärzte in München "die Mundsperre" entfernt.

Markgraf war mit dem Fahrrad auf dem Weg nach Indien. Seine Reise hatte er auf Instagram und einem Blog unter dem Namen "pedalskillcancer" dokumentiert. 2014 war er an Krebs erkrankt: "Das klingt wie ein Todesurteil für viele", schreibt er auf seinem Blog. "Für mich war es das Gegenteil." Deshalb fahre er mit dem Fahrrad durch die Welt.

Für die Krebshilfe um die Welt radeln

Er wolle ein Bewusstsein für Krebs schaffen. "Alle sollten wissen, dass eine Diagnose nicht das Ende bedeuten muss", schreibt er. Mit seiner Tour von Dresden über die Berge Europas und Zentralasiens bis in den Süden Indiens wollte er Spenden für einen Krebshilfe-Verein in seiner Heimat Dresden sammeln.

Beim Zelten am Kaspischen Meer im Norden des Irans wurde er nach eigener Aussage Ende Juli von mehreren Männern überfallen und ausgeraubt. Sechs Verdächtige seien nur einen Tag nach dem Überfall festgenommen worden und hätten die Tat gestanden, berichtet die als moderat bekannte iranische Online-Nachrichtenseite Fararu. Einige der mutmaßlichen Täter seien bereits vorbestraft.

Screenshot Instagram Philipp Markgraf
Auf Instagram berichtet Philipp Markgraf von seinem Überfall.Bild: Instagram/pedalskillcancer

Bei einem polizeilichen Verhör habe einer der Verdächtigen dem Nachrichtenportal zufolge zugegeben, dass Markgraf nicht gezielt als Tourist angegriffen worden sei: "Seit einigen Monaten bestehlen wir gewaltsam die Leute, aber wir suchten keine ausländischen Touristen." Im Iran ist die Westküste des Kaspischen Meeres als Urlaubsziel beliebt. Von Seiten des Auswärtigen Amtes gibt es keine Sicherheitshinweise für das Gebiet.

Iranische Öffentlichkeit über Vorfall entsetzt

In der iranischen Öffentlichkeit sorgte ein Beitrag Philipp Markgrafs am 4. August im sozialen Netzwerk Instagram  für große Aufmerksamkeit. "Als Iraner möchte ich mich entschuldigen", schrieben Nutzer als Reaktion auf seine Geschichte unter den Beitrag. In iranischen Medien wurde ausführlich über den Fall berichtet. Der im Iran berühmte Sänger und selbst begeisterte Radfahrer Mani Rahnama zeigte sich in einem Beitrag auf Instagram solidarisch mit Markgraf im Krankenhaus.

Rahnama kritisierte, dass die Föderation iranischer Fahrradfahrer sich nicht um Markgraf gekümmert habe, weil er nach Ansicht der Föderation keine offizielle Genehmigung für eine Fahrradtour durch den Iran gehabt habe. "Wo ist unsere in der Welt bekannte Gastfreundschaft geblieben?", schreibt Rahnama in seinem Beitrag. Solche Geschichten würden das Image des Irans schwer beschädigen.

Screenshot Instagram Philipp Markgraf
Der iranische Sänger Mani Rahnama besuchte Philipp Markgraf im Krankenhaus.Bild: Instagram/manirahnama_official

Der Deutschen Welle sagte Markgraf, er brauche jetzt etwas Erholung, weswegen er seine Reise erst einmal unterbrochen habe. Er wolle seine Radtour aber fortsetzen. "Den Spaß lass ich mir nicht verderben", sagte er der DW. Was vor Ort alles passiert ist, müsste man länger und in Ruhe besprechen. Über das Medienecho im Iran sei er überwältigt: "Ich bin zu einer lokalen Legende geworden, ohne es zu wollen."

Unter Mitarbeit von Shahram Islami und Shabnam von Hein.