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'Habe nichts gewusst'

9. Januar 2008

VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch hat eine Verwicklung in die Korruptionsaffäre bei Europas größtem Autobauer Volkswagen bestritten. Lustreisen auf Firmenkosten seien ihm nicht zu Ohren gekommen.

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Ferdinand Piëch, Quelle: AP
Prozessbeginn für Ferdinand Piëch im Landgericht BraunschweigBild: AP

Er habe von den Unregelmäßigkeiten nichts gewusst und finde diese sehr verwerflich, sagte Ferdinand Piëch am Mittwoch (9.01.2008) als Zeuge vor dem Landgericht Braunschweig. Er habe zu seiner Zeit als Vorstandschef zu keinem Zeitpunkt Kenntnis von einem Missbrauch von "Vertrauensspesen" durch Betriebsräte gehabt. Auch von dem "Sex-Beiprogramm" bei Dienstreisen von Betriebsräten habe er nichts gewusst. Der 70-Jährige sagte, wenn ihm ein Missbrauch zu Ohren gekommen wäre, hätte er seine "schärfste Polizei" geschickt, die Revision.

Peter Hartz angestiftet?

Der ehemalige VW-Betriebsratsvorsitzende Klaus Volkert, und der frühere Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer, Quelle: AP
Der ehemalige VW-Betriebsratsvorsitzende Klaus Volkert (rechts), und der frühere Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer (hinten)Bild: AP

In dem Prozess angeklagt sind der frühere Betriebsratschef Klaus Volkert und Ex-Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer. Sie müssen sich wegen Untreue verantworten. Volkert soll Ex-Personalvorstand Peter Hartz dazu angestiftet haben, ihm Sonderboni in Höhe von fast zwei Millionen Euro zu zahlen. Gebauer ist wegen der umstrittenen Abrechnung von Reisen angeklagt.

Piëch sagte, er habe nichts von Sonderbonuszahlungen an Volkert gewusst. Für die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat sei der ehemalige Arbeitsdirektor Hartz zuständig gewesen. Hartz habe ihn zwar wegen einer Behandlung Volkerts als Top-Manager angesprochen und er habe keine Einwände gehabt. Über Einzelheiten sei aber nicht gesprochen worden. Konkrete Zusagen an Volkert habe er aber zu keinem Zeitpunkt gemacht, sagte der heutige Aufsichtsratschef Piëch, der von 1993 bis 2002 VW-Konzernchef war.

"VW stand 1993 kurz vorm Zusammenbruch"

Ex-Personalvorstand Peter Hartz, Quelle: AP
Ex-Personalvorstand Peter HartzBild: AP

Piëch sprach zu Beginn seiner knapp zweistündigen Zeugenaussage vor Gericht auch über die Lage zu seinem Antritt als VW-Vorstandschef 1993. VW sei damals in einer katastrophalen Situation gewesen, der Autobauer habe kurz vor dem Zusammenbruch gestanden.

Es hätten Massenentlassungen gedroht, dies habe dann Hartz mit der Vier-Tage-Woche und Lohnverzicht verhindert und sich damit das Vertrauen der gesamten Belegschaft und des Unternehmens erworben.

"Zu starke Pointierung"

Piëch bestätigte vor Gericht zudem Aussagen von seiner Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft im März 2006. Damals hatte Piëch mit Blick auf Sonderzahlungen an Volkert gesagt, er habe niemals Geld verteilt, sondern sich in solchen unangenehmen Fällen dadurch aus der Schlinge gezogen, dass er an andere delegiert habe. Vor Gericht sprach Piëch nun von einer "zu starken Pointierung".

Der Prozess gegen Volkert und Gebauer wird am Dienstag (15.1.2008) fortgesetzt - dann treten der frühere VW-Vorstandsvorsitzende Bernd Pischetsrieder und der heutige Audi-Chef Rupert Stadler in den Zeugenstand. (kas)