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Entführung in der Türkei

9. Juli 2008

Die Touristen aus Bayern wollten mit einer Reisegruppe den Berg Ararat im Osten der Türkei besteigen. Der Krisenstab im Auswärtigen Amt in Berlin steht in ständigem Kontakt mit den türkischen Behörden.

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Berg Ararat hinter Hausdächern (Quelle: AP Photo/Misha Japaridze)
5.165 Meter hoch: der Berg Ararat in der OsttürkeiBild: AP

"Wir bemühen uns intensiv um die Aufklärung der Hintergründe und natürlich unternehmen wir alles, um zu einer baldigen Freilassung zu kommen", sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier am Mittwoch (09.07.2008) in München. Der Krisenstab des Ministeriums und die deutsche Botschaft in Ankara bemühten sich "mit Hochdruck" darum, ein "präzises Bild" der Geschehnisse zu bekommen.

Fünf Rebellen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK seien in das Lager gestürmt, das die Bergsteiger in 3200 Metern Höhe aufgeschlagen hätten, teilte der Gouverneur der türkischen Provinz Agri, Mehmet Cetin, mit. Sie hätten drei der Deutschen gekidnappt. Hintergrund sei der Protest gegen Razzien der Bundesregierung gegen PKK-Anhänger und den Rebellen nahestehende Einrichtungen in Deutschland.

Innenminister bestätigt: Geiseln stammen aus dem Bayern

PKK-Demonstration in Istanbul (Quelle: (AP Photo/Murad Sezer)
PKK-Unterstützer demonstrieren in IstanbulBild: AP

Die PKK werde die Geiseln in den kommenden Tagen wieder freilassen, erklärte Cetin. Derzeit suchten Paramilitärs nach den Entführten. Die übrigen Bergsteiger der 13-köpfigen Gruppe seien in Sicherheit gebracht worden.

Sie stammen nach Angaben des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU) aus Bayern. Laut Herrmann handelt es sich um drei Männer aus Nieder- und Oberbayern im Alter von 33, 47 und 65 Jahren. Die Information komme von einer bayerischen Kriminalbeamtin, die Mitglied der Reisegruppe sei. Sie habe gleich nach der Entführung ihre Dienststelle telefonisch informiert.

Die Bergsteiger waren auf dem Berg Ararat unterwegs. Am Mittwochnachmittag hätten sie den Gipfel besteigen wollen, sagte Franz Eder von SEB-Tours. Die Gruppe sei seit Sonntag, wie gesetzlich vorgeschrieben, von türkischen Bergführern begleitet worden. Sie seien am 29. Juni in Deutschland aufgebrochen und wollten am Freitag nach Deutschland zurückkehren.

PKK lässt Entführte in der Regel wieder frei

Kurdische Flagge: roter Stern auf gelber Sonne, grüner Hintergrund (Quelle: AP Photo/Miguel Villagran)
Flagge ohne Staat: die verbotene PKK kämpft für die Autonomie der KurdenBild: AP

Die PKK kämpft seit 1984 für einen eigenen Staat der Kurden oder zumindest ein Autonomiegebiet im Südosten der Türkei. Anfang der Neunzigerjahre entführte sie mehrfach ausländische Touristen, im Südosten der Türkei. Alle kamen wieder frei.

Der Große Ararat ist mit 5165 Metern der höchste Berg der Türkei und ein beliebtes Ziel von Bergsteigern. Der Berg war zwischen 1992 und 2000 wegen PKK-Aktivitäten in der Region gesperrt, ist aber seitdem für Ausländer wieder zugänglich.

Türkische Gemeinde gegen Verhandlungen mit PKK

Die Türkische Gemeinde in Deutschland forderte, nicht mit den Tätern zu verhandeln, falls tatsächlich die PKK hinter der Entführung stecke.

"Das ist eine terroristische Organisation. Und mit Terroristen verhandelt man nicht", sagte der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde, Kenan Kolat, dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Auch eine direkte Kontaktaufnahme deutscher Behörden zu den Geiselnehmern komme nicht in Betracht. Dies sei Sache des türkischen Staates.

Jetzt seien die türkischen Sicherheitskräfte gefordert, sagte Kolat. Außerdem müsse die deutsche Regierung Kontakt zur türkischen Regierung aufnehmen. Er selbst werde sich in die Bemühungen zur Geiselbefreiung einschalten. (gri)

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