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Tenorissimo!

21. Januar 2011

Er leitet zwei Opernhäuser, hat unzählige Schallplatten aufgenommen, dirigiert und singt immer noch mit beneidenswerter Stimme: Placido Domingo ist 70 Jahre alt geworden.

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Der spanische Star-Tenor Placido Domingo, rechts, und die Sopranistin Diana Damrau, links (Foto: AP Photo/Christof Stache)
Placido Domingo und die Sopranistin Diana DamrauBild: AP

Die Haare sind grauer, der Vollbart auch; doch an der Stimme scheinen die Jahre fast spurlos vorübergegangen zu sein. Das bewies Placido Domingo erst kürzlich an der Londoner Covent Garden Opera, wo er die Titelpartie in Verdis "Simone Boccanegra" sang und wie immer Beifallsstürme auslöste. Mittlerweile kann der Tenor, der hin und wieder schon mal ins Baritonfach wechselt, auf eine 50-jährige glanzvolle Karriere zurückblicken.

Musik im Blut

Placido Domingo (Foto: DW-TV)
Placido DomingoBild: dw-tv

Gesang begleitete Placido Domingo, der am 21. Januar 1941 in Madrid geboren wurde, von Kindesbeinen an: Die Eltern sangen volkstümliche spanische Zarzuelas. Nach der Übersiedlung der Familie nach Mexiko gab der 20-jährige dort 1961 sein Operndebüt als Alfredo in Verdis "Traviata". 1966 sprang er für einen erkrankten Kollegen bei einer Aufführung an der New York City Opera ein und schaffte damit den internationalen Durchbruch. Innerhalb weniger Jahre eroberte Placido Domingo die großen Opernhäuser in Mailand, London, Wien, Berlin, New York oder Buenos Aires, wo er sich vor allem als Verdi-Interpret einen Namen machte.

Schwieriges deutsches Fach

Placido Domingo als Parsifal (Foto: AP Photo/Stuart Ramson)
Placido Domingo als "Parsifal"Bild: AP

Im Laufe seiner Karriere erarbeitete sich der Sänger ein enormes Repertoire mit rund 135 Opernpartien. Den Schwerpunkt bilden dabei die italienische und französische Romantik mit Werken von Verdi, Puccini, Leoncavallo, Bizet oder Massenet. Daneben reizte ihn jedoch auch immer die Musik Richard Wagners; bereits 1968 sang er erstmals den "Lohengrin". Allerdings, so sagte der Sänger 1976 in einem Interview, haben Wagners Partien neben der Sprache auch stimmlich so ihre Tücken: "Der Stimmumfang ist bei Wagner so wahnsinnig schwer für die Tenorstimme, besonders wenn man hauptsächlich das italienische und französische Repertoire singt. Mich reizt besonders der Siegmund aus der "Walküre". Und vielleicht komme ich eines Tages soweit, dass ich mal den "Tristan" singen kann."

Sie füllen Fußballstadien

Die drei Startenöre (l-r) Placido Domingo, Jose Carreras und Luciano Pavarotti (Foto: dpa)
Placido Domingo, José Carreras und Luciano PavarottiBild: picture-alliance/ dpa

Seinen Wunsch erfüllte Domingo sich erst 30 Jahre später: 2005 sang er den "Tristan" bei einer CD-Produktion. Neben Opern- und Festspielhäusern füllte der Tenor mitunter auch Fußballstadien: 1990 sang er zusammen seinen Starkollegen Luciano Pavarotti und José Carreras zur Eröffnung der Fussball-WM in Italien ein legendäres Konzert, das die drei zu den nächsten Weltmeisterschaften wiederholten. Gleichzeitig avancierten die drei Tenöre zur Urformation aller möglichen Tenorvereinigungen, die nach 1990 wie Pilze aus dem Sängerboden schossen.

Faszination Dirigieren

Metropolitan Opera New York (AP Photo/Chad Rachman)
Metropolitan Opera New YorkBild: AP

Neben dem Gesang faszinierte Domingo schon früh die Orchesterleitung: 1973 dirigierte er erstmals eine Oper. Eine richtige Ausbildung hat er nicht: "Ich habe Dirigieren eigentlich nur ein bisschen an der Hochschule in Mexiko studiert; insbesondere habe ich mich durch das Zuhören geschult. Wenn ich aufhöre zu singen, dann will ich Opern dirigieren. Ich kenne das Repertoire ja sehr gut und ich fühle mich vom Dirigieren angezogen." Mittlerweile nimmt Domingo den Taktstock immer häufiger in die Hand, um große Orchester zu leiten. Außerdem arbeitet er an den Opern in Los Angeles und Washington als Intendant. Und selbstverständlich steht der Tenor auch weiterhin auf der Bühne und gibt Konzerte: Denn vom Singen will Placido Domingo, der immer noch über eine erstaunlich volle und kräftige Stimme verfügt, nicht so schnell lassen.

Autor: Klaus Gehrke

Redaktion: Gudrun Stegen