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Planer der Mumbai-Anschläge hingerichtet

30. Juli 2015

Es waren die verheerendsten Bombenattentate, die Indien je erlebte: die Anschläge von Mumbai im Jahr 1993. Jetzt wurde die Todesstrafe an einem der Planer vollstreckt. Doch viele sagen: Der Falsche hing am Galgen.

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Indien Aktivisten Protest Todesstrafe Yakub Memon
Der falsche Mann am Galgen? Protest in Neu Delhi gegen die Todesstrafe für Yakub Memon (27. Juli)Bild: Getty Images/AFP/M. Sharma

Er starb an seinem 53. Geburtstag - kurz nachdem er ein letztes Gnadengesuch gestellt hatte. Yakub Memon, nach Ansicht der Justiz einer der Verantwortlichen für die blutigen Bombenanschläge von Mumbai, ist mehr als 22 Jahren nach den Verbrechen hingerichtet worden. Nach offiziellen Angaben wurde er in einem Gefängnis im Bundesstaat Maharashtra gehängt. Es war das dritte Mal innerhalb von zehn Jahren, dass in Indien die Todesstrafe vollstreckt wurde.

Memon wurde für schuldig befunden, die Anschläge auf die Börse, Hotels und Marktplätze von Mumbai (früher: Bombay) im März 1993 mit geplant und finanziert zu haben. Bei den Explosionen verloren insgesamt 257 Menschen ihr Leben, mehr als 700 wurden verletzt. Es waren die tödlichsten Anschläge, die Indien je erlebt hat.

Doch die mutmaßlichen Hauptverantwortlichen für die Attacken wurden bisher nicht gefasst. Gegen die Hinrichtung gab es denn auch zahlreiche Proteste. Die Todesstrafe werde in Indien willkürlich, diskriminierend und übermäßig häufig gegen arme Menschen verhängt, kritisierte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International.

Bollywood protestiert

Indische Parlamentsabgeordnete und Wissenschaftler hatten Anfang der Woche ein Gnadengesuch für Memon unterschrieben. Bollywood-Superstar Salman Khan twitterte, dass stattdessen die eigentlichen Strippenzieher gefunden und gehängt werden sollten.

Als führende Köpfe der Attacken gelten der Unterwelt-Boss Dawood Ibrahim und Tiger Memon, der Bruder des nun Hingerichteten. Beide werden im Nachbarland Pakistan vermutet. Insgesamt wurden 100 Menschen im Zusammenhang mit den Mumbai-Attentaten verurteilt. Elf erhielten die Todesstrafe; in zehn Fällen wurde sie aber in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt.

Unschuldiger Buchhalter?

Yakub Memon, von Beruf Buchhalter, war wenige Tage vor den Anschlägen nach Pakistan ausgereist. Er erklärte stets, unschuldig zu sein. Nach seinen Angaben vor Gericht kehrte er zusammen mit anderen Familienmitgliedern 1994 nach Indien zurück, um bei der Aufklärung der Anschläge zu helfen. Dennoch erhielt er die Höchststrafe.

Nach jüngsten verfügbaren Daten von Ende 2013 sitzen rund 400 Menschen in Todeszellen indischer Gefängnisse ein. Die Strafe wird allerdings nur noch selten vollstreckt. Alle in den vergangenen zehn Jahren Hingerichteten waren wegen Terrorismus verurteilt: der Pakistaner Ajmal Kasab, einer der Attentäter von Mumbai 2008; der Kaschmirer Mohammad Afzal Guru, der in den Sturm auf das indische Parlament 2001 verwickelt gewesen sein soll - und der nun hingerichtete Yakub Memon.

jj/hf (dpa, afp)