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Pleite in Heidenheim stellt beim FC Bayern vieles infrage

6. April 2024

Der Rekordmeister patzt in der Fußball-Bundesliga bei Außenseiter Heidenheim und fürchtet um die verbleibenden Saisonziele. Trainer Thomas Tuchels Zukunft in München ist ungewiss, obwohl sein Abschied bereits feststeht.

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enttäuschte Spieler von Bayern München beim Spiel in Heidenheim
Erneuter Rückschlag für den FC Bayern: Nach 2:0-Führung heißt es am Ende 2:3 in HeidenheimBild: Tom Weller/dpa/picture alliance

"Wir haben aufgehört, die Dinge mit der gleichen Konzentration und dem gleichen Fleiß zu machen, wie in der ersten Halbzeit", analysierte Bayern Münchens Trainer Thomas Tuchel nach der unerwarteten und bitteren Niederlage seiner Mannschaft bei Bundesliga-Aufsteiger und Außenseiter 1. FC Heidenheim. Das Städtchen nördlich von Ulm hat weniger Einwohner als in München ins Stadion passen. Dementsprechend war ein Sieg gegen den ambitionierten Underdog beim Rekordmeister fest eingeplant.

Doch die Münchener gaben in Heidenheim eine eigentlich komfortable 2:0-Führung innerhalb weniger Minuten aus der Hand und verloren das Spiel am Ende sogar mit 2:3. Nach dem 0:2 zu Hause gegen Borussia Dortmund am Osterwochenende war es die zweite Pleite in der Bundesliga in Folge, die sechste insgesamt in dieser Saison. In keiner ihrer zurückliegenden elf Meister-Spielzeiten hatten die Bayern mehr als fünfmal verloren.

Da Konkurrent und Tabellenführer Bayer 04 Leverkusen seine Spiele gewann, ist die Meisterschale wohl endgültig weg. Die Werkself mit Erfolgstrainer Xabi Alonso benötigt nur noch drei Punkte zum ersten Titel, und auch das nur, wenn die Münchener die restlichen sechs Spiele allesamt gewinnen sollten. Dann hätten sie 78 auf dem Konto. Leverkusen hat schon jetzt 76. Bereits am kommenden Wochenende könnten die Leverkusen die Meisterschaft unter Dach und Fach bringen.

Diskussionen über ratlosen Thomas Tuchel

Bei den Münchenern herrschte nach der Niederlage in Heidenheim aber nicht wegen der verlorenen Meisterschaft Alarmstimmung, sondern weil man sich Sorgen machen muss, ob Trainer und Mannschaft in der Lage sind, die restliche Saison überhaupt einigermaßen vernünftig über die Bühne zu bringen. Dass Tuchel danach in München keine Zukunft hat, ist bereits entschieden. Sein Abschied im Sommer steht fest. Darüber, ob er wirklich bis zum Saisonende weitermachen darf oder nicht sogar schon früher abgelöst wird, wurde nach der Heidenheim-Pleite heiß diskutiert.

"Thomas Tuchel erreicht die Mannschaft nicht mehr. Die Mannschaft braucht irgendwie einen neuen Impuls, und den kann Thomas Tuchel nicht mehr geben", sagte der frühere Bayern-Profi und deutsche Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus bei Sky. 

Bayern-Trainer Thomas Tuchel reibt sich bei der Pressekonferenz nach der Niederlage in Heidenheim ratlos die Stirn
Bayern-Trainer Thomas Tuchel kann zum wiederholten Male nicht erklären, warum seine Mannschaft verloren hatBild: Tom Weller/dpa/picture alliance

"Natürlich ist niemand zufrieden mit der Situation", hatte Tuchel nach dem Spiel gesagt, aber auch eingeräumt: "Ich habe keine Erklärung dafür, wieso wir uns die Butter vom Brot nehmen lassen." Nicht zum ersten Mal in den vergangenen Wochen und Monaten stand Tuchel vor den Mikrofonen der Journalisten und wusste nicht, warum sein Team verloren hatte. Auch diesmal schien er ratlos. "Keine Ahnung, keine Ahnung", sagte Tuchel. "Wir tun uns schwer, die Konzentration hochzuhalten, das war der nächste Beweis dafür."

"Es gibt komische Pressekonferenzen, es gibt komische Aussagen, es gibt komische Kritik von ihm", bemängelte Matthäus. "Deswegen könnte ich mir vorstellen, dass Bayern sogar in den nächsten 24, 48 Stunden reagiert, weil das geht nicht so weiter."

Jobgarantie von Eberl - vorerst

Davon wollte der neue "starke Mann" im Verein aber nichts wissen. Ein Trainerwechsel sei "definitiv nicht der Weg", sagte Bayerns Sportvorstand Max Eberl. "Bayern hat schon den Trainer entlassen, trotzdem steht man da, wo man steht. Es ist nicht immer nur ein Trainerproblem. Er geht auf jeden Fall in die nächsten Wochen." Dass diese Jobgarantie auch bis Saisonende gilt, wollte Eberl aber nicht bestätigen.

Die neuerliche Trainerdiskussion kommt ungelegen, denn der Klub hat noch Ziele - die Qualifikation für die Champions League über die Bundesliga und das Weiterkommen im Viertelfinale der Königsklasse in der laufenden Spielzeit. Der FC Bayern ist in der Bundesliga-Tabelle mit 60 Zählern Zweiter. Bei sieben Punkten Vorsprung auf den Fünften RB Leipzig sollte die Champions-League-Qualifikation wohl nur eine Formsache sein. Allerdings ist der VfB Stuttgart drauf und dran, die Bayern von Rang zwei zu verdrängen. Am Ende "nur" Dritter zu werden, wäre ein weiterer Tiefschlag für die Bayern.

Kein Favorit gegen Arsenal

Auch im anstehenden Viertelfinal-Hinspiel der Champions League steht der FCB am Dienstagabend vor einer schwierigen Aufgabe. Gegen den FC Arsenal, aktueller Tabellenführer der Premier League, sind die Münchener nicht der Favorit. Zumal auch Tuchel nach der Pleite bei der Generalprobe in Heidenheim nicht den Eindruck vermittelte, als hätte er einen Plan, wie man gegen die laufstarken und ballsicheren Engländer gewinnen könnte. Es sei "schwer zu beantworten", wie er jetzt einen positiven Impuls setzen wolle, gab der Trainer zu. "Wir setzen ihn schon. Aber wir setzen ihn morgen oder übermorgen, wir haben noch zwei Tage Zeit", meinte er.

Martin Ödegaard und Kai Havertz vom FC Arsenal beim Torjubel
Kapitän Martin Ödegaard (l.) und Kai Havertz (r.) sind zwei der Erfolgsgaranten beim FC ArsenalBild: Frank Augstein/AP Photo/picture alliance

Die Saison 2023/2024 ist für den FC Bayern München schon eine Spielzeit zum Vergessen. Meister werden, das DFB-Pokal-Finale erreichen und um den Titel in der Champions League mitspielen - so lauten jedes Jahr die logischen Saisonziele des besten deutschen Fußballvereins.

Zwei davon haben sie bereits verpasst. Sollte es in Hin- und Rückspiel (9. und 17. April) der Königsklasse gegen Arsenal auch schiefgehen, wäre aus Münchener Sicht die Katastrophe perfekt.