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Politik direkt Forum vom 04. 02. 2008

11. Februar 2008

"Werden Kontrollen auf Flughäfen übertrieben?"

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Bild: AP

Informationen zum Thema:

Fliegen ohne Flüssigkeiten - Was bringen die Anti-Terror-Gesetze an Flughäfen?

Vor einem Jahr hat die EU-Kommission neue Kontrollen für Europas Flughäfen beschlossen: Flüssiges muss in Tüten, maximal ein Liter darf mit an Bord. Seitdem gibt es beim Sicherheits-Check das immer gleiche Theater: Es geht um Wasserflaschen, Parfüm, Shampoos oder das Nutella-Glas. Das meiste landet im Müllcontainer. Zwischen sechs und sieben Tonnen Flüssigkeiten werden jeden Tag an deutschen Flughäfen weggeworfen. Inzwischen zweifeln immer mehr Politiker und Passagiere am Sinn dieser Anti-Terror-Vorschrift. Und das EU-Parlament fordert, das Flüssigkeitsverbot zu überprüfen. Denn ein Sicherheitsgewinn sei bislang nicht ersichtlich.

Unsere Frage lautet:

Werden Kontrollen auf Flughäfen übertrieben?

Anworten unserer Zuschauer:

Werner Horbaty, Nicaragua:

"Als ich im Jahre 1970 den ersten Jumbojet nach New York nahm, durfte man wie in einem Bus einsteigen und eine Stunde vor Abflug da zu sein war o.k. Heute wollen die Amis sogar Militärbegleitung von Zivilflugzeugen. Eine andere Herzeigung von 'Liberty' war hier während der Revolutionszeit in den 80-er Jahren. Die Amis hatten und haben immer noch eine Riesenfestung als Botschaft, die Schweizer hatten und haben immer noch die Türen offen."

Gerhard Seeger, Philippinen:

"Sechs Zentimeter lange Messer können durchaus tödlich verletzen, sind aber erlaubt, Wasser (ist) verboten. Sicherheitsregeln (sind) zwar unbequem, aber nötig. Aber sie müssen auch Sinn machen. So manche Regelung ist unsinnig – siehe die Messerregel. Terroristen werden eher leicht tarnbare Plastik-Sprengstoffe nutzen (kleine Menge, große Wirkung), statt auffälliger, gar zu mischender Flüssigkeiten."

Martin Burmeister, Venezuela:

"Eindeutig ja, besonders, weil auf außereuropäischen Flughäfen, wie hier in Südamerika, zum Beispiel Flüssigkeiten im Handgepäck nicht beanstandet werden."

Herbert Fuchs, Finnland:

"Ich finde, dass die Sicherheit an erster Stelle stehen muss und die Fluggäste sich genau checken lassen müssen nach Sachen, die nicht ins Handgepäck gehören, besonders bei Fernreisen. Bei Kurzstrecken sollte nicht all zu übertrieben werden, nur bei Verdacht. Es sollte von Kontrolleuren genau geprüft und in Augenschein genommen werden, welcher Fluggast was mitnehmen darf. Bei (bestimmten) Fluggästen, wie zum Beispiel bei Familien, Geschäftsleuten und Urlaubern sollte man nicht so pingelig sein und ihnen alles mögliche abnehmen, was im Handgepäck ist (...) Wichtig ist nur, dass die Produkte nicht geöffnet worden sind. Ansonsten gilt: 'Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser', wenn der Kontrolleur ein mulmiges Gefühl hat."

Herbert Brasch, Deutschland:

"In Ihrem Beitrag ist die Arroganz des Herrn EU-Kommissars zu spüren. Wenn etwas nicht mehr zeitgemäß ist, muss man sich davon trennen. Dass (Bundesinnenminister, d. Red.) Schäuble sich dieser Meinung des EU- Kommissars anschließt, beweist er ja ständig mit seinen Internetdurchsuchungen."

Erich Hajek, Thailand:

"Die derzeitigen Flüssigkeitsregelungen sind nur eine Schikane für normale Passagiere. Jeder intelligente Terrorist wird eine Möglichkeit finden, die Kontrollen zu umgehen und gefährliche Stoffe oder Waffen an Bord zu schmuggeln. Allerdings reicht es nicht, die Regelungen in Europa zu ändern, da aufgrund der blinden US-Terrorangst weltweit ähnliche Regeln eingeführt wurden. Trotzdem sollte Europa mit gutem Beispiel vorangehen und wieder zu gesundem Menschenverstand zurückfinden."

Gerhard Tonn, Philippinen:

"(...) Sicherheit auf Flughäfen und an Bord von Flugzeugen hat absoluten Vorrang. Kosmetik in größeren Mengen sind kein Gefahrgut und fallen nicht unter die Verbotsliste der FAA (US-Luftsicherheitsbehörde, d. Red.). Das Abtasten mit dem Pieper geht in Ordnung, Gürtel und Schuhe im Röntgengerät lasse ich auch noch gelten. Ich war selbst viele Jahre Airliner. Ich glaube, ein Urteil abgeben zu dürfen. Es ist genug! Mehr wäre für die gesamte Fliegerei nicht gut."

Marco Stettler, Ukraine:

"Wir alle wollen sicher fliegen, keine Frage. Was aber derzeit für eine Sicherheits-Hysterie und Kontrollwut um sich greift, ist einfach nicht verhältnismäßig. (...) Als Vielflieger, der jede Woche viermal in ein Flugzeug steigt, habe ich es aufgegeben, mich aufzuregen, obwohl die Sicherheitskontrollen wirklich oft lächerlich sind. Ein paar Beispiele: Ich steige an vielen Flughäfen um. Mit Ausnahme von München, werden 'saubere' Transitpassagiere, die aus einem Flugzeug kommen, wo sie bereits kontrolliert wurden, beim Umsteigen nochmals kontrolliert. Das ist nicht nachvollziehbar und führt zu Verspätungen. (...) Im Bereich Duty Free werden unwissende Passagiere systematisch verarscht. Ich habe viele weinende Passagiere gesehen, z. B. Ukrainer, die in Budapest umsteigen und vorher etwa in Asien mit dem letzten Geld Duty-Free-Geschenke eingekauft hatten, dann aber alles wegschmeißen mussten, weil es nicht nach EU-Regel versiegelt war. (...) Man hat schon den Eindruck, dass die ganzen Maßnahmen reiner hilfloser Aktionismus sind, um zu zeigen, dass man irgendwas macht und das Problem ernst nimmt, jedoch ohne irgendwelche Relevanz für das Sicherheitsniveau."

Lee Davis Cornelius, USA:

"Nach meinem Dafürhalten wird der Kampf gegen den Terror übertrieben. Wir sollten langsam zurückzukehren in die Zeit vor dem 11. September 2001. Die Fluggesellschaften wird es freuen."

Erwin Scholz, Costa Rica:

"Die 'Flüssigkeit' kommt nicht an Bord.

Sie könnte explodieren.

Sollt' man der Gäste Blut vor Ort

nicht auch gleich konfiszieren?

Wer schließt heut‘ Möglichkeiten aus,

die denkbar als finaler Graus?"

Klaus Warkentin, Mexiko:

"Die amerikanische Sicherheits-Hysterie ist weitaus übertrieben und hat genau das erreicht was die Terroristen wollen: "Angst einjagen". Warum werden Fluggäste kontrolliert und Bahn-, Bus- und Schiffsreisende sowie Koffer verschont? Bisher haben diese strengen und lästigen Kontrollen außer Zeitverlust, Frust und Ärger nichts gebracht und sollten wie hier in Lateinamerika, erleichtert werden."

Claus Stauffenberg, Australien:

"Die Sicherheitsregeln an Flughäfen sind zwar oft lästig, aber sie wurden aus gutem Grund eingeführt. Mit Flüssigkeiten sollte man folgendermaßen umgehen: Duty Free-Artikel sollten speziell versiegelt werden. Unversiegelte Güter sollten auf Sprengstoff untersucht werden. Es würde übrigens keine Probleme mit der bestehenden Regelung geben, wenn die Hersteller von Waren durchsichtige Plastikverpackungen speziell für den Luftverkehr anbieten würden."

Oskar Weber, Costa Rica:

"Die Kontrollen auf Flughäfen sind z.T. nicht nur übertrieben, sondern auch in vielen Fällen wirkungslos. Ein Messer aus Bambus, scharf geschliffen, kann genau soviel Unheil anrichten, wie eine herkömmliche Stichwaffe aus Stahl. Nur ein Bambusmesser ist beim Durchleuchten viel schwerer zu erkennen."

Die Redaktion ‚Politik direkt‘ behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen.

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