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Politik direkt Forum vom 11. 02. 2008

19. Februar 2008

"Sollen Spendensammler Prämien bekommen?"

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Unicef Deutschland Eingang in KölnBild: AP

Informationen zum Thema:

Spitzenprovisionen von Spendengeldern - Das Kinderhilfswerk UNICEF in der Krise

Tausende Spender wenden sich ab, freiwillige Mitarbeiter wollen nicht mehr sammeln, prominente Ehrenbotschafter sind erschüttert. Die deutsche Führung des globalen Kinderhilfswerks ist ins Gerede gekommen. Der Geschäftsführer ist zurückgetreten. Ihm wird vorgeworfen, Spendengelder für teure Berater verschwendet zu haben. Zudem ist es zu gravierenden Schlampereien bei der Betriebsführung gekommen. Schwerwiegende Fehler, so scheint es, unter denen notleidende Kinder in aller Welt zu leiden haben. Der Imageschaden für das größte Kinderhilfswerk der Welt ist jedenfalls schon jetzt beträchtlich.

Unsere Frage lautet:

"Sollen Spendensammler Prämien bekommen?"

Antworten unserer Zuschauer:

Gerhard Seeger, Philippinen:

"Nein. Statt sich der Hauptaufgabe, dem Helfen, zu widmen und sich Verbinden, machen sich zu viele Organisationen Konkurrenz, so dass sie Marketingmethoden brauchen um an Spenden zu kommen. Das kostet. Wie gut man leben kann von dem Elend und dem Vertrauen der Spender hat schon vor etwa 20 Jahren Graham Hancock in 'Lords of Poverty' (deutsch: Händler der Armut) eindeutig nachgewiesen. Schon damals verbrauchten die 'Hilfsorganisationen' 80 % der Spendengelder für sich. Überhöhte Gehälter, Spesen, usw. Jetzt auch noch Prämien? Nicht nur UNICEF, alle gehören jetzt auf den Prüfstand (...)."

Herbert Fuchs, Finnland:

"Das Kinderhilfswerk UNICEF sollte man jetzt auf keinen Fall auch schlechtreden, auch wenn einige unfähige Hauptmitarbeiter einen erstklassigen Bockmist gebaut haben, der zum Himmel schreit. Den hilfsbedürftigen Kindern weltweit ist am allerwenigsten geholfen, wenn man auch noch sie bestraft durch Austritt. Eine bessere Überwachung der Ausgaben wäre angebracht gewesen. Nur da liegt der Hund, bzw. der Fehler begraben. Fazit ist, dass fast überall Misswirtschaft betrieben wird, wo mit großen Geldsummen gespielt wird. Das ist eine alte Weisheit, (bekannt) nicht erst seit UNICEF 2008. (...) Es sollte nur freiwillige Spendensammler geben, das wäre die allerbeste Werbung in Hinblick auf das gestellte Ziel, um was es gehen sollte: den armen, chancenlosen Kinder weltweit eine Zukunft zu geben. Auch den geldgierigen Berater sollte ein Riegel vorgeschoben werden."

Uyanga Delger, Mongolei:

"Ich erkenne an, dass für professionelle Leistungen besondere Prämien benötigt werden. Internationale Organisationen müssen allerdings von der Öffentlichkeit und von externen Prüfern strenger kontrolliert werden. (...) In meinem Land z. B. geben sich die meisten internationalen Organisationen keine Mühe, ihre Jahresberichte und die teuer bezahlten Expertengutachten auf mongolisch zu veröffentlichen. Wie können die Menschen dann diese Organisationen kontrollieren? Diese Praxis muss geändert werden."

Werner Horbaty, Nicaragua:

"Organisationen, die kranken und armen Menschen helfen, machen sehr gute Arbeit. Im Grunde müssten sie zusätzliches Geld aus der Staatskasse bekommen, damit sie noch mehr Menschen mit schlechter Bildung helfen können. Wie heißt es doch so schön: Wissen ist Macht und Macht ist Wissen!"

Claus Stauffenberg, Australien:

"Hilfsorganisationen sind nicht per se unschuldig, nur weil sie Gutes tun. Tatsächlich sind einige regelrechte Betrüger, die den guten Willen der Spender ausnutzen. Manchmal wird mit dem Geld sogar mehr Schaden als Nutzen angerichtet. Der Staat sollte diese Organisationen überprüfen und die Leute sollten sich zweimal überlegen, wem sie ihr Geld anvertrauen. Die beste Hilfe, ist die, die man mit seinen eigenen Händen gibt, nicht mit seinem Geld!"

Erwin Scholz, Costa Rica:

"Sammeln für Kinder in Nöten

auf der Straße und ohne Lohn

und "Berater" tun's für Kröten?

Ein sehr verschied'ner Umgangston."

Walter Stoewe, USA:

"Spendensammler in den USA haben sich schon jahrelang an hohen Prämien bereichert, weil die Gesetze es erlauben. Charities (Hilfsorganisationen, d. Red.) sind hier ein sehr profitables Geschäft. Hoffentlich kommt es bald zu neuer Gesetzgebung, welche den üblen Spendensammlern hier und in Europa das Handwerk legt. Bis dann geben wir keinen Cent mehr."

K.C. Lazar, Indonesien:

"Prämien sind in Ordnung, aber sie müssen sich in Grenzen halten – sprich: die Honorare sollte die eines Angestellter im öffentlichen Dienst nicht überschreiten. Spendensammeln ist in der Tat eine Kärrnerarbeit, die eine geschickte Planung voraussetzt. Um einen potentiellen Spender zu überzeugen, braucht man Geschick, Kompetenz und Fleiß."

Die Redaktion "Politik direkt" behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen.