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Politik direkt Forum vom 15. 05. 2008

22. Mai 2008

"Sollten katholische Priester heiraten dürfen?"

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Bild: Bilderbox

Informationen zum Thema:

Priester ohne Frau - Zölibat in der Kritik

Anton Aschenbrenner war Priester aus Passion, auch als er mit seiner Freundin Birgit heimlich zusammenlebte. Die Heimlichkeit wird jäh beendet als seine Freundin ein Kind erwartet. Aschenbrenner offenbart sich der kirchlichen Obrigkeit. Sie rät ihm, seine Freundin zu verlassen und woanders als Pfarrer zu wirken. Der werdende Vater will weder Frau noch Kind verlassen und wird suspendiert. Kein Einzelfall: Jeder dritte katholische Priester, sagen vorsichtige Schätzungen, hält sich nicht an den Zölibat. Jetzt sorgt der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz Zollitsch für Aufsehen: Er bezweifelt den Sinn des Zölibat.

Unsere Frage lautet:

"Sollten katholische Priester heiraten dürfen?"

Antworten unserer Zuschauer:

Lea Norris, Australien:

"Sind Priester nicht auch Menschen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott von ihnen verlangt zu vergessen, was das Leben wirklich ausmacht: Liebe und Familie."

Hassan Munir Khan, Ukraine:

"Sie sollten heiraten dürfen, denn sie sind wie andere Menschen auch und haben die gleichen Rechte. Heiraten ist eine gute Sache, die der Natur entspricht."

Gunnar Voigt, Deutschland:

"Letztendlich liegt es im Ermessen der Kirche oder einer jeden anderen Organisation, welche Pflichten sie ihren Mitgliedern auferlegt. Werde ich dort Mitglied, sollte ich mir vorher überlegen, ob diese Pflichten und Einschränkungen meinen Vorstellungen entsprechen. Bin ich Mitglied, sollte ich mich nicht darüber beschweren. Für mich wird die Lage erst dann brenzlig, wenn andere darunter leiden müssen. Ich kann auf jeden Fall der katholischen Kirche empfehlen, die Sorgen der Betroffenen genauer zu betrachten und gegebenenfalls Lösungen zu finden."

Horst Michael Thiel, Philippinen:

"Das Zölibat ist organisierte Heuchelei. Es zeigt, wie weit die katholische Kirche von der Realität und den Problemen der Menschen entfernt ist."

Heinz Dieter Chiba, Kanada:

"Als Atheist habe ich indirekt Respekt für sogenannte katholische 'Priester'. Ich bin jedoch gegen ein von Rom verhängtes internationales Zölibat, denn unser Leben kann sich nicht nach einem fiktiven, übermoralisch zusammengeflickten Kompendium (sprich: die Bibel) aus lang versandeten Zeiten richten. Es ist einfach unlogischer Unsinn, Regeln einer anderer Zeit heute zu verordnen. Nietzsche hat uns schon vor gut 100 Jahren von diesem christlichen Unfug befreit."

Herbert Fuchs, Finnland:

"Bei aller Bescheidenheit sollte man es von der menschlichen Seite ehrlich und nüchtern betrachten. Wie schon in der Bibel im alten Testament steht: 'Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine lebt'. Im finsteren frühen Mittelalter waren sogar Päpste verheiratet, von denen heutzutage die katholische Kirche nicht mehr spricht. Im 21. Jahrhundert wäre es angebracht, wenn der Papst das Zölibat mitmenschlich entstauben und in der kirchlichen Asservatenkammer hinterlegen würde."

Theo Pitsch, Thailand:

"Warum nicht - wenn sie sich lieben!"

Gerhard Eustergerling, Brasilien:

"Priester sollten wählen können zwischen heiraten und nicht heiraten. Ich freue mich mit allen katholischen Priestern, die der Stimme ihres Herzens folgen und mit ihrer Frau leben. Schade, dass es fast immer geheim bleiben muss. Die Leitung der Kirche sollte die Gläubigen fragen, ob sie auf zölibatäre Priester bestehen. Ganz demokratisch: die Mehrheit siegt, nicht nur bei der Papstwahl, sondern auch in solchen Angelegenheiten."

Jose Aranha Diniz, Brasilien:

"Die Aufhebung vom Zölibat hätte verheerende Folgen für die katholische Kirche, und ihre Glaubwürdigkeit könnte darunter noch mehr leiden. Gibt es erst verheiratete Priester, kommt es auch zu Scheidungen mit all den bekannten Unannehmlichkeiten. Das ist mit der Rolle eines geweihten Priesters nicht zu vereinbaren. Besser ist es, den Schein zu wahren!"

Rajendra Raja, Indien:

"Das Zölibat ist eine Übung der Enthaltsamkeit, die wichtig ist für den hohen Dienst am Menschen. Wie sonst sollten Menschen die Priester als Vater oder Erzbischof ansehen oder sie als Symbol Gottes erkennen. Es ist schade, dass diese Debatten auf so niedrigem Niveau geführt werden. Alle religiösen Führer müssen materiellen Dingen entsagen und im Zölibat ihren Geist disziplinieren. Auf der einen Seite Sex zu haben und andererseits Gottes Wort und Moral jungen Männern und Frauen zu lehren –das passt nicht zusammen."

A. Hegele, Brasilien:

"1. Mose 2. Vers 18. Und Gott der Herr sprach: ‚Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei.‘ So steht es in der Bibel und ich meine, es ist gut!"

Norman Higginson, USA:

"Das ist im Prinzip eine interne Angelegenheit der Kirche, aber wenn Priester die Gemeindemitglieder in Mitleidenschaft ziehen wegen der Regeln ihrer Kirche, dann sollte sich die Institution ändern. Der Papst spricht zwar vor amerikanischen Katholiken über Missbrauch durch Priester an Kindern, aber die Ehe zu erlauben, davon sagte er kein Wort."

Martin Burmeister, Venezuela:

"Warum nicht? Die protestantische Kirche ist nicht zuletzt daraus entstanden, dass Priester eine Ehe eingehen und damit Familien gründen konnten. Aus vielen dieser Ehen sind in der ganzen Welt bedeutende Frauen und Männer hervorgegangen. Auch dies sollte sich die katholische Kirche zum Beispiel nehmen."

Waltraud Maassen, Neuseeland:

"Wenn ich mich so umschaute und gesehen habe, dass die katholischen Priester eine heimlich Liebe hatten und ein heimliches Leben führten, dann kamen mir große Zweifeln über den Sinn des Zölibats. Der Priester ist auch nur ein Mann. Sollte das Zölibat nun doch aufgehoben werden, dann könnten auch endlich die Kinder der heimlichen Liebe legitimiert werden. Aber Rom und sein Papst sind ja so was von rigide!"

René Junghans, Brasilien:

"Ich finde das Zölibat veraltet und absolut unsinnig. Jeder Mann braucht eine Frau, um sich anerkannt zu fühlen. Niemand ist eine Insel, um isoliert im großen Ozean des Lebens zu vereinsamen. Da machen auch Pfarrer keine Ausnahme. Einem werdenden Vater vorzuschlagen, Frau und Kind im Stich zu lassen, ist so ungehörig und unverfroren, da kann man diesem Pfarrer nur Recht geben, sich für seine Familie entschieden zu haben. Pfarrer, die im absoluten Zölibat leben, sind oft jene, die sich gleichgeschlechtlichen Beziehungen hingeben, oder schlimmer noch, sich an Kindern vergehen. Die zahlreichen in USA bekannt gewordenen Fälle sind doch ein klares Beispiel dafür."

Mario Schwark, Paraguay:

"Ich bin absolut dafür, dass Priester heiraten dürfen. Gott hat Mann UND Frau erschaffen. Das Zölibat ist eine verdeckte Zurückweisung eines Teils der Schöpfung. Einsamkeit kann nicht der Wille Gottes sein."

Dr. Erwin Scholz, Costa Rica:

"Manch Pfarrer, der nicht feind dem Leib,

sinniert des öfter'n, Gott, ein Weib

gönnte mir das Gros der Leute

und ich hätt' mehr Spaß am Heute.

Der Kirche schwant's, zölibatär

erheitert kaum, beklemmt vielmehr."

Paul Stadelmann, Venezuela:

"Wie soll ein Priester seine Gläubigen durchs Leben steuern, wenn er es selbst nicht aus dem Alltag kennen darf? Es ist die älteste Heuchelei der katholischen Kirche, womit sie ihre Angestellten am Gängelband führen kann. Die sexuellen Übergriffe dürfen dann die schutzbefohlenen Kinder und Jugendliche auf der ganzen Welt ausbaden. Lasst die Priester heiraten und Familien haben, damit die Kirche vielleicht ein wenig menschlicher wird."

Anneliese Brunner, Argentinien:

"Selbstverständlich sollten Priester heiraten! Es ist mir unverständlich, wie sie Beichten abnehmen, ohne eine Ahnung des normalen Lebens zu haben, wie Familie mit Problemen, Kummer und Freude. Sie sind vollkommen weltfremd, wie können sie da Rat und evtl. Hilfe geben???"

Die Redaktion 'Politik direkt' behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen.