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Politik direkt Forum vom 16. 04. 2009

23. April 2009

"Ist eine Welt ohne Atomwaffen machbar?"

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US-Präsident Obama wirbt vor tausenden von begeisterten Zuhörern in Prag für die Vision einer atomwaffenfreien Welt.Bild: picture-alliance/ dpa

Informationen zum Thema:

Atomwaffenfreie Welt? - Warum der Vorschlag Obamas auch in Deutschland so gut ankommt

In der Geschichte der deutschen Friedensbewegung hat es das so noch nicht gegeben: Die Teilnehmer der traditionellen Ostermärsche feiern den Slogan eines amerikanischen Präsidenten: Wir wollen eine Welt ohne Atomwaffen. Das hatte Barack Obama in Prag gesagt. Die Abrüstungsinitiative des amerikanischen Präsidenten stößt in Deutschland auf breite Unterstützung. Von Außenminister Steinmeier, bis über FDP-Chef Westerwelle und natürlich auch die LINKE wollen viele Politiker ebenfalls eine Welt ohne Atomwaffen. Lediglich die Christdemokraten halten am Prinzip der atomaren Abschreckung fest; machen sich dafür stark, dass in Deutschland die wenigen amerikanischen Nuklearwaffen bleiben, die noch in der Eifel lagern.

Unsere Frage lautet:

"Ist eine Welt ohne Atomwaffen machbar?"

Antworten unserer Zuschauer:

Herbert Fuchs, Finnland:

"Viele Menschen glaubten nach dem furchtbaren, mörderischen, schrecklichen zweiten Weltkrieg, dass (...) es wohl keine Kriege mehr gäbe. Die Menschen glaubten fest, man hätte wohl gelernt daraus. Auch viele alte Lanzer meinten bei der Gründung der Bundeswehr in den 50er Jahren 'Die alten Affen sind die neuen Waffen!. Wir brauchen kein Militär etc. mehr! Alles überflüssig!' Ja, und bin der Überzeugung, dass in naher Zukunft die Welt ohne Atomwaffen wohl kaum auskommt. Wie schon der große, edle, weise, welterfahrene Journalist Peter Scholl-Latour sagte: 'Ich glaube nicht mehr daran, dass der Mensch gut ist!' Und gerade deshalb ist der Besitz von Atomwaffen das kleinere Übel auf der Welt. Denn es ist eine Utopie, dass es eines Tages möglich wäre, dass die Menschheit friedlich miteinander auskommt. (...) Solange es arme und reiche Menschen gibt, ist der Friede auf Erden Millionen Lichtjahre entfernt. Das ist keine Fata Morgana."

Rolf Bockmühl, Philippinen:

"(...) Ich denke nein. Denn was sollen all die alten Soldaten und Politiker ohne Drohwaffen machen? Wollen diese Personen selbst gegeneinander kämpfen, wenn sie sich misstrauen? Nein, das überlässt dieser Personenkreis lieber den jungen, tatendurstigen Menschen. So werden neben Atomwaffen, auch andere 'Schweinereien' immer weiter entwickelt. Einmal um Drohpotenzial zu haben. Weiterhin um den überwiegend gutgläubigen Menschen Sicherheit vor Feinden (wo immer diese auch stehen sollten?) vorgaukeln zu können. Gleich welcher Couleur, gleich welcher Religion oder welcher Einstellung. Politiker werden doch schnell von der Generalität davon überzeugt, weitere Waffen zu produzieren. Vielleicht obsiegt die Vernunft, wenn irgendwo irgendwer doch einmal einen Atomsprengkopf zündet. Ich sehe in diesem Jahrhundert keinen Tag ohne A-Waffen - leider. Und ich werde (eine) atomfreie Welt nicht erleben. Vielleicht unsere Enkel. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt."

Gerhard Seeger, Philippinen:

"Es wäre schön. Aber der Dschinn (Geist, d. Red.) ist aus der Flasche, heißt, das Wissen ist da und der Bau der Atombombe kann jederzeit wieder aufgenommen werden. Bereits Studenten wissen genug, um im Kellerlabor die Bombe zu bauen. Somit auch Terroristen. Und um sich das nötige Material zu besorgen gibt es immer gewissenlose Menschen, die Zugang haben und gegen Geld liefern werden. Auch werden manche Staaten nicht so einfach (ihre) Superwaffe aufgeben wollen. In Deutschland stellen sich die Christdemokraten quer. In den USA wird Obama auch auf Wiederstand stoßen, den er nicht brechen kann. Darum wurde es auch weit in die Zukunft gelegt. 'Nicht mehr zu seiner Lebzeit'. Und gab es nicht auch einmal ein Abkommen gegen chemische und biologische Waffen? Und so manche Staaten - auch die USA- haben sie im Geheimen weiter entwickelt. Man kann vielleicht auch im Geheimen Atomwaffen lagern."

Erwin Scholz, Costa Rica:

"Das Hackebeil, das Schwert, der Prügel

füllten einst kleine Grabeshügel.

Der Einsatz atomarer Bomben

häuft Tote in den Hekatomben.

Sollt' wieder nutzen zur Schlacht das Beil,

sich einfach köpfen, was auch sehr geil.

Wollt's einer dann extrem gemütlich,

ließ man auch dies sein und würd' friedlich."

Hannelore Krause, Deutschland:

"Es wäre sehr zu begrüßen, wenn dem so wäre. Wenn der Gegenwert allen Menschen auf der Erdkugel ein Leben in Frieden und in gesicherten Verhältnissen bescheren würde, niemand mehr hungern und darben müsste, wobei konventionelle Kriege nach wie vor nicht auszuschließen sind. Die Atomwaffen allerdings sind ja nun schon einmal vorhanden. Und ob diejenigen, die sie besitzen, sie hergeben oder vernichten würden, weiß niemand so richtig zu beantworten, weil keiner dem anderen so richtig traut. Und dann gibt es auch noch die Unbekannten, jene, von denen man nicht weiß, ob sie im Besitz von Atomwaffen sind. Und deshalb hege ich große Skepsis, ob sich die Wunschvorstellungen des amerikanischen Präsidenten nach einer atomwaffenfreien Welt erfüllen ließen. Es wäre zu schön, um wahr zu sein."

Lee Davis, USA:

"Wir können ohne diese Waffen leben und wir müssen es. Die Welt ist nach Ende des kalten Krieges eine andere geworden. Die Völker sind abhängiger voneinander geworden und müssen deshalb in dieser Sache eng zusammenarbeiten."

Mazhar el Shorbagi, Schweiz:

"Ja, es ist machbar. Amerikaner, Russen und Briten geben immer an, nichts sehnlicher zu wollen als ein Ende von Atomwaffentests. Gleichzeitig wollen sie eigene Tests nicht ausschließen, solange es keinen entsprechenden Vertrag gibt. Und warum kommt kein Vertrag zustande? Weil es in diesen Ländern keinen öffentlichen Druck in dieser Frage gibt – außer in Japan. Ein Vertragswerk setzt Verantwortung und gegenseitiges Vertrauen voraus. Also muss gewährleistet sein, dass kein Vertragspartner einen taktischen Vorteil für sich erzielen kann. Wenn das in der öffentlichen Meinung überall auf der Welt verstanden ist, dann ist ein Vertrag zum Stopp aller Atomtests möglich."

Nguyen van Hoe, Vietnam:

"In der heutigen Zeit ist eine Welt ohne Atomwaffen unmöglich. Obamas Traum bleibt nur ein Traum, und utopisch, denn es fehlen Anfangsbedingungen, besonders das gegenseitige Vertrauen, das keine politische Couleur in der Welt hat."

René Junghans, Brasilien:

"Eine Welt ohne Atomwaffen ist nicht nur möglich, sondern auch absolut notwendig! Nur so kann man das Überleben der Menschheit langfristig sichern. Es sollte ohnehin keine Kriege geben. Die menschliche Intelligenz sollte dazu eingesetzt werden, in Frieden miteinander zu leben und um Armut zu beseitigen, sowie Schulausbildung, Krankenvorsorge etc. zu verbessern. Solange es aber noch Kriege gibt und diese 'nur' konventionell ausgetragen werden, gibt es einen Schimmer am Horizont, dass die Menscheheit sich nicht völlig ausrottet. Es muss doch möglich sein, durch einen Dialog Zwistigkeiten zu beseitigen. Warum denn immer gleich zur Waffe greifen? Alle Menschen sind gleich, es gibt nicht so etwas wie zweitklassige Menschen, die durch reine Ignoranz blutrünstiger Machthaber immer wieder bekriegt werden. Warum kam bisher keiner auf die Idee, die mächtige Waffenindustrie zu unterbinden, das Militär abzuschaffen und stattdessen Frieden zu verbreiten und die billionenschweren Ausgaben für Kriegseinsätze nützlicher einzusetzen?"

Die Redaktion von 'Politik direkt' behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen.