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Politik direkt Forum vom 17. 07. 2008

24. Juli 2008

"Können wir auf Atomkraft verzichten?"

https://p.dw.com/p/Ein6
Kernkraftwerk Biblis (AP Photo/Michael Probst)Bild: AP

Informationen zum Thema:

Zankapfel Atomkraft - Warum in Deutschland über das Für und Wider der Atomkraft gestritten wird

Eigentlich ist die Sache klar, und es steht auch so im Vertrag der
Regierungskoalition: In Deutschland sollen die Atomkraftwerke bis 2021 abgeschaltet werden. Für die CDU-Bundeskanzlerin und ihre Union war das immer eine bittere Pille. Und in Zeiten hoher Energiepreise und einer weltweiten Renaissance der Kernkraft, scheint sich der Streit zwischen Union und SPD über den "Ausstieg aus dem Ausstieg" zu einem Wahlkampfthema zu entwickeln. Deutsche Wissenschaftler aus dem Kernforschungszentrum in Karlsruhe wundern sich nur. Bei ihnen herrscht Aufbruchstimmung: Sie arbeiten derzeit am Superkernkraftwerk der Zukunft - auch wenn das dann möglicherweise nur im Ausland gebaut wird.

Unsere Frage lautet:

"Können wir auf Atomkraft verzichten?"

Antworten unserer Zuschauer:

Thomas Hess, Kambodscha

"Die ganze Atomkraftverneinung kommt aus den 80ern. In dieser Zeit war auch Diesel mal umweltfreundlich und dann nicht mehr. Die Forschung, Technik und Sicherheit ist mit damals nicht vergleichbar. Also, aufgrund der aktuellen Energieproblematik: Nein, in Ländern wie Deutschland kann man nicht auf Kernenergie verzichten. In Kambodscha (Kraftwerke i.d.R. Diesel) hingegen, wo ich lebe, hat man in Fragen Sicherheit nicht das selbe Verantwortungsbewusstsein. Da würde ich es auch ablehnen; trotz der hohen Kosten für Strom."

René Junghans, Brasilien

"Ich meine, dass Atomkraftwerke seit langem so sicher sind, dass man diese sorglos verwenden kann, auch wenn ab und zu ein kleinerer Unfall passiert. Aber seit Tschernobyl hat sich ja Einiges in Fragen Sicherheit und neuer Technologien getan. In jedem Land, das von teuren Erdölimporten abhängig ist, sollte man auf gar keinen Fall auf Atomkraft verzichten. Selbst bei uns in Brasilien wird ein drittes Atomkraftwerk in Angriff genommen. Nach Angra 1 und Angra 2 kommt demnächst Angra 3. Und das, obwohl Brasilien nicht nur 100% seines Erdölverbrauchs selbst fördert, sondern auch enorme Erdölreserven besitzt, die eigentlich von Atomkraft unabhängig machen. Aber es scheint hier wirtschaftlich vorteilhaft zu sein, auf Atomkraft zurückgreifen zu können. Meiner Meinung nach ist die Angst vor einem Atomunfall übertrieben und nicht nachvollziehbar. "

Herbert Fuchs, Finnland

"Nein, auf keinen Fall wird es in naher Zukunft möglich sein, mit einer anderen alternativen, umweltfreundlichen Energie den weltweiten Energiepoker den Wind aus den Segel zu nehmen und sich zum Beispiel für Sonnen- und Windenergie etc. zu entscheiden. Der Atomkraftgeist ist sprichwörtlich gesagt aus der Flasche. Und nicht die Atomkraft ist das große Problem Nr.1, sondern der Mensch vor Ort und seinen Atomabfall: wohin damit? Wir müssen damit leben, ob es uns recht ist oder auch nicht. Und die Atomkraft wird noch einige viele Generationen lang die dringend nötige finanzierbare Energie für unser tägliches modernes Leben liefern. Denn wer will in Zukunft im Dunklen herum sitzen und auf alles verzichten? Nicht nur im Kalten Krieg war die Atomkraft ein Pokerass, sondern auch im heutigen, gemeinen, weltweiten Pokerenergiespiel gegen jede nicht vorhersehbare Abhängigkeit ums tägliche und nicht zuletzt wirtschaftliches Überleben. "

Albrecht Hegele, Brasilien:

"Wenn der Atomstrom durch ökologisch erzeugten Strom ersetzt werden kann, kann man die Kernkraftwerke abschalten."

Helge Weyland, Argentinien:

"Die Frage ist falsch gestellt, können wir auf Energie verzichten ? Nein, sie muss nur bezahlbar, sauber, sicher und umweltfreundlich sein. Und da sind Forschung und Industrie gefordert. Hier in Argentinien haben wir seit Jahren das Problem, dass vom Staat gar nichts gefördert wird , so dass es in der Industrie zu Kurzarbeit mit Produktionsausfällen kommt, die Gefriertruhen der Lebensmittehändler ausfallen, und die Haushalte mit stundenlangen Stromsperren gestraft werden."

Erich Prinz, Thailand:

"Ja, verzichten könnten wir schon, wenn jede einzelne Regierung eines jeden Staates mit- machen würde. Dann würde die Solarenergie nicht so hoch in der Anschaffung sein. Ich bin schon der Überzeugung, dass es sich sicherlich jeder Einzelne überlegt, ob er sich doch ein (Solarpanel, d. Red.) auf sein Dach installieren lässt. Denn jedes Kilowatt, das von der Sonne oder eben vom Wind kommt, spart Atomkraft . Davon bin ich schon überzeugt. Hier in Thailand sind auch für uns Ausländer die Anschaffungskosten noch zu hoch."

Adalbert Goertz, USA:

"Deutschland muss auf Kernkraft setzen!"

Gerhard Seeger, Philippinen:

"Atomkraft wird gerne als die sauberste (Energie, d. Red.) bezeichnet, da man wie bei anderen Kraftwerken die austretenden Schadstoffe nicht sehen kann. Man kann bereits von sehr viel radioaktiver Strahlung umgeben sein, aber man sieht, riecht, schmeckt nichts. Aber eingekreist von Ländern, die Atomkraftwerke betreiben und weiter bauen und (angesichts der Tatsache, dass) gefährliche Strahlung keine Grenzen kennt, macht es wenig Sinn, sich auszuschließen. Das gute Beispiel wird nicht angenommen und wirtschaftlich könnte es abwärts gehen. Deutschland könnte versuchen, im Bau sicherer Atomkraftwerken und dem Einhalt der Sicherheitsvorschriften Beispiel gebend zu sein."

Erwin Scholz, Costa Rica:

"Kraft, die dem Kerne inne,

dass sie uns zum Gewinne.

Problematisch wird es nur,

flippt sie aus auf dieser Tour."

Karl-Hans Rath, USA:

"Es wäre geradezu unverantwortlich, die Atomenergie im Energiespektrum auszuschließen, da dies zur Verarmung des deutschen Volkes führen würde."

Lee Davis, USA:

"Ich hoffe, dass es ein US-Präsident Obama einfacher für Deutschland macht, der Kernkraft den Rücken zu kehren. Sie müssen sich dann halt auf russische Öl- und Gaslieferungen verlassen."

Die Redaktion von ‚Politik direkt‘ behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen.