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Politik direkt Forum vom 18. 12. 2008

22. Dezember 2008

"Müssen Mörder Reue zeigen, um freizukommen?"

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Christian Klar wird im November 1982 dem Ermittlungsrichter vorgeführt.Bild: picture-alliance/dpa

Informationen zum Thema:

"Nichts bereut" - Der RAF-Terrorist Christian Klar kommt frei

Schuldig für neun Morde und elf Mordversuche - am 2. April 1985 wird der RAF-Terrorist Christian Klar von einem Stuttgarter Gericht verurteilt zu fünfmal "lebenslänglich" plus 15 Jahre. Das ist die höchste Strafe, die es jemals für Terroristen in Deutschland gegeben hat. In wenigen Tagen soll Christian Klar aus der Haft entlassen werden. So will es das Gesetz. Gutachter bescheinigen Klar, dass von ihm keine Gefahr mehr ausgehe. Doch seine Taten hat er bis heute nicht bereut. Zudem weigert er sich, Hintergründe der Gewalttaten zu enthüllen. Das empört nicht nur die Angehörigen seiner Opfer. Der Sohn des ermordeten Generalbundesanwaltes Buback, Michael Buback beklagt, seine Familie wird immer leiden, der Täter aber wird ins Leben entlassen.

Unsere Frage lautet:

"Müssen Mörder Reue zeigen, um freizukommen?"

Anworten unserer Zuschauer:

Hans Scherm, Deutschland:

"Vor kurzem habe ich in einem Hörspiel erneut vernommen, was Leute wie Klar und seine Komplizen Mohnhaupt, Boock etc. verbrochen haben. Daraus wird deutlich, mit welch berechnendem Kalkül diese Leute vorgegangen sind. Sie haben nicht aus Notwehr, Geldmangel, Affekt o.ä. gehandelt. Sie haben getötet, weil sie töten wollten. Das können sie nicht mehr gutmachen. Ich habe nur zu gut den Schrecken in Erinnerung, den sie damals verbreiteten. Das wirkt bis heute nach. Deshalb spreche ich mich aufs schärfste gegen eine Freilassung dieses Verbrechers aus. Durch seine Taten hat er sein Leben in unserer Gesellschaft verwirkt. (...) Boock und Mohnhaupt hätten auch nicht freigelassen werden dürfen. Ich kann nur hoffen, dass sich die deutsche Bevölkerung diese Fehlentscheidung unserer Regierung nicht gefallen lässt und die Leute auf die Barrikaden gehen. Ich rufe auf zur Demonstration gegen die Freilassung von Christian Klar."

Arif Oomer, Indien:

"Strafe verfolgt zwei Zwecke: Abschreckung und gerechte Vergeltung. Wenn der Mörder schon verurteilt wurde und die vom Gericht vorgeschriebene Zeit im Gefängnis verbracht hat, war er der staatlichen (...) Vergeltung unterworfen. (...) Ob er seine Tat bereut oder nicht ist irrelevant, und soll in der Frage seiner Freilassung gar keine Rolle spielen."

René Junghans, Brasilien:

"Mit ohne oder Reue, auf gar keinen Fall dürfen Mörder freigelassen werden. Wer mordet und keine Reue zeigt, kann jederzeit erneut morden oder andere schwere Verbrechen begehen. Solche Leute auf freien Fuß zu setzen, ist eine Zeitbombe, die jederzeit explodieren kann und man weiß im Voraus nicht, wer die nächsten Opfer sein werden. Wir leben in einer Welt, wo Terroristen weltweit Angst verbreiten, Menschen feige ermorden und Eigentum zerstören. Davon ist auch Deutschland betroffen. Ein Grund mehr, alle nur denkbaren Vorkehrungen zu treffen, um Land und Leute zu schützen. Schade, dass es in Deutschland für Schwerbrecher keine Todesstrafe gibt."

Erwin Scholz, Costa Rica:

"Reue zeigen oder nicht,

selbst die schlimmsten Täter

geh'n mit sich mal ins Gericht,

wenn nicht jetzt, dann später."

Diane Bates, Australien:

"Ich bin der Meinung, dass Mörder Reue zeigen müssen, bevor sie aus dem Gefängnis entlassen werden. Tun sie das nicht, dann gibt es keinen Trost für die Hinterbliebenen der Opfer. Also: Keine Freilassung, denn Täter ohne Reue stellen nach wie vor eine Bedrohung dar!"

Charles Stieger, Litauen:

"Recht auf Freiheit ja, denn der Gesetzgeber sieht das so vor. Beim Recht auf vollständige soziale Rehabilitation habe ich jedoch in diesem Fall große Fragezeichen."

Martin Burmeister, Venezuela:

"Es geht nicht um Reue, sondern um mehrfachen Mord und eine 'lebenslange' Freiheitsstrafe. In vielen Ländern werden mehrfache Mörder auch zu mehrfachen 'lebenslangen' Freiheitsstrafen verurteilt. Genau, wie der Mörder keine Gnade mit seinen Opfern empfand, ist es undurchschaubar, warum die deutsche Rechtssprechung einen solchen Täter nach 26 Jahren in die Freiheit entlässt, weil anzunehmen ist, dass er jetzt nicht mehr gewalttätig werden könnte. Unverständlich!"

Gerhard Seeger, Philippinen:

"Reue kann auch geheuchelt werden. Nach 'Reue zeigen' vorzugehen, lässt auch die raus, die gut heucheln können. Wer sehr gut schauspielern kann, kommt vielleicht sogar sehr früh wieder raus."

Lee Davis, USA:

"Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient. Bei Terroristen muss man bedenken, dass sich die Welt während der Zeit im Gefängnis geändert hat und die Ex-Täter wohl kein Verbrechen mehr verüben werden."

Helge Weyland, Argentinien:

"La Rochefoucauld sagte einmal: Unsere Reue ist nicht so sehr ein Bedauern des Üblen, das wir getan, als eine Furcht vor dessen Folgen."

Die Redaktion von ‚Politik direkt‘ behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen.