1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Politik direkt Forum vom 21. 01. 2010

28. Januar 2010

„Hat Barack Obama Sie enttäuscht?"

https://p.dw.com/p/LiiL
Amtseinführung von Barack Obama am 20. 1. 2009Bild: AP

Informationen zum Thema:

"Yes we can" - 1 Jahr Obama

"Hope", so lautet der Titel des Musicals, das ein Jahr nach dem Amtsantritt von Präsident Obama in Deutschland Premiere feiert. Die Hoffnung auf einen Politikwechsel der US-Regierung war auch in Deutschland groß, ob in der Klimapolitik, dem Afghanistankrieg oder bei der Bekämpfung der Finanzkrise. Wie haben sich die deutsch-amerikanischen Beziehungen entwickelt?

Unsere Frage lautet:

„Hat Barack Obama Sie enttäuscht?"

Antworten unserer Zuschauer:

Christiane Ullmann, Kanada:

„In hoher Erwartung von Obama, betritt er die internationale politische Bühne. Jedoch wo sind die Mitspieler? Eine Verbesserung kann keine einzelne Person erzwingen, jeder muss mithelfen. Aber diese Mithilfe ist leider zu wenig vorhanden. Hände in den Schoss legen und hoffen, dass jemand anders die Probleme löst - dies ist die große Enttäuschung.“

Tarig Anter, Sudan:

„Obama ist kein Radikaler. Er trägt große Verantwortung, deshalb muss er seine ambitionierten Pläne für die USA schrittweise umsetzen. Mich nervt auch, dass es in Sachen Sudan- und Darfur-Politik so wenig Fortschritte gibt, aber ich habe dennoch Verständnis dafür, dass sich die Obama-Regierung international abstimmen muss. Auf jeden Fall drücken die USA mehr aufs Tempo als die EU und die UNO. Anstatt Obama zu kritisieren, sollte man ihn unterstützen.“

Gerhard Seeger, Philippinen:

"Etwas schon, z. B. der Truppenabzug, geht zu langsam. Auch beim Klima dürfte es mehr sein. Die Enthusiasten, inner- und außerhalb der USA, sind gewiss sehr enttäuscht, da sie ihre Erwartungen zu hoch setzten. Er wurde sogar als Erlöser bezeichnet, aber er ist nur ein Mensch - und wird Hilfe brauchen. Er musste natürlich, wie alle Politiker, Versprechungen machen, die schwer bis gar nicht (auch wegen der vorausgegangenen acht Bush-Jahre) zu halten sind. Er wies sogar selbst darauf hin, dass es zunächst nicht besser würde und viel Zeit gebraucht wird. Ich finde, dass er sich unter den schwierigen Umständen, bis jetzt jedenfalls, gut gehalten hat und die Chance einer zweiten Amtszeit bekommen sollte."

Margot Barke, USA:

"Hat Barack Obama Sie enttäuscht? Nein, er hat es nicht. Ich habe ihn gewählt und Freudentränen vergossen bei seinem Amtsantritt. Dieser Mann hat so viel auf sich nehmen müssen. Zu sagen, dass er mehr hätte erreichen können, ist ungerecht im Angesicht der Probleme, die er nicht verursacht hat. Ich habe totales Vertrauen, dass er die richtigen Wege geht, die dieses Land wieder ins Gleichgewicht bringen können. Ich bete, dass er die Chance bekommt, seine Pläne auszuführen."

Erich Prinz, Thailand:

"Keineswegs bin ich von Barack Obama enttäuscht, denn was dieser Mensch in kürzester Zeit geleistet hat, da können sich viele Staatsoberhäupter nur die Augen reiben. Auch er als Präsident kann nicht alles so entscheiden, wie er gerne möchte. Ich kann nur sagen: Hut ab vor diesem Präsidenten."

Erwin Scholz, Costa Rica:

"Yes we can and yes we should

uns befrei'n global von Schutt.

Hofft auf die Wend im Drama

with chief Barack Obama.

Ein Jahr erst an der Spitze,

fehlt noch der Grund für "Witze".

Schnürt ihm nicht mit Großgetu

Absicht ein im Zwergenschuh."

Timm Schafer, Kanada:

„Jemand hat mal Politiker definiert als „Größenwahnsinnige mit angeborener Redegewandtheit“. Obama ist zwar nicht größenwahnsinnig, aber sicher der geborene Redner, der die Dinge auf den Punkt bringt. Alles in allem bin ich nicht enttäuscht von ihm, denn er hat große Probleme von seinem Vorgänger geerbt und muss noch lernen, wie die politische Maschine in Washington funktioniert. Allerdings ist sein noch nicht erfülltes Versprechen, die Bürgerrechte wieder zu stärken, für mich sicherlich ein Wermutstropfen. Als Folge haben andere Länder, die sich die USA zum Vorbild nehmen, ihrerseits im Namen der Sicherheit die Bürgerrechte eingeschränkt. Präsident Obama hat noch drei Jahre, um das zu korrigieren. Aber er ist ja ein intelligenter Stratege; und deshalb haben wir die Hoffnung, dass er das auch schafft.“

Herbert Fuchs, Finnland:

"Nein, auf keinen Fall hat mich Barack Obama enttäuscht. Sein fester Wille und der Versuch, die Welt ein wenig besser zu machen als sein Vorgänger Bush ist mehr als lobenswert. Er ist kein politischer Magier wie David Copperfield und kann auch nur mit Wasser kochen. Hoch anrechnen muss man Barack Obama, dass er seinen Feinden die Hand reichen möchte, wenn die es nur wollen (…). Schade, dass die Republikaner ihm jetzt noch in die Suppe spucken. Was kann ein Präsident nur tun, wenn nach einem Jahr von allen Seiten negativ daher palavert wird, weil wieder was Unvorhergesehenes passiert ist im Flugverkehr. Das Missgeschick der Kontrolleure (…) wurde wieder ein Stolperstein, und im Nu sieht alles um ihn miserabel aus. Hoffentlich kann er die Welt wieder überzeugen, dass er auf den richtigen Stuhl sitzt. Das wünsche ich Barack Obama sehr."

Hannelore Krause, Deutschland:

"Eigentlich Nein! Wenn auch Enttäuschung in den eigenen Reihen sich breit macht. Meine Hoffnung war groß, aber sie stirbt zuletzt. Obama hat bei seinem Amtsantritt vor einem Jahr den Mund etwas zu voll genommen, wie wir das ja auch von unseren Politikern gewöhnt sind. Seine Reformpolitik wird ja auch noch erschwert durch konstitutionelle Hürden. (…) Vielleicht sollte man ihm bei der Bewältigung zentraler Probleme wie Krisenbekämpfung und Gesundheitsreform, das ja ein sehr fragiles zu sein scheint, sowie Klimawandel noch ein wenig Zeit lassen. Die Schließung von Guantanamo steht auch noch aus. Mehr als ihm lieb ist, werden ihm Afghanistan und andere noch sehr lange anhängen. God bless him!"

Frauke Kuo, USA:

„Nein, unser Präsident hat mich nicht enttäuscht. Ich war mir im Klaren darüber, dass er nicht alle seine Versprechen würde halten können. Unsere Demokratie basiert auf 'checks and balances' und die 535 Kongressabgeordneten nehmen viel Einfluss auf die Politik des Präsidenten. (…) Barack Obama hat uns im Wahlkampf eine politischen Plan zur Abstimmung vorgelegt. Und natürlich können solche Pläne scheitern, denn viele Menschen haben halt andere Vorstellungen und Ideale. Wir wussten von Anfang an, dass es mit ihm einen Politikwechsel geben würde; nur er hat nie gesagt welchen.“

Ron Beraha, USA:

„Mir ist eines an Obama von Anfang an aufgefallen: Seine beeindruckende Fähigkeit aus seinen Fehlern zu lernen. Im Gegensatz zu anderen Politikern kann Obama über seinen Schatten springen, um mit anderen zusammen ein Ziel zu erreichen.“

René Junghans, Brasilien:

"Wie so oft schon erlebt, versprechen Politiker viel mehr, als sie in der Lage sind, zu erfüllen. Da ist Barack Obama leider keine Ausnahme. Er scheint mir eher in George Bushs Spuren zu wandeln, als mit wirklichen Erneuerungen in der US-Politik zu leuchten. In Sachen Kriegseinsatz, ist die US-Armee weiterhin im Irak präsent, und in Afghanistan hat er die Streitkräfte gar noch erweitert. Auch in Pakistan wird er über kurz oder lang wohl militärisch aktiv werden. In Sachen Gesundheitspolitik ist er bisher nicht weitergekommen. Im Klimaschutz will er anscheinend weit weniger mitmischen, als es von einer Weltmacht wie den USA wünschenswert wäre. Nun hat er auch noch im Senat die absolute Mehrheit verloren. Er wird es echt schwer haben, seine bereits sinkende Popularität wieder aufzubauen. Ich habe bisher meine Hoffnung in Obama nicht aufgegeben, aber bin etwas enttäuscht. 'Yes we can?' oder 'Yes we cant'?"

Die Redaktion von „Politik direkt“ behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen.