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Politik direkt Forum vom 30. 10. 2008

6. November 2008

"Fordert der Afghanistan-Einsatz zu viele Opfer?"

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Soldat der Bundeswehr in Afghanistan (AP Photo/Anja Niedringhaus, Archiv)Bild: AP

Informationen zum Thema:

Afghanistan - warum der Einsatz für immer mehr Soldaten zum Trauma geworden ist

Der Afghanistaneinsatz fordert immer mehr Opfer. Schon 30 Soldaten oder Bundespolizisten haben beim Einsatz am Hindukusch ihr Leben gelassen, Hunderte sind traumatisiert. Wir sprechen vor dem Hintergrund der Debatte, ob der Afghanistaneinsatz ein Krieg ist, mit den überlebenden Opfern des Afghanistaneinsatzes und mit Seelsorgern.

Unsere Frage lautet:

"Fordert der Afghanistan-Einsatz zu viele Opfer?"

Antworten unserer Zuschauer:

Herbert Fuchs, Finnland:

"Es gibt dort in Afghanistan sprichwörtlich gesagt weder Feind noch Freund. Es ist ein Land das man am besten sich selbst überlassen sollte, auch wenn das der westlichen Strategie unbeugsam dagegen spricht. Alle gutgemeinten Bemühungen sind im Voraus zum Scheitern verurteilt. Die Opfer, die zu beklagen sind, werden scheinheilig (...) hochgehalten von Staaten, die selbst nicht wissen, wo dort vor Ort der Hund begraben liegt. Es gibt dort in Afghanistan nur eine Lösung: Raus aus diesem Land, weil dort jeder Ausländer ein Ziel ist. Jeden ausgegebenen Cent sollte man lieber Menschen geben in Afrika oder sonstwo."

René Junghans, Brasilien:

"Ich finde, jedes der Opfer ist ein Opfer zu viel. Warum hat man überhaupt deutsche Polizisten und deutsche Soldaten nach Afghanistan entsandt? Warum müssen Deutsche in Afghanistan sterben, darin sehe ich überhaupt keinen Sinn? Deutsche Polizisten sollten in Deutschland für Ordnung sorgen und deutsche Soldaten sollten nur zum Schutz der deutschen Nation eingesetzt werden (wenn man heutzutage überhaupt noch von Kriegsgefahr in Deutschland reden kann). Die Amerikaner haben eine vom afghanischen Volk zumindest geduldete Regierung gestürzt, haben das afghanische Volk Armut und Gewalt ausgesetzt und dann wollen sie, dass wir Europäer mithelfen, den ganzen Schlamassel zu bereinigen? Es ist längst an der Zeit, dass die deutsche Regierung nicht nur alle deutschen Polizisten und Soldaten zurückruft, sondern auch allen freiwillig in Afghanistan lebenden Deutschen nahe legt, in die Heimat zurückzukehren. Ich will, dass kein weiterer Landmann in Afghanistan sein Leben verliert."

Hannelore Krause, Deutschland:

"Jeder Tote dort ist einer zu viel. Wenn man nur die Zahl der Bundeswehrangehörigen nimmt, die für ihren Einsatz am Hindukusch ihr Leben lassen mussten, einem fremden Terrain, an dessen Feindseligkeiten wir nicht beteiligt waren und sind und diese auch nicht ausgelöst haben, stellt man sich die Frage, was wir dort eigentlich zu suchen haben? Die Deutschen sind - wie auch andere Nationen - gekommen, um die Bevölkerung zu schützen vor Übergriffen der terroristischen Taliban, um sie in allen Lebenslagen zu beschützen und zu unterstützen, dem Volk nach Jahrzehnten der Fremdherrschaft Eigenständigkeit zu geben. Der Einsatz internationaler Truppen in Afghanistan wird noch viel, viel Zeit in Anspruch nehmen, viel, viel Geld, das woanders vielleicht sinnvoller eingesetzt werden könnte, und noch mehr sinnlose Opfer kosten - wie übrigens bei allen kriegerischen Handlungen."

Michael Kirchmair, Ekuador:

"Der Afghanistan Einsatz fordert bei allen beteiligten Nationen viel zu viele Opfer! Und bis heute ist keine Besserung in Sicht: die Anschläge auf die ausländischen und die von ihnen unterstützten regulären afghanischen Truppen nehmen zu, die Anbaufläche für Drogen (Mohn) ist nicht zurückgegangen und ca. 50 % des erwirtschafteten Sozialprodukts kommt aus dieser Quelle! Also: deutsche und alle anderen Soldaten raus aus Afghanistan!"

Martin Burmeister, Venezuela:

"Jedes Opfer ist eines zu viel! Ich sehe im Afghanistan-Einsatz keine oder nur sehr geringe Fortschritte hinsichtlich des angestrebten Zieles. Die Bundesregierung und die übrigen Staaten, der dort eingesetzten Streitkräfte, sollten der afghanischen Regierung einen festen Plan bis zum baldigen Ende ihres Einsatzes vorlegen. Dieser Plan sollte dann auch bedingungslos durchgeführt werden, mit oder ohne die Einwilligung aller Beteiligten."

Adalbert Goertz, USA:

"Die Opfer in Afghanistan sind Verschwendung und bringen dem Westen nichts. Die deutschen Soldaten sollten abgezogen werden."

Werner Horbaty, Nicaragua:

"Wir dürfen die Situation in diesem doch kärglichen und wegen des Mohnanbaus trotzdem wichtigen Land nicht übertreiben. Zuerst die Amis, dann die Russen und nun die deutschen Schutztruppen (u.a. sind auch noch Holländer und wir Schweizer als Rotkreuzhelfer dort). Ein Gast aus Amsterdam, der dort tätig war, sagte nur: Nicaragua ist viel besser und sicherer. Wir brauchen hier zum Glück auch keine Schutztruppen, sondern nötigerweise viele ausländische Wahlbeobachter während der vom 9. November bevorstehenden Gemeinde- und Stadtratswahlen."

Glenn Ryerson, USA:

"Als junger Mann habe ich meinem Land als Soldat in Vietnam gedient, weil die Regierung den Kommunismus mehr fürchtete als die schwarze Pest. Ich habe dort viel über das Leben gelernt und es hat mich zu einem besseren Menschen gemacht. Nein, ich glaube, der Preis für den Westen in Afghanistan ist nicht zu hoch. Jeder Mensch hat ein Recht auf ein sicheres und gesundes Leben. Andere Menschen ignorieren dieses Recht einfach in ihrer Gier nach politischer oder religiöser Macht. Es ist traurig aber wahr: Je mehr Menschen auf dem begrenzten Platz namens Erde leben, umso schlimmer wird das Problem."

Gerhard Seeger, Philippinen:

"Eigentlich ist jedes Kriegsopfer eins zuviel und ein Krieg ist es, auch wenn man es nicht so nennen will. Da auf der anderen Seite religiöse Fanatiker sind, für die jeder Soldat ein Ziel ist, kann er sich noch sehr lange hinziehen und wird militärisch kaum zugewinnen sein. Erst wenn Vernunft in die Fanatikerköpfe käme (das bräuchte wohl ein Wunder), könnte es zum Frieden kommen. Religion und Staat wenigstens einigermaßen zu trennen, muss das Volk selbst wollen und vollbringen, aufzwingen kann man es nicht. Das heißt nicht, den Afghanen keine Hilfe zu geben, aber Deutschland sollte sich auf zivile Hilfe beschränken. Soldaten, auch mit dem besten Willen zu helfen, sind für Viele in diesem Land eine Herausforderung. Sie werden keinen Unterschied zu anderen Soldaten sehen oder sehen wollen."

Erwin Scholz, Costa Rica:

"Dem Land am Fuß des Hindukusch

hilft weder Krieg noch Mord noch Bush.

Feigheit gilt es abzuschaffen,

dieses Narrenspiel mit Waffen."

Die Redaktion von ‚Politik direkt‘ behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen.