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Politisches Lifting

Monika Lohmüller19. August 2002

Politischer Generationenwechsel: Zahlreiche altgediente Fachpolitiker werden dem nächsten Bundestag nicht mehr angehören. Auch viele Polit-Promis nehmen den Hut. Das Parlament bekommt ein jüngeres Gesicht.

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Die 14. Legislaturperiode geht zu Ende: am 22. September wird in Deutschland ein neues Parlament gewählt. Dem neuen Bundestag werden nicht wie bisher rund 660 Abgeordnete angehören, sondern nur noch 598. Unter anderem durch diese Verkleinerung des Parlaments werden viele "alte Gesichter" nicht mehr auf der politischen Bühne zu sehen sein. Insgesamt werden rund 160 Volksvertreter dem Bundestag in Berlin den Rücken kehren.

Altkanzler zog immer noch Blicke auf sich

Der bekannteste unter ihnen ist wohl Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl. Obwohl er die letzten vier Jahre auf der Oppositionsbank verbrachte, war er immer noch ein beliebtes Motiv für Fotografen und Kameraleute. Als gigantisches Denkmal seiner selbst zog er die Blicke auf sich: Mit massiger Gestalt pflegte er seinen Sessel auszufüllen, zurückgelehnt, die Hände vor dem Bauch gefaltet und Bonbons lutschend.

Helmut Kohl war 16 Jahre lang ununterbrochen deutscher Kanzler. Bei der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl 1990 wurde seine schwarz-gelbe Regierung noch einmal im Amt bestätigt. Der Altkanzler tritt ab, nachdem seine beispiellose Karriere durch den Parteispendenskandal der CDU ein jähes Ende nahm. Kohl selbst sieht sich bis heute als Opfer einer gegen ihn gerichteten Kampagne. Diese hatte seiner Meinung nach nur das eine Ziel, seinen Ruf als "Kanzler der Einheit" zu schädigen.

Vom Sozialminister zum Kinderbuchautor

Auch Norbert Blüm wird den Bundestag verlassen – mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Ganze 16 Jahre war der CDU-Politiker Arbeits- und Sozialminister im Kabinett Kohl. Damit ist er der Minister, der bislang in der Geschichte der Bundesrepublik am längsten im Amt war. Doch er hat schon einen neuen Job: Blüm ist unter die Kinderbuch-Autoren gegangen.

Unfreiwilliger Abgang

Einen neuen Job hat auch die Grünen-Politikerin Andrea Fischer gefunden: Sie möchte fortan als Moderatorin einer Talkshow tätig werden. Ein Wehrmutstropfen: Die ehemalige Gesundheits- und Familienministerin geht nicht aus freien Stücken. Sie bekam von ihrer Partei einen schlechten Listenplatz auf der Landesliste zugewiesen. Damit hat sie nun keine Chance mehr, in den Bundestag einzuziehen.

Und noch ein "altgedienter Politiker" setzt sich nicht ganz freiwillig zur Ruhe: Klaus Kinkel möchte auf Drängen seiner Partei nun Privatmann werden. Der einstige Chef des Bundesnachrichtendienstes, der dann auch Bundesjustizminister und schließlich auch noch Aussenminister wurde, beabsichtigt, sich ins rheinische St. Augustin zurückzuziehen. Dort will er sich seinen Hobbies, wie Tennis spielen, Joggen und Lesen widmen.