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Positive Bilanz der Import-Messe in Schanghai

Jun Yan aus Schanghai
12. November 2018

Chinas erste internationale Import-Expo konnte mit großen Verkaufszahlen aufwarten, auch wenn es erst mal nur Vereinbarungen sind. Die deutsche Resonanz war jedenfalls positiv.

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International Import Expo
Bild: picture-alliance/dpa/Z. Ruomeng

Im Geschäftsleben sitzt der Verkäufer normalerweise am kürzeren Hebel, nach dem Motto "Der Kunde ist König." Dass es auch anders geht, wollte China mit seiner ersten landesweiten Import-Messe beweisen. Hier wurden die Verkäufer "königlich" behandelt, inklusive Staatsbankett mit Präsident Xi Jinping. Auf den vom chinesischen Staat subventionierten Ausstellungsflächen tummelten sich über 5500 Freiwillige, um Ausstellern und Besuchern jederzeit mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Alles vom chinesischen Staat perfekt durchorganisiert. Über 3600 Unternehmen und Organisationen aus 172 Ländern haben an der Messe teilgenommen.

China Shanghai  Henry Zheng
Henry Zhang vom Unternehmen Kärcher freut sich über viele Verkäufe an Privatbesucher auf der Messe Bild: DW/Jun Yan

Geschäfte über 60 Milliarden US-Dollar vereinbart

"Insgesamt wurden Geschäftsvereinbarungen im Wert von fast 60 Milliarden US-Dollar unterzeichnet", verkündete der Cheforganisator der Import-Expo, Liu Fuxue, am letzten Tag des Mega-Events gegenüber der DW. Wenn auch viele davon zunächst nur Absichtserklärungen sind, die noch keine konkreten Geschäfte garantieren. An der Spitze stand dabei laut "China Daily" Ausrüstung aus dem Bereich künstliche Intelligenz und High-Tech im Wert von rund 16,5 Milliarden US-Dollar, gefolgt vom Automobil- und Agrarsektor mit jeweils rund zwölf Milliarden, für Medizinprodukte wurden Vereinbarungen im Umfang von 5,8 Milliarden geschlossen, bei Haushaltsgeräten und Unterhaltungselektronik waren es 4,3 Milliarden US-Dollar.

Aber selbst wenn die angekündigten Zahlen noch nicht endgültig Realität sind, besitzen sie sehr wohl die Signalwirkung, die China zur Zeit dringend braucht. Im Handelskonflikt mit den USA will China beweisen, dass die chinesische Wirtschaft nicht nur exportorientiert, sondern auch bereit ist, das durch Export verdiente Geld für weltweite Einkäufe einzusetzen.

China Außenhandel
Trotz gedämpfter Kauflaune durch den Handelskonflikt setzen auch Luxusmarken weiter auf den chinesischen Markt. Bild: picture-alliance/Imaginechina//Ge Jinfh

Positive Resonanz bei deutschen Vertretern

Deutsche Unternehmen gehören zu den Gewinnern der neuen chinesischen Staatsstrategie. China ist das zweite Jahr in Folge Deutschlands wichtigster Handelspartner. Deutschland war mit 170 Unternehmen bei der Import-Expo in Shanghai vertreten, mit bekannten Namen wie Thyssen-Krupp, SAP, Adidas, Bayer oder Kärcher. Selbstverständlich sind auch alle deutschen Automobilhersteller wie Porsche, BMW oder Mercedes dabei. Für sie ist China trotz schrumpfenden Wirtschaftswachstums weiterhin der wichtigste Absatzmarkt weltweit.

Für den Produktmanager Henry Zheng vom Reinigungsgeräteherstellers Kärcher war die in Schanghai zu Ende gegangene Import-Expo ein überraschender Erfolg. Dadurch, dass die Messeorganisatoren Eintrittskarten an kaufkräftige Schichten der chinesischen Bevölkerung verteilten, konnte Kärcher Waren im Wert von mehr als 75.000 Euro an private Messebesucher verkaufen. "Für eine Fachmesse sind das eher ungewöhnliche Zahlen", sagt Zheng gegenüber der DW. Hinzu kommen noch Absichtserklärungen von Geschäftskunden im Wert von über 2,5 Millionen Euro.

Mit "designed in Germany” und zum Teil "made in China” hat die deutsche Traditionsfirma Kärcher wenig vom Abwärtstrend der chinesischen Wirtschaft gespürt. Die Verkaufszahlen für Haushaltsgeräte seien in den letzten Jahren stark gestiegen, im vergangenen Geschäftsjahr um mehr als 40 Prozent, so Zhang. Andere deutsche Unternehmen wie Lanxess, Zeiss oder Vaillant vermeldeten ähnliche Trends auf der Messe. Anscheinend sind Konsumgüter "made in Germany” weiterhin gefragt, trotz der von Analysten beobachteten gesunkenen Kauflust chinesischer Verbraucher, letztere auch als Folge des Handelskonflikts.

International Import Expo
"Shake hands" zwischen einem Besucher und einer Greifhand des deutschen Herstellers Schunk. Robotik und KI waren ein Schwerpunkt der Messe. Bild: picture-alliance/dpa/K. Wei

Konfliktthemen ausgespart

Grund genug also für Simone Pohl, Delegierte der Deutschen Wirtschaft in Schanghai, weiterhin positiv auf die deutsch-chinesische Partnerschaft zu blicken. Gleichzeitig sieht die Geschäftsführerin der Deutschen Auslandshandelskammer in Shanghai die Import-Expo als eine gute Gelegenheit, die nach wie vor bestehenden Hürden für deutsche Unternehmen in China anzusprechen.

Typische Streitthemen sind Schutz von geistigem Eigentum und unfaire Behandlung der ausländischen Unternehmen bei der Vergabe von Staatsaufträgen. Aber für die teilnehmenden deutschen Aussteller gehören solche politisch heiklen Themen nur in Gespräche "hinter geschlossenen Türen". Auf dem staatlichen Mega-Event Import-Expo sollten ausschließlich positive Botschaften verkündet werden.