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Power-Frau aus Gambia wird Chefanklägerin

13. Dezember 2011

Fatou Bensouda ist zur neuen Chefanklägerin am Internationalen Strafgerichtshof gewählt worden. Als Nachfolgerin von Luis Moreno-Ocampo wird die Juristin aus Gambia im Juni 2012 die erste Afrikanerin auf diesem Posten.

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Fatou Bensouda (Foto: AP)
Fatou Bensouda - neue Chefanklägerin in Den HaagBild: AP

Für Beobachter war die Entscheidung für Fatou Bensouda geradezu zwangsläufig. Schon als die Juristin 2004 auf den Stellvertreterposten von Luis Moreno-Ocampo, dem Anklagechef des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) in Den Haag, wechselte, galt die langjährige Leiterin des UN-Kriegsverbrechertribunals in Arusha als ausgewiesene Expertin auf diesem Gebiet. In Tansania hatte sie mit dazu beigetragen, die Gräueltaten des Völkermords aufzuklären.

Begonnen hatte Bensoudas Karriere 1987 als Staatsanwältin in Gambia nach einem Jura-Studium in Nigeria. Es folgte schließlich ein Master in Seerecht in Malta, der sie in ihrem Heimatland zu einer gefragten Expertin auf diesem Gebiet machte.

Gerechtigkeit und Frieden

Gebäude des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag (Foto: dpa)
Das Gebäude des IStGH in Den Haag/NiederladeBild: picture-alliance / dpa

Fatou Bensouda ist der festen Überzeugung, dass die Arbeit des IStGH dazu beiträgt, Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorzubeugen - besonders in Afrika. Denn "die Unterzeichner des Römischen Statuts haben klar erkannt, dass es eine wesentliche Verbindung zwischen Gerechtigkeit und Frieden gibt". Indem schwerwiegende Verbrechen nicht mehr ungestraft blieben, würden die Täter zögern, solche Taten zu begehen. Ein internationales Tribunal wirke "abschreckend", so Bensouda.

"Legitimation des Gerichtshofs"

Wegen ihrer afrikanischen Herkunft erscheint Fatou Bensouda als Nachfolgerin Ocampos besonders geeignet, denn die meisten Verfahren des IStGH richten sich derzeit gegen afrikanische Straftäter. Zudem kenne Bensouda als Stellvertreterin Ocampos die Behörde schon jetzt besonders gut, was ihr bei Reformen sehr helfen würde, glaubt Professor Kai Ambos, Leiter der Abteilung für ausländisches und internationales Strafrecht an der Universität Göttingen.

Luis Moreno-Ocampo (Foto: dpa)
Scheidet 2012 aus dem Amt: Luis Moreno-OcampoBild: picture alliance/dpa

Die Kritik am Gerichtshof war zuletzt in der Öffentlichkeit gewachsen. Nach acht Jahren Arbeit hat das Gericht bis heute noch kein Verfahren zu Ende gebracht. Auch der Führungsstil Ocampos war ein Anlass für Kritik. Sein "kontroverser Stil" habe zum Rücktritt zahlreicher wichtiger Personen des Internationalen Strafgerichtshofs geführt, so Ambos.

"Weiße Justiz gegen Afrikaner"

Auch in ihrer Heimat steht Bendsouda vor großen Herausforderungen. Es ist für viele Afrikaner unverständlich, dass nur Afrikaner auf der Anklagebank in Den Haag sitzen. Von einer "weißen Justiz" ist immer wieder die Rede und von "Abrechnung" mit Afrikanern. Gegen diese Vorwürfe wehrt sich Fatou Bensouda vehement: Der Kampf gegen die Straflosigkeit sei keine post-koloniale Angelegenheit, er werde auch von vielen afrikanischen Ländern unterstützt.

In der Tat haben inzwischen über 30 afrikanische Staaten die Römischen Statuten unterzeichnet. Fast ein Drittel der Richter am Internationalen Strafgerichtshof kommt aus Afrika. Das spiegelt die große Verantwortung Afrikas wider. Denn kein anderer Kontinent hat für die Abwesenheit von wirksamen Institutionen und wegen Straflosigkeit so viele Opfer bringen müssen.

Autorin: Lina Hoffmann
Redaktion: Katrin Ogunsade