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Wachsam bleiben gegen Antisemitismus

12. Mai 2015

"Vor allem in Europa sollten die Alarmglocken ertönen": Israels Präsident Rivlin warnte in Berlin noch einmal vor Passivität oder Verleugnen des grassierenden Antisemitismus, gemeinsam mit Bundespräsident Gauck.

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Israels Präsident Reuven Rivlin legt in Berlin Kranz an Gedenkstätte Gleis 17 nieder (foto: Getty Images)
Bild: Getty Images/C. Koall

"Die antisemitischen Ressentiments und antijüdischen Aggressionen in Teilen Europas bereiten mir natürlich sehr große Sorge", sagte Bundespräsident Joachim Gauck. Im Schulterschluss mit seinem israelischen Kollegen Reuven Rivlin appellierte er eindringlich an die Bürger, jeder Form von Judenhass und Rassismus entgegenzutreten. Beide riefen im Gespräch mit der "Bild"-Zeitung und dem israelischen Blatt "Yedioth Ahronoth" zu erhöhter Wachsamkeit auf.

"Auch in Deutschland haben wir bei Demonstrationen im letzten Jahr einen teils als Kritik an Israel verbrämten, teils offenen Antisemitismus erlebt: Neben einem 'traditionellen' Antisemitismus sehen wir uns verstärkt mit Antisemitismus aus Zuwandererfamilien konfrontiert", resümierte Gauck. Die Erinnerung an die Verfolgung und Vernichtung der Juden unter der NS-Herrschaft dürfe "niemals verblassen", so der Bundespräsident.

Rivlin beklagte: "Es gibt weltweit eine Zunahme anti-israelischer und anti-jüdischer Parolen." Vieles davon werde angestachelt durch Extremisten, die auch Demokratie und Freiheit bekämpften. "In der gesamten freien Welt - und vor allem in Europa angesichts seiner gar nicht so fernen Vergangenheit - sollten die Alarmglocken ertönen", mahnte der israelische Präsident.

Er befindet sich derzeit zu Besuch in Berlin anlässlich des 50. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. Rivlin lobte Deutschland in dem Interview als "Leuchtturm in der Demokratie in der Welt". Viele Menschen könnten dabei "an dieser wunderbaren Reise aus der dunklen Geschichte in eine bessere Zukunft" teilhaben.

Der Gast aus Israel hatte am Montag schon bei einer Gedenkzeremonie am Mahnmal Gleis 17 am Bahnhof Grunewald vor Gleichgültigkeit gegen Antisemitismus und Fundamentalismus gewarnt (Artikelbild). Demokratie allein mache "nicht immun gegen Nationalismus und Faschismus", in internationaler Zusammenarbeit müsse man die Menschenwürde verteidigen, erklärte Rivlin. Von Berlin-Grunewald aus waren während der Hitler-Diktatur Zehntausende Juden in die Todeslager deportiert worden.

Mit einem Festakt in der Berliner Philharmonie soll an diesem Dienstag das 50. Jubiläum der diplomatischen Beziehungen gefeiert werden. Rivlin trifft zuvor unter anderem Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und wird im Kanzleramt von der Regierungschefin Angela Merkel erwartet.

SC/wl (afp, rtr, dpa)