1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Festplattenpresie

30. November 2011

Thailand ist der zweitgrößte Festplatten-Produzent der Welt. Die Hochwasserkatastrophe hat die Produktion praktisch zum Stillstand gebracht. Das lässt die Preise steigen.

https://p.dw.com/p/13JLr
Festplatte Hard Disk Symbolbild Technik (Foto: picturealliance/chromeorange)
Bild: picture-alliance / chromorange

Im asiatischen Urlaubsparadies Thailand sieht es seit Juli alles andere als paradiesisch aus. Die monatelangen Überschwemmungen haben nicht nur Hunderten von Menschen das Leben gekostet - die Naturkatastrophe verursacht auch massive Verluste in der Wirtschaft. Besonders die Festplatten-Industrie und ihre Zulieferer sind davon stark betroffen.

Arbeiter in Schutzkleidung mit Computerfestplatten im Reinraum (Foto: AP)
Die Produktion von Festplatten - eine "saubere" SacheBild: AP

Thailand ist der zweitgrößte Festplatten-Exporteur der Welt. Täglich werden die Speichermedien von dort aus in alle Himmelsrichtungen geliefert. Doch das Hochwasser in diesem Sommer hat alles verändert. Hunderte Fabriken stehen unter Wasser und die Produktion ruht. Die Ausfälle machten sich in der Herstellung von Festplatten sofort weltweit bemerkbar. Daniel Mauerhofer, Pressesprecher von Western Digital, einem der führenden Anbieter, schätzt, dass es noch eine Weile dauern wird, bis die normale Produktionsroutine wieder erreicht werden könnte. Selbst nachdem das Hochwasser zurückgegangen ist, werde der Wiederaufbau von Lagern und Maschinen viel Zeit in Anspruch nehmen, sagt er gegenüber DW-WORLD.DE.

Produktion mehr als halbiert

IBM Festplatte von 1956 (Quelle: IBM)
Auch eine Festplatte: Allerdings von 1956 - mit fünf GigabyteBild: IBM

Die US-Firma, die einer der größten Festplattenhersteller weltweit ist, hat nördlich von Bangkok zwei Fabriken, die noch unter Wasser stehen. "Wir können dort keine Festplatten produzieren, weil die ganze Zulieferkette erheblich gestört ist. Das ist ein Problem für die ganze Festplattenindustrie, nicht nur für uns", so Mauerhofer. Western Digital hat momentan nur wenige Komponenten, um Festplatten bauen zu können. Die Firma rechnet damit, dass es mehrere Quartale dauern wird, bis sich die Zulieferkette wieder einigermaßen normalisiert hat. Und das wird sich in ihren Produktionszahlen bemerkbar machen: Noch im letzten Quartal hat Western Digital über 50 Millionen Festplatten produziert. In diesem Quartal werden es nur 20 Millionen sein.

Auch andere große Festplattenhersteller wie Samsung oder Toshiba sind betroffen. Wo nicht produziert wird, die Nachfrage aber bleibt oder sogar steigt, steigen natürlich auch die Preise. Händler müssen jetzt schon mehr für ihre Bestellungen zahlen, bestätigt Björn Bartsch, Sprecher des Hardware-Händlers Alternate. "Wir sind von der Preisentwicklung in der letzen Zeit deutlich betroffen. Im August lag der Preis für eine Zwei-Terrabyte-Festplatte bei circa 60 bis 70 Euro. Jetzt ist er schon bei 200 Euro." Nach Angaben des deutschen IT-Verbandes Bitkom lag der Preisansteig bei rund 80 Prozent. Kurzfristige Preisbewegungen bei Computern erwartet der Verband aber nicht: Die Computer für das Weihnachtsgeschäft seien produziert und stünden zur Auslieferung bereit.

Auch China betroffen

Mangelnde Zulieferung und Produktion von Festplatten verursacht einen Dominoeffekt: Für Elektro-Produkte wie PCs, Satelliten-Receiver oder Spielekonsolen sind Festplatten ein unverzichtbarer Bestandteil. Daher vermutet Björn Bartsch, dass sich die Preise dieser Produkte auch bis zum Ende des laufenden Weihnachtsgeschäfts nicht entspannen werden.

China, der weltgrößte Festplatten-Exporteur, ist zwar nicht direkt vom Hochwasser betroffen, importiert jedoch viele Teile zur Herstellung von Speichermedien oder Computern aus Thailand. Das verursacht wiederum große Verunsicherung bei vielen chinesischen Groß- und Einzelhändlern, wie zum Beispiel Herrn Yang. Er hat eine Charge bei Dell bestellt, aber die Überschwemmungen behindern die Produktion, so dass Dell ihm die Waren gar nicht liefern kann. "Ich stecke in einer ungewissen Situation, denn normalerweise liegt die Lieferzeit bei zwei bis drei Tagen, doch jetzt kann selbst ein Liefertermin von 20 Tagen nicht eingehalten werden." Nicht nur bei Dell, auch bei Hewlett Packard bekommt der Händler keine Ware, da auch HP viele Zulieferer in Thailand hat.

Eine baldige Entspannung der Lage kann vorerst niemand prognostizieren. Verhalten optimistisch zeigt sich aber Western Digital und vermutet, dass sich die Produktion und Zulieferung ab April 2012 in Thailand wieder normalisieren könnte.

Autorin: Shenjun Liu
Redaktion: Henrik Böhme