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Formel 1: Eine Premiere, eine Rückkehr

Jens Krepela sid,dpa
29. August 2019

Dank Max Verstappen kehrt die Formel 1 nach Zandvoort zurück - nach 35 Jahren. Neu im Rennkalender ist Hanoi. Vietnams Hauptstadt betreibt dafür hohen finanziellen Aufwand. Es ist ein Prestigeprojekt.

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Scott Morrison
Staatsgast auf Hanois Rennstrecke: Australiens Premierminister Scott Morrison besuchte die Baustelle Bild: picture-alliance/AP Photo/D. Thanh

"Hanoi, start your engines!", rief der Gast auf der Baustelle und gab sich beeindruckt: "Der neue Formel-1-Kurs wird Hanoi und Vietnam auf die Landkarte des internationalen Sports bringen", sagte Australiens Regierungschef Scott Morrison vor wenigen Tagen. Erstmals seit 1994 weilte ein australischer Premier zu einem offiziellen Staatsbesuch in Vietnam. Allein die Tatsache, dass der Rohbau der 300 Meter langen Boxengasse zum Besuchsprogramm gehörte, zeigt die Bedeutung des Rennens für die vietnamesischen Gastgeber.

Auf dem 5,656 Kilometer langen Stadtkurs werden die Boliden am 5. April 2020 durch den Westen der Hauptstadt jagen. Drei lange Geraden, unterbrochen von einer Haarnadelkurve und weiteren Kurvenpassagen, warten auf die Fahrer. Konzipiert hat die Strecke der Deutsche Herrmann Tilke. Bis zum Start werden nicht nur das Boxengebäude und mehrere Tribünen errichtet. Rund ein Drittel der Strecke muss neu gebaut, der gesamte Streckenverlauf Formel-1-gerecht asphaltiert und abgesichert werden. Für das Know-How rund um den Grand Prix arbeiten die Vietnamesen mit den erfahrenen Formel-1-Veranstaltern aus Melbourne zusammen. Der Besuch von Premier Morrison hatte also auch geschäftliche Hintergründe.   

Keine staatliche Unterstützung?

Ein gutes Geschäft erhofft sich Liberty Media, der Eigner der Formel 1, vom Gastspiel in Vietnam. Hanoi ist die erste neue Strecke, die unter der Ägide des US-Konzerns in den Rennkalender aufgenommen wird. Insgesamt kommt die Königsklasse des Motorsports 2020 auf die Rekordzahl von 22 Rennen, davon keines mehr in Deutschland. Hockenheim konnte oder wollte den finanziellen Forderungen der Veranstalter nicht mehr nachkommen. "Wir wollen dort starten, wo wir internationale Aufmerksamkeit fesseln können," betonte Formel-1-Boss Chase Carey. 

Über das Volumen des mehrjährigen Vertrags mit der vietnamesischen Hauptstadt wird spekuliert. Lokale Medien und Experten halten Antrittsgelder von gut 50 Millionen Euro pro Jahr für realistisch. Weil es nach offiziellen Angaben verboten ist, Staatsgelder für diesen Zweck zu verwenden, ist Vingroup, der größte nicht-staatliche Konzern Vietnams, Partner der Formel 1. Zur offiziellen Präsentation des neuen Grand Prix gastierte Carey derweil wie selbstverständlich bei Vietnams Premier Nguyen Xuan Phuc.

Zandvoort: Tradition, Drama und neue Hoffnung 

Während der Rennzirkus in Vietnam Neuland erobert, kehrt er in den Niederlanden zu seinen Wurzeln zurück - und zu seinen dunkelsten Stunden: Am 29. Juli 1973 platzt dem Briten Roger Williamson bei hohem Tempo auf dem Dünenkurs in Zandvoort der linke Vorderreifen. Sein Wagen kracht in die Leitplanke, schlittert hunderte Meter über die Strecke und bleibt brennend kopfüber liegen. Die TV-Bilder, wie David Purley, Teamkollege bei March, vergeblich versucht, Williamson aus dem Inferno zu retten und dann völlig resigniert aufgeben muss, gehen um die Welt. Williamson stirbt, ungeachtet dessen wird das Rennen zu Ende gefahren.

Roger Williamson tödlich verunglückt 29.07.1973
Verbranntes Wrack: der Rennwagen des tödlich verunglückten Roger Williamson in ZandvoortBild: Getty Images/Central Press Photos/Hulton Archive

Ein schreckliches Unglück, das selbst in den wilden und gefährlichen Zeiten der Formel 1 eine Sicherheitsdiskussion heraufbeschwor. Die wird nun wieder geführt. Die enorm wellige und enge Strecke, auf der 1952 erstmals ein Grand Prix ausgetragen wurde, muss nach 35 Jahren Formel-1-Pause erst wieder den geltenden Sicherheitsstandards angepasst werden. Die Start-Ziel-Gerade wird versetzt. Einige Streckenabschnitte müssen verbreitert und die Schlusskurve entschärft werden. An den eher altmodischen Kiesbetten wollen die Veranstalter jedoch festhalten.

Lokalmatador Max Verstappen freut sich: "Es ist ziemlich herausfordernd, es gibt ein paar überhöhte Kurven, und einige Stellen sind sehr eng. Es gibt kaum Auslaufzonen. Wenn du abfliegst, geht's direkt in die Mauer." Der hochtalentierte Red-Bull-Pilot ist Hauptgrund für den Drei-Jahres-Vertrag in Zandvoort. Formel-1-Marketingchef Sean Bratches macht eine einfache Rechnung auf: "Max Verstappen ist jung, schnell und populär. Und er ist so jung, dass er noch 20 Jahre fahren kann. Bei jedem Rennen erleben wir ein Meer von Oranje-Fans. Die verdienen ein Rennen zu Hause." Terminiert ist das Rennen in den Niederlanden am 3. Mai 2020, damit beginnt die Formel 1 im kommenden Jahr ihre Europa-Saison. 

Formel 1 Ungarn  l Max Verstappen gewinnt Qualifying
Niederlandes WM-Hoffnung: Verstappen gehört zu den Top-PilotenBild: Getty Images/AFP/A. Isakovic
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Jens Krepela Redakteur, Reporter, Autor