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Presseschau

2. Januar 2007

Die europäische Presse beschäftigt sich am Dienstag (02.01.2007) mit der Aufnahme Rumäniens und Bulgariens in die EU. Die Stimmen fallen dabei sehr unterschiedlich aus. DW-WORLD fasst eine Auswahl zusammen.

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Die spanische Zeitung "El País" will keine weiteren EU-Mitglieder:

"Mit dem Beitritt Rumäniens und Bulgariens ist der Prozess der Erweiterung der EU für längere Zeit abgeschlossen. Die einzige Ausnahme könnte vielleicht Kroatien sein, das aber auch nicht vor 2010 aufgenommen werden dürfte. Eine Aufnahme der Balkanstaaten wäre problematisch und ein Beitritt der Türkei noch viel mehr. Die EU ist infolge der Blockade der Europäischen Verfassung nicht in der Lage, neue Länder einzugliedern. Sie funktionierte nicht einmal mit den bisherigen 25 EU-Ländern korrekt. Die vorige Erweiterung war überstürzt vollzogen worden. Und auch jetzt wurden Rumänien und Bulgarien aufgenommen, obwohl weder diese beiden Länder noch die EU ihre Hausaufgaben erledigt hatten."

Britische "Times": Bulgarien und Rumänien sind in der EU willkommen

"In Abwandlung einer Aufforderung von Präsident Kennedy sollten sich die beiden Länder nicht fragen, was die EU für sie tun kann, sondern was sie für die EU tun können. Und das ist eine ganze Menge. Sie bringen den Drang nach Demokratie, Stabilität und Wohlstand in einem Teil des Balkans mit ein, der Jahrhunderte unter Turbulenzen gelitten hat. Sie haben bereits ihren Willen gezeigt, an regionalen und globalen Friedensmissionen und Umweltaktionen mitzuwirken. Sie stärken die kulturelle Vielfalt, bringen die starken Traditionen der Orthodoxen Kirche mit und das Bekenntnis zu gleichen Chancen für Minderheiten, die allerdings erst noch voll verwirklicht werden müssen. In Rumänien und Bulgarien hat die EU zwei begeisterte neue Mitglieder gefunden. Beide sind willkommen."

Flämische "De Morgen": Mafia, Wachstum und alte Kultur

"Obwohl schon gute Fortschritte im Kampf gegen das organisierte Verbrechen erzielt wurden, ist die Mafia in beiden Balkanländern noch übermächtig. Mafiöse Gruppen beeinflussen das gesellschaftliche Leben und die Politik stark. Das ist der Hauptgrund, weshalb Bulgarien und Rumänien mindestens drei Jahre an die Hand genommen werden und sich bei der EU für jeden Schritt verantworten müssen. In den beiden ziemlich armen Ländern - das durchschnittliche Einkommen liegt bei weniger als einem Drittel der anderen EU-Staaten - wird vor allem auf den Devisenströme aus Brüssel gehofft, und die werden auch sicher kommen. Beide haben den Vorteil eines schnellen wirtschaftlichen Wachstums und einer sinkenden Inflation, was ausländische Investoren anlockt, vor allem wegen der niedrigen Löhne."

Budapester "Magyar Hirlap": Beitritt nützt auch Ungarn

"Die Aufnahme der beiden Länder begrüßen wir auch deshalb, weil man nun dort hoffentlich damit beginnen wird, sich die Gesetzesachtung europäischer Prägung anzueignen. Selbst wenn es als eine geographische Absurdität erscheinen mag, so ist dennoch wahr, dass sich diese beiden Länder symbolisch vom Balkan abkoppeln können. Dabei denken wir an das langsame Austrocknen einer Tradition, in der die Suche nach Hintertüren stets Vorrang vor der Einhaltung der Gesetze genießt. So könnte sich auch Ungarn von der gewohnten Brutstätte der Korruption freimachen und langsam jenen Unrat aufräumen, der die wirtschaftlichen Beziehungen und das öffentliche Leben infiziert." (je)