1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Pressestimmen von Dienstag, 11. September 2007

Stephan Stickelmann10. September 2007

Irak-Lagebericht von US-Oberbefehlshaber Petraeus

https://p.dw.com/p/BeU9

Die Lagebeurteilung des US-Oberfehlshabers im Irak, Petraeus, - verbunden mit dem sechsten Jahrestag der Terroranschläge in den USA - ist das zentrale Kommentarthema der deutschen Tageszeitungen.

Der KÖLNER STADT-ANZEIGER schreibt:

'Im Irak sind längst mehr US-Soldaten gefallen als der 11. September 2001 an Opfern gefordert hat. War es das wert? War es richtig, auf die Anschläge mit einer globalen Kriegserklärung zu reagieren? Amerika hört gespannt zu, was General Petraeus zu sagen hat. Man wartet auf einen klugen Rat in fast auswegloser Lage. Das Vertrauen in die Regierung ist gering, die Sehnsucht nach einem Retter umso größer. Für Trauern und Gedenken bleibt am sechsten Jahrestag der Anschläge wenig Zeit. Der 11. September 2001 ist Geschichte. Der Krieg im Irak ist bedrückende Gegenwart.'

Die in Lüneburg erscheinende LANDESZEITUNG ergänzt:

'US-General David Petraeus soll vom Kongress mehr Zeit für die 'Mission impossible' im Irak erbetteln. Einen überstürzten Abzug der US-Truppen dürften sich nicht mal Feldzugs-Gegner wünschen. Eine Flucht wie 1975 aus Saigon würde nicht nur den Irak ins Chaos stürzen, sondern die gesamte Region destabilisieren. Die gescheiterte Machtdemonstration hätte die Vormachtstellung auf Dauer unterminiert.'

Im NEUEN DEUTSCHLAND aus Berlin heißt es:

'Unterm Strich schlägt Petraeus vor allem vor, grundlegende Entscheidungen weiter hinauszuschieben. Das dürfte Wasser auf die Wahlkampfmühlen der Demokraten sein, die mit ihrer Forderung nach einem umgehenden Truppenabzug angesichts der Kriegsmüdigkeit im Lande Punkte beim Rennen um die Bush-Nachfolge machen wollen. Hinter den Kulissen jedoch gehen auch ihre heißesten Anwärter von einem langen Einsatz aus.'

Ähnlich ist die Argumentation der ESSLINGER ZEITUNG - Zitat:

'Mit starken Worten reiben sich die Oppositionspolitiker seit Monaten an Bush. Doch auch die Demokraten fürchten einen Völkermord im Irak infolge eines übereilten Abzugs. Auch sie wollen ein Chaos im Nahen Osten verhindern. Zur Kursänderung zwingen könnten die Demokraten Bush ohnehin nur, wenn sie mit ihrer Mehrheit im Kongress das Irak-Budget kürzen würden. Dann aber könnte Bush jeden weiteren gefallenen US-Soldaten und jede Verschlechterung der Sicherheitslage im Irak den Demokraten anlasten.'

Abschließend ein Auszug aus dem Meinungsbeitrag des HANDELSBLATT aus Düsseldorf:

'Natürlich ist jede Beruhigung ein Fortschritt. Doch verglichen mit den Zielen von einst, den Irak zu einem demokratischen Vorbild für den Nahen Osten zu machen, liegt die Messlatte nun dramatisch tiefer. Von 'sanfter Teilung', von einem 'Sunnistan, Schiistan und Kurdistan' wird heute in Washington so gesprochen, als sei dies bereits ein gutes Ende für den Irak. Existiert aber auch nur der Hauch einer Chance, den Irak vor dem Absturz zu bewahren, dann muss diese genutzt werden.'