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Pressestimmen von Dienstag, 5. Februar 2008

Herbert Peckmann4. Februar 2008

Tadic bleibt Präsident Serbiens

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Mit hauchdünner Mehrheit haben die Serben ihren Präsidenten Boris Tadic in seinem Amt bestätigt. Der pro-westliche Politiker erreichte in der Stichwahl 50,6 Prozent. Die EU will jetzt Serbien Erleichterungen im Umgang mit der EU einräumen, auch mit Blick auf die erwartete Unabhängigkeitserklärung der abtrünnigen südserbischen Provinz Kosovo. Eine schwierige Gemengelage, die sich in der Tagespresse widerspiegelt.

So schreibt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG aus München:

"In Serbien hat die Vernunft gesiegt. Mit der Wiederwahl von Boris Tadic hat das Land sich und dem Westen viel Ärger erspart. Die Rekordbeteiligung bei dieser Präsidentenwahl beweist, dass viele Menschen eine Rückkehr in die politische Isolation ablehnen. So war der Urnengang auch ein Referendum der weltoffenen Serben gegen die Ultranationalisten im Land, welche die europäischen Werte ablehnen und von einer panslawischen Allianz mit Russland träumen."

Die KÖLNISCHE RUNDSCHAU meint:

"Die EU-Reaktion auf den Sieg von Boris Tadic bei den Präsidentschaftswahlen in Serbien war ein einziger Seufzer der Erleichterung: Von allen bekam der wiedergewählte Amtsinhaber Glückwünsche - ausnahmsweise völlig ungeheuchelte. Dass den EU-Oberen erspart bleibt, sich mit dem Ultranationalisten Nikolic herumschlagen zu müssen, löst Befriedigung aus."

Nachdenklicher gibt sich die FRANKFURTER RUNDSCHAU:

"Boris Tadic, der strahlende Wahlsieger, sieht jetzt aus wie der starke Mann. Er ist es aber nicht. Der wirklich starke Mann heißt immer noch Vojislav Kostunica, ist Regierungschef und beherrscht die Regeln des zähen Vor und Zurück meisterlich. Schon ist in Belgrad von Neuwahlen zum Parlament die Rede. Dann könnten die Tadic-Demokraten hoffen, den knappen Triumph dort in eine bessere Sitzverteilung umzumünzen. Aber Kostunica könnte auf der Woge der Empörung surfen, die unweigerlich aufbranden wird, wenn die Staaten der Europäischen Union das Kosovo anerkennen. Wie immer das Kräftemessen dann ausgeht: Beide Seiten werden einander weiter blockieren."

Auch die Zeitung DIE WELT stellt die Bedeutung der Kosovo-Frage hervor:

"Trotz des erfreulichen Ausgangs zeigt die Präsidentenwahl, dass die serbische Gesellschaft in der Mitte gespalten ist zwischen den Nationalisten, die an der Seite Russlands weiter die Schlachten der Vergangenheit schlagen wollen und den moderaten Kräften, die Serbiens Zukunft in einem geeinten Europa sehen. Deshalb ist es richtig, dass die EU den Serben eine Beitrittsperspektive als Zuckerbrot anbietet, um deren ‚Wohlverhalten' in den Kosovo-Fragen zu sichern."

Zum Schluss noch ein Blick in die BRAUNSCHWEIGER ZEITUNG:

"Gewiss gibt es Grund zur Freude, aber man sollte die serbische Kirche im Dorf lassen. Zum Sprengsatz aller Annäherungsbemühungen an Europa kann die Unabhängigkeit der abtrünnigen Provinz Kosovo werden. In wenigen Tagen wird das Parlament der von Albanern bewohnten Region die Unabhängigkeit ausrufen. Wird Serbien diesen Schritt aushalten? Werden die Albaner ihren Sieg auskosten, ohne nationalistisches Öl ins Feuer zu gießen?"