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Pressestimmen von Donnerstag, 21. August 2003

zusammengestellt von Christina Pannhausen20. August 2003

Vereinte Nationen bleiben im Irak / Reaktionen nach Anschlag in Jerusalem

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Die Kommmentatoren der deutschen Tageszeitungen beschäftigen sich vorrangig mit dem Anschlag auf die UN-Zentrale in Bagdad und dem Selbstmordattentat in Jerusalem.

Zur Entscheidung der UN, ihre Arbeit in Bagdad trotz des Anschlages fortzusetzen, schreibt die FREIE PRESSE aus Chemnitz:

"Einen Abzug aus Angst, so menschlich verständlich dieser auch sein mag, darf es nicht geben. In einem solchen Falle hätten die Drahtzieher und Hintermänner des Selbstmordanschlags, wer immer sie auch sein mögen, ihr Ziel erreicht. Aus Chaos und Anarchie kann der Irak nur befreit werden, wenn sich die internationale Staatengemeinschaft unter der Fahne der Vereinten Nationen zu einer großen Kraftanstrengung aufrafft."

Auch die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG fordert eine Stärkung der Rolle der UN im Irak:

"Es gibt nur eine Chance, diese unheilvolle Dynamik zu wenden: Die USA müssen teilen, und die Irakis müssen verantworten. Die Regierung Bush wählte den falschen Weg zum Krieg, nun ist sie auf dem falschen Kurs aus dem Krieg heraus. Amerika muss lernen, dass es durch sein dominantes Verhalten den Unmut bis hin zum Terror nur noch steigert.
Also bleibt nur eine radikale Kursänderung: Hin zu mehr irakischer wie auch internationaler Beteiligung, hin zu mehr UN."

Die FRANKFURTER RUNDSCHAU beleuchtet die Rolle des amerikanischen Präsidenten im Irak:

"Schlappe Resolutionen wie kürzlich kann sich der UN-Sicherheitsrat nicht mehr leisten. Der runde Tisch in New York ist der Ort, an dem London und Washington nun zum Klartext gezwungen und mutige Entscheidungen gefällt werden müssen. Nicht gegen die USA, sondern unter Ausnutzen des Dilemmas, in dem der US-Präsident steckt: Bleibt er bei seiner Linie, dann riskiert er bei den Wählern, als einer zu enden, der Kriege anzettelt, ohne zu wissen, wie man den Frieden gewinnt. Natürlich stünde er auch nicht gut da, wenn er nun die UN um Hilfe bittet. Aber das, und hier liegt die Chance der UN, könnte für ihn politisch als weise Rückkehr ins Multilaterale gewendet werden."

Auch die RHEIN-ZEITUNG aus Koblenz und Mainz fordert im Irak eine internationale Zusammenarbeit:

"Kriegsbefürworter und -gegner müssen sich dringend zusammenraufen, um ein Irak-Desaster zu verhindern. Für Amerikaner und Briten heißt das: Sie geben Macht zugunsten der UNO ab. Verabschiedet der Weltsicherheitsrat die neue Irak-Mission, steht einer breiten Internationalisierung nichts mehr im Wege. Amerikaner und Briten brauchen Hilfe im Irak. Die friedliebenden Staaten, die bislang abseits stehen, werden sich dem nicht verweigern können. Denn scheitern Bush und Blair, sind alle Staaten gescheitert, die den Terror eindämmen wollen."

Zu den Reaktionen auf das Selbstmordattentat in Jerusalem schreibt der GENERAL-ANZEIGER aus Bonn:

"Spät, hoffentlich nicht zu spät, beginnt die palästinensische
Führung nach dem furchtbaren Selbstmordanschlag nun damit, den Sumpf des gegen Israel gerichteten Terrorismus auszutrocknen. Hamas und Dschihad, deren Ideologie dem jüdischen Staat jede Legitimität abspricht, sahen in der Feuerpause der vergangenen Woche lediglich eine Atempause. Palästinenserpräsident Jassir Arafat hofft, dass ein Scheitern von Ministerpräsident Mahmud Abbas ihm seinen Einfluss zurückgeben wird. Die eigenen Leute erwarten von ihrem Regierungschef, dass er die Freilassung von 7 000 Palästinensern aus israelischer Haft erreicht. Doch Israel nennt die Zerschlagung der radikalen Organisationen als Voraussetzung dafür. Aber riskiert Abbas damit nicht einen Bürgerkrieg? Es ist ein Teufelskreis."

Die SAARBRÜCKER ZEITUNG macht eine Verbindung zwischen den beiden Terroranschlägen aus:

"Der terroristische Doppelschlag von Bagdad und Jerusalem hat die beiden Pfeiler der US-Nahostpolitik ins Wanken gebracht: hier der Demokratisierungsprozess im Irak, der einmal ein Modell für andere arabische Staaten sein soll, da der Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinensern. Zufall oder nicht. Beide Ereignisse machen auf tragische Weise klar, wie labil die Situation ist. Washington kommt nicht an der Einsicht vorbei, dass es im Nahen Osten viele Kräfte gibt, denen aus ganz unterschiedlichen Motiven die Präsenz der Amerikaner ein Dorn im Auge ist."