1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Pressestimmen von Mittwoch, 10. Oktober 2007

Reinhard Kleber9. Oktober 2007

Physik-Nobelpreis

https://p.dw.com/p/BoVe

Den diesjährigen Nobelpreis für Physik erhalten der Deutsche Peter Grünberg und der Franzose Albert Fert. Wie die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm mitteilte, werden beide Forscher für die Entdeckung des so genannten Riesenmagnetowiderstandes ausgezeichnet. Ihre Grundlagenforschung trug dazu bei, dass es deutlich kompaktere und leistungsfähigere Computer-Festplatten gibt. Die Auszeichnung stößt in den Kommentarspalten der deutschen Presse auf ein lebhaftes Echo.

In der FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND lesen wir:

„Dieser Erfolg ist mindestens so spektakulär wie der Weltmeistertitel im Frauenfußball – und unter dem Strich für Deutschland sicher wichtiger. Ganz bescheiden stieß Peter Grünberg gestern mit Kollegen und Mitarbeitern am Forschungszentrum Jülich auf den Nobelpreis für Physik an, mit Sekt, der von einer anderen Feier übrig geblieben war. Erst 2005 hatte der Münchner Physiker Theodor Hänsch den Nobelpreis bekommen. Nun erhält schon wieder ein Deutscher die höchste Auszeichnung in der Königsdisziplin der Naturwissenschaften. Eine bessere Werbung für die deutsche Grundlagenforschung können sich Wissenschaft und Öffentlichkeit hierzulande nicht wünschen.“

Die Tageszeitung DIE WELT schreibt:

„Glückwunsch, Dr. Grünberg“, und wirft einen Blick zurück: „Regelmäßig hören wir die Klage, dass Forscher Nobelpreise erhalten für Arbeiten, die Jahrzehnte zurückliegen. Das mag stimmen, und doch öffnet die Rückschau, die mit solch einer Verzögerung einhergeht, bisweilen interessante Perspektiven. Hätte Peter Grünberg im Jahre seiner Großtat, 1988, den Nobelpreis bekommen, wäre wohl eine wissenschaftliche Debatte gefolgt. Keine naturwissenschaftliche über die Parameter von Grünbergs Riesenmagnetwiderstand, der die Rechner immer handlicher machen sollte. Sondern eine gesellschaftspolitische. Noch war sie damals virulent, die Skepsis gegenüber den Computern, die unter dem Verdacht standen, Arbeitsplätze zu vernichten.“

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE merkt an:

„Der Nobelpreis an Peter Grünberg darf kein Lorbeerbett sein, auf dem sich die Forschungsministerin und die Nation ausruhen. Es muss ja nicht gleich eine Fanmeile zu seiner Ehre am Brandenburger Tor errichtet werden. Ehrliches Interesse an seiner Forschung genügte. Grünberg lebt in Jülich jene Anstrengung und jene frische Neugierde vor, die unsere alternde Gesellschaft so dringend braucht. Achtundsechzigjährig kommt er häufig ins Labor, um am Ball zu bleiben und «von den Jungen zu lernen», wie er sagt. Ein wahrer Nationalheld.“

Der GENERAL-ANZEIGER aus Bonn meint:

„Der Nobelpreis für Grünberg macht vielleicht auch Mut, die verbreitete Scheu vor Physik und Mathematik abzulegen. Doch wir brauchen eine noch stärkere naturwissenschaftliche Förderung, am besten vom Kindergarten an. Hier lohnt es sich zu investieren. Dann werden auch in Zukunft unter den Nobelpreisträgern etliche Deutsche sein - vielleicht auch mehr Frauen. Denn die sind im Reigen der Laureaten bislang eine absolute Minderheit.“

Zum Schluss lassen wir die FREIE PRESSE CHEMNITZ zu Wort kommen:

'Im Bereich der Innovationsfähigkeit hat Deutschland im internationalen Vergleich seit Jahren nur durchschnittliche Erfolge zu verzeichnen. Im Zuge der Globalisierung machen uns andere Nationen nicht nur Konkurrenz, sondern lassen uns immer häufiger im Regen stehen. Das nagt nicht nur am deutschen Selbstbewusstsein, sondern zunehmend auch am Ansehen und Wohlstand des Landes. Um diesen Umstand ins Gegenteil zu kehren, muss die deutsche Innovationskraft gestärkt werden, müssen hochqualifizierte Arbeitskräfte im Land ausgebildet und - vielleicht noch wichtiger - gehalten werden. Zu oft haben deutschstämmige Forscher in den USA und anderen Ländern ihre wissenschaftliche Heimat gefunden und (auch für diese) die Erfolge geerntet.'