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Pressestimmen von Mittwoch, 14. Februar 2007

Gerd Winkelmann13. Februar 2007

Vaterschaft auf dem Prüfstand // Nordkorea vor dem Atomausstieg

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Heimliche Vaterschaftstests können vor Gericht weiterhin nicht als Beweis verwendet werden. Nach einem Urteil des Verfassungsgerichtes muss der Gesetzgeber Vätern allerdings einen Weg eröffnen, Zweifel an der biologischen Abstammung ihres Nachwuchses durch einen legalen Gentest zu überprüfen. Die deutsche Tagespresse urteilt an diesem Mittwoch folgendermaßen:

'Der neue Interessenausgleich war zwingend', schreibt etwa die STUTTGARTER ZEITUNG, 'aber er wird das Leben der Menschen nicht einfacher machen. Die Konflikte in vielen Beziehungen werden zunehmen. Die Gerichte werden in diesen Auseinandersetzungen zu schlichten haben. Die Zahl der Männer, die es genau wissen wollen, wenn Beziehungen erst einmal kriseln oder zerbrechen, wird zunehmen vor allem wenn es ans Zahlen geht. Der Streit um die Vaterschaft wird gerade dort zusätzliche Wunden schlagen, wo der Verdacht unbegründet oder gar nur aus taktischen Gründen vorgeschoben worden war. Und es ist keineswegs sicher, ob alle Betroffenen am Ende die Wahrheiten, die auf den Tisch kommen werden, auch aushalten können.'

Für den GENERAL-ANZEIGER aus Bonn steht fest:

'Jeder Mensch hat das Recht zu erfahren, von wem er abstammt. Denn das Wissen um die eigene Herkunft gilt als Fundament für die Identitätsfindung. Aus diesem Grund hat auch ein adoptiertes Kind das Recht zu erfahren, wer seine biologischen Eltern sind. Man kann es eben nicht darauf verweisen, dass es rechtliche Eltern habe und es damit genug sei. Wer das ernst nimmt, kann auch Männern nicht das Recht auf Wissen streitig machen, wer von ihnen abstammt.'

Der NORDBAYERISCHE KURIER erscheint in Bayreuth und schreibt:

'Erst die Entwicklung von DNA-Tests hat Männern die technische Möglichkeit verschafft, Zweifel selber auszuräumen. Doch das Recht dazu blieb ihnen verwehrt. Mit der widersinnigen Konsequenz, dass selbst eindeutig widerlegte Vaterschaften nicht anfechtbar waren, weil die Tests illegal durchgeführt wurden. Das Verfassungsgericht beendet diesen Kuddelmuddel, indem es den schlafmützigen Gesetzgeber zum Handeln verdonnert hat. Natürlich geht es darum, mütterlichen Schwindel mit Unterhaltszahlungen aufzudecken - aber nicht nur. Väter werden endlich aus der Zwickmühle befreit, dass sie ihre rechtlichen Beziehungen zum Kind abbrechen, sobald sie ihre biologische Vaterschaft offiziell anfechten.'

Hier noch ein Blick in die Kommentarzeilen des WIESBADENER KURIERS:

'Der Richterspruch kann den Startpunkt für einen neuen Umgang betroffener Paare miteinander markieren. Untergeschobene Vaterschaften lassen sich künftig schlechter verheimlichen. Ein Grund mehr für die Mutter, die es am besten wissen muss oder zumindest einen begründeten Verdacht haben könnte, sofort reinen Tisch zu machen. Und neben dem (Ehe-)Mann, dem biologischen Vater (...) vor allem auch das betroffene Kind nicht länger hinters Licht zu führen.'

Themenwechsel:

Vier Monate nach dem ersten Atomwaffentest will Nordkorea das Ende seines umstrittenen Nuklearprogramms einleiten. In internationaler Runde sagte die kommunistische Führung zu, ihre umstrittene Atomanlage innerhalb von 60 Tagen zu schließen - gegen bare Wirtschaftshilfe. In den Kommentaren der deutschen Tagespresse finden wir folgendes skeptisches Echo:

In der ABENDZEITUNG aus München steht:

'Na also, geht doch, möchte man meinen. Die USA können noch außenpolitische Erfolge verbuchen. Nach dem Debakel im Irak und dem verfahrenen Verhau im Nahen Osten gibt es gute Nachrichten aus Nordkorea. Fragt sich nur, was sie wert sind. Dass der unberechenbare Machthaber in Pjöngjang plötzlich vernünftig geworden sein soll und allen Atom-Plänen abgeschworen hat, klingt zu schön, um wahr zu sein. (...) Er hat schon mehrere Vereinbarungen platzen lassen wie Seifenblasen.'

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG hat folgende Meinung:

'(...) Soweit man weiß, hat bis dato nur die nordkoreanische Delegation in Peking der Vereinbarung zugestimmt. Der Führungskreis um Staatsführer Kim Jong-il muss noch entscheiden. "Kauft" sich das Regime nun Sicherheit durch allmähliches Zurückweichen in der Atomfrage? Oder setzen sich in Pjöngjang diejenigen durch, die keine schriftliche Übereinkunft jemals für ausreichend halten werden? Wenn das passiert, werden freilich in Washington wieder diejenigen die Oberhand gewinnen, die Gespräche mit Nordkorea schon immer für einen Fehler gehalten haben.'

Auch das NEUE DEUTSCHLAND aus Berlin setzt zunächst ein Fragezeichen:

'Ist es der seit Jahren erhoffte Durchbruch im Konflikt um das nordkoreanische Atomprogramm? Schon mehrfach wurde bei den Sechs-Staaten-Gesprächen der Erfolg bejubelt, der sich schnell wieder zum Misserfolg wandelte. Doch nun scheint er wirklich gekommen zu sein, der Durchbruch. Nordkorea wird sein atomares Entwicklungsprogramm zurückfahren, im Gegenzug bekommt das Land dringend notwendige Wirtschaftshilfe. Das war schon der Stand von 2003, doch nach der jetzigen Verhandlungsrunde sind die Abmachungen konkret und überprüfbar geworden. Insofern ist man tatsächlich ein Stück weiter. (...) Die Vereinbarungen von Peking sind ein guter Schritt zur Sicherheit in Asien, was sie tatsächlich wert sind, wird erst die Zukunft zeigen.

Zu guter Letzt hören wir den NEUEN TAG aus Weiden zum Thema:

'Das Neue ist die Kehrtwende von US-Präsident George W. Bush. Bislang gaben die Hardliner in Washington den Kurs vor: Das Regime in Nordkorea sollte durch Sanktionen weichgekocht werden. Zugeständnisse sollte es nur geben, wenn Nordkorea nuklear abrüstet. Davon ist bisher keine Rede. Dennoch sind die Vereinigten Staaten zu vertrauensbildenden Maßnahmen bereit. (...) Ebenso bedeutend: Die USA und Japan verpflichten sich, mit Nordkorea Gespräche über Normalisierung und die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu führen.'