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Pressestimmen von Montag, 14. Januar 2008

Walter Lausch13. Januar 2008

Bahn und die Lokführergewerkschaft GDL haben sich auf Eckpunkte für einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Weitere Streiks sind damit vom Tisch.

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Für die MITTELDEUTSCHE ZEITUNG aus Halle stehen die beiden Sieger der Verhandlungen fest:

"Jetzt ist es klar: Schell hat das Spiel gewonnen. Er hat eine kürzere Wochenarbeitszeit und noch einige Extra-Prozente bei der Lohnerhöhung für die Lokführer herausgeholt. Dabei hatte er in Wolfgang Tiefensee einen Helfer. Der Bundesverkehrsminister saß indirekt längst mit am Verhandlungstisch. Am Wochenende hat Tiefensee offensichtlich nochmals erheblichen Druck auf den (noch) bundeseigenen Konzern und den Bahnchef Hartmut Mehdorn ausgeübt, Denn ein Scheitern konnte sich der Verkehrsminister so kurz vor dem Ziel nicht leisten."

Auch die LEIPZIGER VOKSZEITUNG sieht den Gewerkschaftschef als Sieger:

"Schells Poker, die Lohnlatte hoch zu legen, um sich dann peu a peu Zugeständnisse teuer abkaufen zu lassen, ist vorerst aufgegangen. Mehdorns Strategie, mit Gerichtsbeschlüssen die Lokführer in die Knie zu zwingen, endete dagegen unter Volldampf am Prellbock."

Der SCHWARZWÄLDER BOTE aus Oberndorf bleibt skeptisch, ob der Tarifstreit endgültig ausgestanden ist:

"Kurz vor Ende seiner Dienstfahrt ist Manfred Schell, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokführer, am Ziel aller Wünsche angekommen: Er hat einen eigenständigen Tarifvertrag durchgesetzt und es gibt einen kräftigen Schluck aus der Lohnpulle. Ob die Signale endgültig auf Grün stehen, bleibt abzuwarten. Denkbar, dass jetzt auch die Gewerkschaften Transnet und GDBA einen weiteren Zuschlag fordern werden."

Die MÄRKISCHE ALLGEMEINE aus Potsdam stellt eine sich aufdrängende Frage:

"Allerdings fragt man sich, ob man die sich jetzt abzeichnende Einigung nicht auch schneller hätte haben können: Die Punkte, die bisher an die Öffentlichkeit gedrungen sind, klingen nicht so, als hätte man sich nicht auch schon im Sommer darauf verständigen können. Dass es nun zu einer Einigung kam, ist offenbar Bundesverkehrminister Tiefensee zu verdanken. Hätte der schon früher mehr Druck gemacht, wären der Bahn Kosten in Millionenhöhe und den Bahnkunden jede Menge Ärger erspart geblieben. "

Der Berliner TAGESSPIEGEL nimmt Bahnchef Mehdorn unter die Lupe:

"Die Politik ist ihm nicht an die Börse gefolgt und hat ihm nun auch noch einen sehr teuren Abschluss verordnet. Das ist bitter. Die hemdsärmelige Art des Bahnchefs hat Charme, Mehdorn ist alles andere als ein glatter Manager. Doch womöglich sind in einem so politischen Konzern wie der Bahn andere Qualitäten gefragt."

Mit dem Bahnchef beschäftigt sich auch die FRANKFURTER RUNDSCHAU:

"Die nunmehr kampferprobte GDL wird in Zukunft öfter von sich hören lassen, als es Bahnchef Mehdorn lieb sein kann, zum Beispiel beim Börsengang. Die Lokführer seien strikt dagegen, Kapital- über Mitarbeiterinteressen zu stellen. Dafür steht vor allem einer: der designierte neue GDL-Chef, Schells bisheriger Vize Claus Weselsky."