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Pressestimmen von Montag, 27. August 2007

Christoph Schmidt26. August 2007

Brandkatastrophe in Griechenland

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Griechenland steht in Flammen und die Menschen können offenbar nur wenig dagegen tun. Die Feuerwalzen hinterlassen viele Tote, Tausende von Obdachlosen und - Wut auf die Politik. Die gilt vielen als unfähig, wenn nicht sogar mitschuldig an der Katastrophe. Die wenigsten Griechen bezweifeln, dass die Brände gelegt wurden im Auftrag skrupelloser Geschäftemacher, die auf Bauland spekulieren. So sehen es auch die deutschen Pressekommentare.

Der MÜNCHNER MERKUR schreibt dazu:

'Vielleicht wacht das Land nun endlich auf und geht mit jener Brutalität gegen Brandstifter und Bodenspekulanten vor, die Kritiker der konservativen Regierung bislang vermisst haben. Allzu lange galt das Verbrennen kostbarer Wälder mit dem Ziel, neues Baurecht zu schaffen, in Griechenland als Kavaliersdelikt. Sollte sich erweisen, dass das katastrophale Krisenmanagement mit Schuld ist an dem Feuerorkan, dürfte der Sturz der Regierung der letzte Akt in dieser Tragödie sein. Denn Griechenlands Wähler sind nicht weniger rachsüchtig als die hellenischen Götter.'

In der TAGESZEITUNG (TAZ) aus Berlin heißt es:

'Wenn Griechenlands Ministerpräsident Karamanlis jetzt allein kriminellen Feuerteufeln die Schuld gibt, macht er es sich zu leicht. Zum einen will er vom Versagen seiner Regierung bei der Brandvorsorge ablenken. Zum andern weicht er der Frage aus, warum von staatlicher Seite so wenig geschehen ist, um die Brandrodung zwecks Baulandgewinnung einzudämmen. Denn wenn Spekulanten noch immer darauf hoffen können, dass abgebrannte Flächen früher oder später zu Bauplätzen werden, liegt dies vor allem an staatlichen und kommunalen Behörden in Griechenland.'

Das Düsseldorfer HANDELSBLATT hält die Brände für ein grundsätzliches Problem der Mittelmeerländer und meint:

'Gegen Dürre, starke Winde und Brandstifter ist in diesen Tagen auch die beste Feuerwehr machtlos. Dennoch schlägt hier nicht einfach ein übermächtiges Schicksal zu, dem die betroffenen Länder hilflos ausgesetzt wären. Was heute geschieht, ist zum Teil die Folge vieler einzelner Fehlentwicklungen, über die alle Regierungen hinweggesehen haben, wenn sie diese nicht sogar unterstützt haben: Veränderte Siedlungsstrukturen, rücksichtsloser Bauboom an den Küsten, Zerstörung ursprünglicher Waldbestände und ihre Verdrängung durch ebenso schnell wachsende wie zu vernichtende Baumarten.'

Ähnlich sieht es die NÜRNBERGER ZEITUNG:

'Es ist ein offenes Geheimnis, dass viele Brände in Griechenland, Italien, Spanien und Südfrankreich vorsätzlich gelegt werden. Wohl wissend, dass die verbrannten Flächen von unfähigen, wenn nicht kriminellen Behördenvertretern über kurz oder lang zu Bauland erklärt werden, lassen Bodenspekulanten gezielt zündeln und hoffen darauf, dass der Wind ein Übriges tut. Die Regierungen der betroffenen Länder sind offenbar nicht in der Lage, diesem Treiben Einhalt zu gebieten - man kennt die Verflechtungen zwischen Lokalpolitikern und örtlichen Baugrößen.'