1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Pressestimmen von Samstag, 01.Juni 2002

Susanne Eickenfonder1. Juni 2002

FDP zu Antisemitismusstreit / Parlamentswahl Algerien / Fußball-WM

https://p.dw.com/p/2NQN

Die Kommentatoren der deutschen Tagespresse befassen sich mit dem Auftakt der Fußball-Weltmeisterschaft und der Parlamentswahl in Algerien. Viel Beachtung findet auch die so genannte 'Berliner Erklärung' des FDP-Bundesvorstands zum Streit mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland. In der Erklärung werden Missbilligung und Bedauern darüber ausgedrückt, dass durch Äußerungen von Parteivize Möllemann Missverständnisse entstanden seien.

Hierzu schreibt die PFORZHEIMER ZEITUNG:

"Jürgen Möllemann entschuldigt sich halbherzig für seine dumpfen Angriffe gegen Michel Friedman. Parteichef Westerwelle spricht von einem massiven Schritt. Ist damit alles wieder gut? Die FDP springt zu kurz. Denn es bleibt das schale Gefühl, die liberale Partei mache einen rechtspopulistischen Schwenk mit ohne Rücksicht auf die auf Aussöhnung bedachte deutsche Israel-Politik. Und Möllemann kann tun und lassen, was er will...Die FDP hätte sich einen Gefallen getan, wenn sie einen klaren Schnitt gemacht und Möllemann die Tür gewiesen hätte."

Die BERLINER ZEITUNG notiert:

"Der Störenfried hat eingelenkt und sein Verhalten im Streit mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland bedauert. Aber der Mann wird noch gebraucht. Als Wahlkämpfer und Ideenspender. Am Ziel 18 Prozent will die FDP festhalten."

Der GENERAL-ANZEIGER in Bonn weist darauf hin:

"Guido Westerwelle hat Schwierigkeiten, sich durchzusetzen. Mit der verwaschenen Berliner Erklärung bekommt er ein Autoritätsproblem. Dem nordrhein-westfälischen Landesvorsitzenden Möllemann ist es erklärtermaßen egal, wer unter ihm als Parteivorsitzender fungiert. Er bleibt ein Unruhefaktor, gibt Anlass für permanentes Misstrauen. Westerwelle hat offenbar nicht die Kraft, seine Partei dazu zu bringen, das Wort "Entschuldigung" über die Lippen zu bringen. Diese Flucht vor Selbstverständlichkeiten schadet der FDP weit mehr, als die Demoskopie es zur Zeit ausweist."

Die KIELER NACHRICHTEN resümieren:

"Die Spitze der Liberalen bedauert die durch Möllemann ausgelösten Missverständnisse. Wie, bitte? Jamal Karsli, von Möllemann in die FDP beförderter Antisemit, schwadronierte von einer zionistischen Weltverschwörung und bleibt Mitglied der FDP-Landtagsfraktion. Ein Missverständnis? Möllemann machte den stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralrats der Juden für die Entstehung von antisemitischen Ressentiments mitverantwortlich. Inzwischen nennt er das einen Fehler aber entschuldigen will er sich dafür nicht. Und Möllemann rechtfertigte den Bombenterror der Hamas gegen Israel. Zurückgenommen hat er davon bis heute nichts. Was ist an all dem eigentlich misszuverstehen?"

Themenwechsel: Die FRANKFURTER RUNDSCHAU beleuchtet die Parlamentswahl in Algerien. Zitat:

"In Algerien, dem größten Maghrebstaat, steht viel auf dem Spiel. Es geht darum, den Kampf gegen Terrorismus, Korruption, Ungerechtigkeit und Armut zu gewinnen. Noch immer werden auf der anderen Seite des Mittelmeeres Menschen massakriert...Doch die Nation hat sich abgewandt von der Politik...So war die Wahlbeteiligung so niedrig wie noch nie, seit sich das Land vom Einparteiensystem verabschiedet hat. Hinter der Abkehr steckt die Überzeugung, dass die Staatsmacht nicht ernstlich politische Teilhabe anbietet."

Nun noch ein Blick in die Stimmen zur Fußball-Weltmeisterschaft.

Die MÄRKISCHE ALLGEMEINE in Potsdam meint:

"Zum Auftakt der 17. Weltmeisterschaft hat sich der Fußball wieder einmal vorzüglich selbst inszeniert. Das vermeintlich Unberechenbare, den süßen Triumph der Hinterbänkler gegen die Vorturner, die weltweite Freude der neutralen Fans am Erfolg des Außenseiters - diesen Kick hoch drei bot das 1:0 der Senegalesen gegen die inspirationslosen Franzosen. Für die Westafrikaner war es sogar mehr als ein Sieg über den Weltmeister, es war der Erfolg eines Landes gegen den ehemaligen Kolonialherren auf der Spielwiese des Sports, es war Medizin für das Selbstwertgefühl eines armen Volkes."

Abschließend noch der FRÄNKISCHE TAG aus BAMBERG, der feststellt:

"Favoriten sind diesmal die anderen. Für den dreimaligen Weltmeister Deutschland ist neben den Zidanes, Rivaldos und Verons dieser Fußball-Welt nur eine Statistenrolle vorgesehen. Das ist nicht die schlechteste Ausgangs-Position. Wer wenig erwartet, kann kaum enttäuscht werden. "