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Pressestimmen von Samstag, 12. Januar 2008

Herbert Peckmann11. Januar 2008

Klinsmann nach Bayern München

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Die Überraschung ist perfekt: Fußball-Bundesligist Bayern München verpflichtet Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann als neuen Trainer. Der Nachfolger von Ottmar Hitzfeld kommt zum Saisonende im Sommer aus Kalifornien zurück nach Deutschland. Der 43-Jährige hatte die deutsche Nationalmannschaft bei der WM 2006 auf den dritten Platz geführt. Entsprechend hoch sind die Erwartungen der deutschen Tagespresse.

Die ESSLINGER ZEITUNG zeigt sich begeistert:

„Mit Klinsmann hat sich die Vorstandsriege der Münchner unter der Federführung von Manager Uli Hoeneß den besten deutschsprachigen Trainer an Land gezogen, der momentan auf dem Markt zu haben ist und der auf vielfältige Weise seine Kompetenz bewiesen hat. Das ist ein radikaler Kurswechsel, denn Klinsmann wird in den nächsten Wochen den Verein … von Grund auf umkrempeln.“

Ganz anders sieht es der SCHWARZWÄLDER BOTE aus Oberndorf und erinnert an die Fußball-EM 1996:

„... Klinsmann, der Bayern-Heilsbringer! Unglaublich! Seinen wahren Charakter hat Klinsmann bei der EM 1996 gezeigt: Einen sogenannten Muskelfaserriss kurierte er in sieben Tagen aus, weil die DFB-Elf wider Erwarten im Finale stand. Erst wollte sich der damalige Kapitän drücken, dann aber mit dem Pokal schmücken. Klinsmann und der FC Bayern ­ es spricht vieles für einen schlechten, kurzlebigen Witz.“

Die BERLINER MORGENPOST analysiert mit Blick auf die Weltmeisterschaft 2006:

„Nach der WM fühlte sich Klinsmann leer und ausgebrannt. Ob er sich eineinhalb Jahre später im aufreibendsten Amt des deutschen Fußballs etabliert oder entzaubert, hängt von zwei Rahmenbedingungen ab. Weil er nur als Teamleiter funktioniert, braucht er wie zu seiner Zeit als Bundestrainer einen kompetenten Stab und vertrauensvollen Assistenten an der Seite, um seine fehlende Erfahrung und taktischen Defizite auszugleichen. Daneben benötigt er hinter sich eine Vereinsführung, die unkonventionellen Ideen gegenüber aufgeschlossen ist, nicht auf alte Kompetenzverteilungen beharrt und persönliche Eitelkeiten aus dem Spiel lässt. Eine Bedingung, die der FC Bayern bisher noch keinem seiner Trainer erfüllen konnte.“

Einen Bogen zur Parteispitze der bayerischen CSU schlägt die OSTTHÜRINGER ZEITUNG aus Gera:

„Teamgeist ist in der neuen CSU angesagt - statt egozentrischer Krawallpolitik - und das muss ja nicht die schlechteste aller Varianten sein. Vielleicht kann die Partei nun noch etwas vom FC Bayern lernen, da Ex-Nationaltrainer Klinsmann sich in die Höhle des Löwen begibt. Bekanntlich hatte der erfolgreich einen neuen Teamgeist in die DFB-Elf gezaubert. Der wird jetzt auch ganz Bayern erfassen.“

Die Situation im Verein beleuchtet die KÖLNISCHE RUNDSCHAU:

„Mit vielem durfte man rechnen, diese Personalie aber hatten selbst Intimkenner der Münchner Szene kaum für realisierbar gehalten. … Kann das gut gehen? Im ersten Moment ist man geneigt, Nein zu sagen. Machtmenschen wie Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge, Paul Breitner und nicht zuletzt ein Franz Beckenbauer sollen künftig jene Neuerungen abnicken und gutheißen, die der für revolutionäre Ideen bekannte Jürgen Klinsmann ersinnt? … Man kann es beiderseits eine mutige Entscheidung nennen.“

Zum Schluss noch ein kritischer Blick der MÄRKISCHEN ALLGEMEINE aus Potsdam:

„Es bleibt abzuwarten, ob Klinsmann, der mit der Nationalelf neue Wege ging und bei der Weltmeisterschaft 2006 begeisternden Offensivfußball spielen ließ, als Vereinstrainer im rauen Alltagsgeschäft der Bundesliga bestehen kann. Und Vorsicht: Bereits zu seiner Zeit als Spieler aber auch als Bundestrainer hatte der Welt- und Europameister Differenzen mit der Führungsriege des Bundesliga- Primus. Auch das gespannte Verhältnis des Schwaben zu Teilen der Boulevardpresse könnte in München sehr schnell zu Problemen führen. Erst recht, wenn die geforderten Erfolge ausbleiben. Und nur an diesen wird ein Trainer des FC Bayern gemessen.“