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Pressestimmen von Samstag, 14. Mai 2005

Gerd Winkelmann13. Mai 2005

Protest in Usbekistan / BMW in Leipzig / Überraschung im Vatikan

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An der einstigen Seidenstraße droht ein Gemisch aus Armut, islamischen Hasspredigten und staatlicher Unterdrückung zu explodieren. Die zu Usbekistan gehörende Provinz Andischan, in der blutige Unruhen mit zahlreichen Toten ausgebrochen sind, gilt als Hochburg radikaler Moslems. Für viele Kommentatoren der deutschen Tagespresse Grund genug, an diesem Samstag auch einen Blick nach Zentralasien zu werfen. Die OSTSEE-ZEITUNG aus Rostock schreibt:

'Die Usbeken haben genug vom diktatorisch regierenden Staatschef Karimow. Noch vor wenigen Jahren galt die ehemalige Sowjetrepublik als kommender "Tigerstaat" in Zentralasien. Doch Wirtschaftsreformen blieben aus, das Land kapselte sich ein. Ausländische Unternehmer wurden verschreckt. Schattenwirtschaft, politische Zensur und ein allmächtiger Geheimdienst sind heute allgegenwärtig. Der Präsident hat sich durch überzogene Repressionen und den ökonomischen Stillstand erst die Gegner geschaffen, die ihn nun bedrängen. "Islamische Bewegung Usbekistans" und "Hizb ut Tahir" radikalisieren den traditionell-moderaten Volksislam Usbekistans immer stärker.'

Im MAIN-ECHO aus Aschaffenburg lesen wir:

'Nur eine Autostunde von Kirgisien eskaliert damit die zweite Variante von Umsturzversuchen in der GUS. Diesmal entwickeln sich keine geschickten Machtmanöver wie in der Ukraine oder Begeisterungsstürme wie in Georgien. In und um die usbekische Hauptstadt Taschkent vollzieht sich Politik in der einzigen Sprache, die viele postsowjetische Praktiker tolerieren: Gewalt kontra Gewalt. Wer am Ende siegt, bleibt vorerst offen. Aber ungleich mehr Opfer und eine so oder so hässliche Lösung für westliche Demokraten bringt dieser Machtkampf garantiert. Mehr denn je ist darum Russlands Verantwortung gefragt.'

Die DRESDNER NEUESTEN NACHRICHTEN sehen die Lage folgendermaßen:

'Wie diktatorisch muss ein Staatsführer sein, bis er international geächtet wird? Usbekistans Präsident Karimow führt seit seiner Machtergreifung vor, dass nicht demokratische Tugenden, sondern die geostrategische Lage des Landes den Ausschlag bei der Beantwortung dieser Frage gibt. Spätestens seit Ausrufung des Krieges gegen den Terrorismus durch US-Präsident Bush verstößt der Potentat von Taschkent im sicheren Gefühl seiner Bedeutung als Verbündeter noch gegen grundlegendste Menschenrechte. Selbst moderate islamische Erneuerer sind für Karimow Terroristen, denen nach eigenem Bekunden 'eine Kugel in den Kopf geschossen' gehört. Dumm nur, dass je stärker das Regime den aufstrebenden Islam unterdrückt, deren Vertreter umso extremere Positionen beziehen.'

Die FRANKFURTER ALLGEMINE kommentiert die neue Autofabrik in Leipzig:

'Der BMW-Vorstandsvorsitzende Helmut Panke hat die dem jeweiligen Arbeitsanfall angleichbare Flexibilität in der Arbeitszeit als einen der Faktoren hervorgehoben, die für die Neuansiedlung sprachen. Vierzig Prozent betrage der Vorteil gegenüber den anderen BMW-Werken. Die EU-Beitrittsländer nutzen genau jenen Lohnkostenvorteil, mit dem die neuen Länder in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung hätten punkten können. Gern wird unterschlagen, dass den Bayern die 1,3 Milliarden Euro betragende Investition mit öffentlichen Subventionen in Höhe von mehr als 360 Millionen Euro erleichtert wurde. Sie sind Teil jener riesigen Transfermasse, die weiterhin in den Osten fließt.'

DER NEUE TAG aus Weiden meint:

'Ein Konzern, der macht, was zu tun ist, das freut natürlich auch Kanzler Schröder. Doch er sollte daran denken, dass dies nur möglich war, weil die Politik mitgezogen hat. So haben die öffentlichen Kassen den Aufbau Ost des BMW-Konzerns mit 360 Millionen Euro gefördert. Keine Frage: Das Geld ist gut angelegt. Das beweist die BMW-Ansiedlung in Regensburg. Auch hier haben Stadt und Freistaat die Kassen weit geöffnet, um den Autobauer anzulocken.'

Jetzt noch ein Blick in die BADISCHEN NEUESTEN NACHRICHTEN zu einer Überraschung im Vatikan, der möglichen Seligsprechung von Ppast Johannes Paul II:

'Das Verfahren der Heiligsprechung folgt strengen Regeln, sie setzt die Seligsprechung voraus und das Wirken von Wundern. Zu den guten Entwicklungen in der römischen Kirche gehört, dass sich der Wunderglaube auch in diesem Sinn gewandelt hat. Was zählt, ist das Glaubenszeugnis, das die Welt bewegt. Glaubwürdigkeit über den Tod und über die Kirche hinaus ist gefordert. Das Wunder, das den Jahrtausend-Papst ausmacht, ist sein Zugang zu den Herzen, die ihm nicht allein die bekennend Gläubigen öffneten, sondern gerade auch Menschen, die mit der Kirche sonst nicht viel anzufangen wussten.'