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Pressestimmen von Samstag, 14. Oktober 2006

Ute Wagemann13. Oktober 2006

Elite-Universitäten in Deutschland / Friedensnobelpreis geht nach Bangladesch

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Die ersten deutschen Elite-Universitäten kommen aus Süddeutschland: Die TH Karlsruhe, die Münchener TU und die Ludwig-Maximilians-Universität aus München haben das Rennen um die begehrte Auszeichnung als Elite-Uni gewonnen. Damit verbunden ist eine Fördersumme von jeweils 100 Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre. Viele Kommentare der deutschen Presse beschäftigen sich mit den Elite-Universitäten. Anderes Thema in der Tageszeitungen in Deutschland ist die Vergabe des Friedesnobelpreises an Mohammed Junus und die von ihm gegründete Bank.

Die ALLGEMEINE ZEITUNG MAINZ bewertet den Ansatz des Bundes, besondere Universitäten besonders zu fördern, als ehrenwert, aber nicht effektiv:

"Zwei Weichen wurden in den vergangenen Tagen für die chronisch klammen deutschen Universitäten gestellt: Sie sollen mehr Studenten ausbilden und sie sollen besser werden. Auf den ersten Blick ist das ein ehrenwertes Anliegen. Doch bei der Umsetzung hakt es. Es geht in erster Linie ums Geld. Mit knapp einer Milliarde Euro will der Bund sich hälftig an den Kosten für 90.000 zusätzliche Studienplätze beteiligen. Doch das ist weniger als ein Drittel der von der Hochschulrektorenkonferenz veranschlagten Mittel."

Die STUTTGARTER ZEITUNG lenkt den Blick auch auf den Wettbewerb weltweit:

"(...)Im Kern geht es darum: Die deutschen Universitäten werden auf den globalen Wettbewerb eingestellt, in dem nur wenige Große und einige Kleine zum Zuge kommen. Weil das so ist, werden in Zukunft an die neuen Elitehochburgen mehr Forschungsgelder von Staat und Industrie fließen. Das amerikanische Vorbild lässt grüßen. Aber ist das wirklich so schlecht?"

Die BADISCHE ZEITUNG aus Freiburg über die Auswahl der Elite-Universitäten:

"Kein Wunder (...), dass einige Landesregierungen diese Entscheidung, die sie ja mitfinanzieren müssen, nur zähneknirschend hinnehmen. Kein Wunder auch, dass sie mehr Einfluss für die Politik fordern. Die Vertreter der Wissenschaft müssen das geahnt haben. Sie nominierten nur solche Universitäten für die Endrunde mit den Politikern, auf die sie sich zuvor einhellig geeinigt hatten und gegen ihre Stimmenmehrheit konnten die Politikvertreter nichts ausrichten."

Die DRESDNER NEUESTEN NACHRICHTEN ruft die Verlierer des Wettbewerbs dazu auf, fair zu bleiben:

"(...) Von Politikern der leer ausgegangenen Bundesländer bis zu Rektoren, die ihre Hochschule unter Wert verkauft sehen, reicht die Front der schlechten Verlierer. Wenn jetzt gebarmt wird, dann hat das mit Fairness nichts zu tun. Und zielt nur darauf, bei der anstehenden zweiten Runde ums große Geld die harten Auswahlkriterien aufzuweichen und das Gießkannenprinzip walten zu lassen. Auf dass die Hochschullandschaft der Republik etwas grüner werde, aber keine Bäume in den Himmel wachsen."


Der Friedensnobelpreis für den Wirtschafts-Fachmann Mohammed Junus aus Bangladesch und die von ihm gegründete Bank ist in Deutschland auf breite Zustimmung gestoßen. Bundespräsident Köhler und Kanzlerin Merkel begrüßten die Entscheidung. Zahlreiche Kommentatoren deutscher Tageszeitungen beschäftigen sich mit Junus.

Die ALLGEMEINE ZEITUNG aus Mainz sieht die Wahl des Preisträgers nicht nur positiv:

"Es fällt auch dieses Jahr wieder einmal nicht leicht, die Kür des Friedensnobelpreisträgers ausschließlich mit angemessenem Ernst zu begleiten. Nun also der Banker Mohammed Junus und sein Geldinstitut, das in Bangladesh Kleinkredite ohne Sicherheiten an Bedürftige vergibt. Das ist unstrittig eine gute Sache. Aber erstens ist sie nicht neu und zweitens definiert sich damit Frieden aus Sicht des Vergabekomitees in Oslo ein weiteres Mal hauptsächlich als Spiegelbild des Sozialen."

Der KÖLNER STADT-ANZEIGER lobt die Auswahl des Nobelpreis-Komitees:

"Die brutale Logik gilt in Zeiten der «Globalisierung» mehr denn je: Wer keine Sicherheiten bieten kann, kriegt keinen Kredit. Dies gilt für die meisten Menschen in der Dritten Welt. Millionen werden so um eine Startchance gebracht. Muhammad Yunus war der erste, der mit seiner «Grameen Bank» eine Institution geschaffen hat, die diese Regel durchbrach. Keine Idee hat während der vergangenen Jahrzehnte die Welt so sehr verändert, wie das Prinzip des 'guten Bankiers' aus Bangladesch."

Auch die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG begrüßt die Auszeichnung:

"(...)Der Erfolg der kapitalistisch arbeitenden Grameen-Bank steht im Kontrast zu vielen mildtätigen Entwicklungsprojekten. Der Weg aus der Armutsfalle, den Yunus aufzeigt, führt nicht über Geschenke, sondern über Geschäfte. (...) Kredit, Markt, Gewinn - viele Menschen verbinden mit solchen Begriffen ausschließlich Negatives. Der praktizierende Volkswirt hat das Gegenteil bewiesen. Er hat bewiesen, daß daraus auch für die Schwächsten Positives erwachsen kann."

Der SCHWARZWÄLDER BOTE aus Oberndorf würdigt die neue Ausrichtung des Preises:

"Einsatz für den Frieden wird nicht mehr nur im traditionellen Sinne verstanden, dass jemand das Kind aus dem Brunnen holt - also in bereits heißen und blutigen Konflikten vermittelt. Das Preiskommitee greift die Idee der frühen Friedensforschung von der strukturellen Gewalt auf. Friedensfördernd können also auch Aktivitäten sein, die bereits im Vorfeld spätere Gewalt verhindern - durch Abbau von unverschuldeter Armut und Herstellung besserer Lebensbedingungen. Junus ist ein Beispiel dafür."