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Pressestimmen von Samstag, 22. Dezember 2007

Martin Muno21. Dezember 2007

Neun Länder treten Schengen-Abkommen bei

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Schlagbäume wurden zersägt, Blaskapellen spielten, Regierungschefs erwähnten in ihren Reden häufig das Wort "historisch". Mit der Erweiterung des Schengen-Raums ist Europa grenzenloser geworden und gleichzeitig näher zusammengerückt. Anlass für die Leitartikler der deutschen Tageszeitungen, Bilanz zu ziehen:

Die OSTSEE-ZEITUNG aus Rostock zeigt sich euphorisch:

"Es geht ja nicht nur ums Einkaufen und darum, ob das der Wirtschaft nützt. Es geht vor allem auch um die politische Dimension: Die große Vision eines vereinigten Europas freier Staaten und freier Bürger nimmt immer mehr Gestalt an. Freie Fahrt von Portugal bis ins Baltikum. Bei diesem Gedanken kann nur Angst bekommen, wer grundsätzlich immer Angst hat, wer sich immer gern einmauert, alles Neue und Fremde skeptisch bis feindselig betrachtet. Mit der Grenzöffnung ist der Rest des Eisernen Vorhangs gefallen. 400 Millionen EU-Bürger können sich frei in 24 Ländern bewegen. Ein guter Tag für Europa!

Das sieht der MÜNCHNER MERKUR ähnlich:

"Europa öffnet sich, an immer mehr Grenzen fallen die Schlagbäume und das ist eine gute Nachricht, denn vor allem dort, wo vor nicht allzu langer Zeit die Welt noch in zwei Blöcke aufgeteilt war, können viele Menschen jetzt endlich ihren Traum vom (fast) grenzenlosen Reisen wahrmachen. Dass Ereignisse von derartiger Tragweite nicht schmerzlos über die Bühne der Weltgeschichte gehen können, liegt auf der Hand."

In der FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG lesen wir:

"Diejenigen Staaten, deren Grenzbäume zu den Unionspartnern hinfallen, erleben jetzt ihre Gründerzeit, nach der westlichen die mittel- und osteuropäische. Das ist ein Grund zur Freude, der uns daran erinnert, welche großartige Sache die sogenannte Ost-Erweiterung der EU gewesen ist, und zwar ungeachtet aller Irritationen und der Furcht vor neuen Konkurrenten oder unliebsamen Besuchern."

Die WELT fragt sich, warum die Feiern so verhalten ausfielen und mutmaßt:

"Das liegt auch daran, dass das fröhliche Europa-Feiern keine Kunst ist, die Politikern und Bürgern gelehrt wird. Es liegt aber auch daran, dass das vorgestern noch irreal Anmutende binnen weniger Jahre selbstverständlich geworden ist."

DIE TAGESPOST aus Würzburg richtet den Blick hingegen auf die Risiken:

"Die organisierte Kriminalität noch besser in den Griff zu bekommen, wird, wenn die letzten Freudentränen getrocknet und die Sektkorken beseitigt sind, eines der Hauptziele bleiben. Von Schlagbäumen allein hat diese sich auch bisher nicht abschrecken lassen. Bei aller völkerübergreifenden Euphorie, die in diesen Tagen an den Grenzorten herrscht, darf sich der Blick für diese Probleme nicht trüben. Gestern wurde zu Recht gefeiert, weil Europa einen großen Schritt zur Einigung gegangen ist. Doch schon in den kommenden Wochen wird es darum gehen, den schön klingenden Worten der Innenpolitiker entsprechende Taten Folgen zu lassen. Keine Einheit ohne Sicherheit."