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Pressestimmen von Samstag, 24. August 2002

zusammengestellt von Herbert Peckmann24. August 2002

Warten auf Fernsehduell/ Hochwasser zeigt Grenzen des Machbaren/ Erwartungen an UN-Gipfeltreffen von Johannesburg

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Das mit Spannung erwartete Fernsehduell zwischen Bundeskanzler Schröder und Unions-Kanzlerkandidat Stoiber am Sonntag, wieder das Hochwasser und der bevorstehende UN-Gipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg sind Kommentarthemen der deutschen Tageszeitungen.

Die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG sieht beim Fernsehduell Schröder-Stoiber Vorteile für den Kanzler. Das Blatt schreibt:

"Der aktuelle Umfrage-Trend lässt den Kanzler mit Rückenwind in das TV-Duell mit seinem Herausforderer gehen. Denn der kommt als Verlierer der letzten 14 Tage ins Studio. Das unionsinterne Gezerre um die finanziellen Hilfen für die Flutopfer bringt ihn ins Straucheln. Die scheinbar klar verteilten Rollen sind aber auch Stoibers Chance. Schlimmer als bei 'Christiansen' kann er sich nicht blamieren."

Die HEILBRONNER STIMME weist auf Probleme der Union hin. Dort heißt es:

"Die Wassermassen haben nicht nur milliardenteure Werte weggespült, sondern auch die Wahlkampfkosmetik der Union. Zum Vorschein kommt ein Stoiber-Team, das zwischen staatlicher Umverteilung und Marktwirtschaft schwimmt. ... Außer der FDP wetteifern alle Parteien darum, den Bürgern eine nahezu schmerzfreie Sanierung der Flutschäden vorzugaukeln. So werden die Fehler aus dem ersten Aufbau Ost wiederholt."

Und die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG meint :

"Spannender könnte der Moment kaum sein, in dem der Wahlkampf mit dem Fernsehduell zwischen Schröder und Stoiber seinem ersten Höhepunkt entgegengeht. Man mag es bedauern, dass in der Mediendemokratie das parlamentarische Kräftemessen mit Geringschätzung gestraft wird, eine Inszenierung dagegen, die nach dem Muster eines Boxchampionats arrangiert wird, Millionen anzieht. Demokratie lebt nun einmal von Zuspitzung."

Die MAGDEBURGER VOLKSSTIMME greift noch einmal das Thema Hochwasser auf und weist auf die Grenzen des Machbaren hin:

"Wasser ist Ursprung und Spender des Lebens. Wir wissen jetzt wieder, dass es auch Tod und Zerstörung sein kann. Und wir wissen: Der Mensch mag die Krone der Schöpfung sein, er bleibt doch immer nur Schöpfung, immer nur Teil der Natur. Er kann sich mit ihr arrangieren, wirklich beherrschen kann er sie nicht. Wie gehen wir künftig um mit der Natur, Teil ihrer selbst, der wir nun einmal sind? Was werden wir machen aus und mit der Elbe? Zwängen wir sie ins Schotter-Korsett? Lassen wir sie laufen, wie sie läuft? Mensch und Fluss sind nicht Subjekt und Objekt. Sie sind Partner. Diese Partnerschaft neu zu definieren, das ist die Herausforderung der Stunde."

Mit dieser Herausforderung befaßt sich auch der bevorstehende Gipfel der Vereinten Nationen in Johannesburg. Dazu schreibt der FRÄNKISCHE TAG:

"Wie also muss der Mensch heute leben und wirtschaften, dass auch morgen und übermorgen noch menschliches Leben auf der Erde möglich ist? Dies ist die Kernfrage des Gipfels von Johannesburg, der auch Zwischenbilanz ziehen muss, was die Menschheit in dem Jahrzehnt seit dem letzten Welt-Gipfel von Rio eventuell dazugelernt hat. Das Ergebnis dürfte ernüchternd ausfallen. Denn dem Prinzip der Nachhaltigkeit, das damals zur globalen Umsetzung empfohlen wurde, stehen zwei Bastionen entgegen: Der Egoismus jener, die wirtschaften, als käme nach ihnen die Sintflut; und die grassierende Armut all derer, die um des nackten Überlebens willen keine Rücksicht nehmen können auf die Lebensgrundlagen. Ein Konflikt, der nur mit viel gutem Willen zu lösen ist, an dem es freilich - siehe USA - allzu oft gebricht."

Und schließlich die FULDAER ZEITUNG:

"In Johannesburg muss sich die Weltgemeinschaft von der USA endlich emanzipieren und nicht wieder einknicken wie zuletzt beim Weltstrafgerichtshof. Die Weltbank hat dies in dieser Woche in einem überraschenden Schritt vorgemacht. Hoffentlich fallen diese Ideen in Johannesburg auf fruchtbaren Boden. Die verheerenden Fluten dieses Katastrophensommers sind jedenfalls gewiss keine unmittelbare Rache der Natur dafür, dass Jahre ins Land gingen, in denen der Umweltgedanke in der Euphorie der wirtschaftlichen Globalisierung in den Hintergrund gedrängt wurde. Aber die braune Schlammwalze der Elbe sollte Mahnung und Anlass sein, jetzt zu handeln. Sonst könnte sie - auch was die finanziellen Schäden angeht - nur ein Vorgeschmack dessen sein, was uns in den kommenden Jahrzehnten bevorsteht."