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Prinz Harrys Buch "Reserve": intime Details

Christine Lehnen
10. Januar 2023

Die Memoiren von Prinz Harry verkauften sich am ersten Tag mehr als 1,4 Millionen mal. Er beschreibt die Königsgemahlin Camilla als "böse Stiefmutter" und schreibt über die Einsamkeit seines Vaters König Charles.

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Prinz Harry im Fernsehbildschirm
Erst TV-Interview, dann Buchveröffentlichung - Prinz Harry packt ausBild: Jane Barlow/AP/picture alliance

Prinz Harry zeichnet in seinem Buch ein beinahe tragisches Porträt seines Vaters König Charles III. In seiner groß angekündigten Autobiografie beschreibt er Charles' frühe Jahre als "einsam". Sein Vater habe die Schuljahre im Internat von Gordonstoun nur deswegen überstanden, weil er einen Teddybären zum Trost hatte, schreibt Prinz Harry, ein kleines geliebtes Stofftier mit kaputten Ärmchen und losen Fäden, das der heutige König über Jahre mit sich getragen habe. Harry fügt hinzu, dass dies eine tiefgehende Einsamkeit zeige, die seinen Vater die ganze Kindheit über begleitet habe.

Dies ist nur eins der vielen intimen Details, die Harry in seinem über 400 Seiten umfassenden Buch, das weltweit am 10. Januar 2023 erschienen ist, enthüllt. Der Titel "Reserve" (original: "Spare") weist darauf hin, dass er der jüngere Bruder des Thronfolgers Prinz William ist - sozusagen ein Ersatzprinz. Das Buch ist bereits ein Bestseller und wird schon jetzt als eins der erfolgreichsten Bücher des noch jungen Jahres 2023 gehandelt - am Veröffentlichungstag wurden mehr als
1,4 Millionen Exemplare verkauft, teilte Verlag Penguin Random House mit. 

Charles nannte ihn "Darling Boy"

Harry versucht hier zu beschreiben, wie das Dasein als "Reserve" sein Leben geformt hat. Lange Passagen widmet er der Trauer um seine Mutter Diana, die bei einem Autounfall ums Leben kam, als er zwölf Jahre alt war. Auch die Rivalität zwischen ihm und seinem zwei Jahre älteren Bruder Kronprinz William wird stark thematisiert.

Prinzessin Diana mit Hochzeitsdiadem
Prinzessin DianaBild: Herman Knippertz/AP/picture alliance

Harry sagt zwar, dass sein Vater nie fürs Elterndasein geschaffen war - und schon gar nicht als alleinerziehender Vater nach Dianas Tod -, gleichzeitig beschreibt er Charles aber als Menschen, der sich rührend um seine Söhne sorgt, der seinen jüngeren Sohn "Darling Boy" nennt und der seine Söhne bei der Beerdigung seines eigenen Vaters, Prinz Philipp, darum bittet, endlich mit den Streitereien aufzuhören, um seine letzten Jahre nicht "zur Hölle" zu machen.

Camilla, die "böse Stiefmutter"

Wenn Prinz Harry bestimmte Frauen aus der Königsfamilie erwähnt, wird seine Sprache fast märchenhaft - so wie es die Boulevardpresse auch perfekt beherrscht: Diana ist nahezu heilig, eine perfekte Frau und Lichtgestalt. Die zweite Frau seines Vaters, die jetzige Königsgemahlin Camilla, kommt wie eine böse Stiefmutter daher, die scharf auf den Thron ist, eine PR-Kampagne losgetreten hat und intime Details aus privaten Gesprächen an die Presse durchgereicht hat, um zu bekommen was sie wollte. 

Camilla, Königsgemahlin von König Charles
Belastete Beziehung: Harry bat seinen Vater, die heutige Königsgemahlin Camilla nicht zu heiratenBild: Marco Bertorello/AFP/Getty Images

Prinz Harrys Anschuldigungen gegenüber seiner Stiefmutter sind bereits vor dem Erscheinen des Buches bekannt gewesen. In einem Interview mit dem britischen Sender ITV sprach Harry von seiner schwierigen Beziehung zu Camilla und erzählte, dass er seinen Vater gebeten habe, diese Frau nicht zu heiraten, sondern ohne Trauschein weiter zusammenzuleben. Nichtsdestotrotz hatte Harry Charles und Camilla später zu ihrer Hochzeit alles Gute gewünscht.

In dem Interview behauptete Harry zudem, dass er der Königsfamilie nie Rassismus vorgeworfen habe - sondern eher unbewusste Voreingenommenheit gegenüber seiner Frau Meghan, der Herzogin von Sussex. 

Eine Frau hält eine Kopie von "En La Sombra", der spanischen Übersetzung von Prinz Harrys Memoiren "Spare".
Die Autobiografie "Spare" (Reserve) erscheint am 10. Januar 2023 auch auf DeutschBild: AP/picture alliance

Mehr Nachsicht der britischen Medien gegenüber Harry?

In Großbritannien war die Presseberichterstattung über das Interview vergleichsweise respektvoll, vielleicht als Reaktion auf die vorherigen Anschuldigungen des Prinzen vor allem gegen die Boulevardpresse. Einige Nachrichtenmedien jedoch haben online ordentlich ausgeteilt. Der "Guardian" bezeichnete das Interview als "wütend", obwohl Prinz Harry während des Interviews nicht wütend wirkte. 

Später im Interview bezeichnete er jedoch die königliche Familie als "Täter". "Schweigen schützt nur den Täter", sagte er in der ITV-Sendung, als er nach seinen Motiven für die Veröffentlichung seiner Memoiren befragt wurde. 

Er sprach ausführlich über das Trauma, das er durch den frühen Tod seiner Mutter erlitten hat. Prinzessin Diana starb 1997 bei einem Autounfall in Paris, als sie von Paparazzi verfolgt wurde. Der Unfall ereignete sich ein Jahr, nachdem Diana und Charles nach ihrer jahrelangen unglücklichen Ehe offiziell geschieden wurden.

Prinz Harry und Kronprinz William betrachten mit dem Rücken zu uns eine Statue ihrer Mutter Diana, die einen Jungen und ein Mädchen an den Schultern berührt.
Eine Diana-Statue im Garten des Kensington PalastsBild: Dominic Lipinski/AP/picture alliance

Auf die Frage, ob er der Krönung seines Vaters am 6. Mai beiwohnen würde, sagte Harry nichts Konkretes; lapidar merkte er nur an, dass bis dahin noch viel passieren könne.

Die Monarchie in Frage gestellt

Die Zustimmung für die Monarchie unter der jüngeren britischen Bevölkerung nimmt seit einem Jahrzehnt kontinuierlich ab. Angesichts dessen sprach Harry auch darüber, dass sein Problem nie die Monarchie selbst gewesen sei, sondern nur ihre Beziehung zur Presse. Er behauptete, die königliche Familie füttere die britische Boulevardpresse mit Informationen und mache sich so mitschuldig an der schwierigen Beziehung zwischen der Öffentlichkeit und der Krone. 

Harry sagte in dem Interview auch, dass "die Welt" vom britischen Königshaus Rechenschaft für das verlange, was es ihm und seiner Frau angetan habe. 
Dabei wird in Commonwealth-Ländern von Australien bis Jamaika weniger über Harry und Meghan als eher über eine mögliche Absetzung des britischen Monarchen als Staatsoberhaupt diskutiert. Historiker in Großbritannien und Politiker in den ehemaligen Kolonien haben das britische Königshaus inzwischen aufgefordert, sich mit seiner kolonialen Vergangenheit und seiner Rolle im transatlantischen Sklavenhandel auseinanderzusetzen.

Prinz Harry und seine Frau Meghan Hand in Hand, sie laufen. lächeln und winken.
Meghan und Harry zu Besuch in DüsseldorfBild: Henning Kaiser/dpa/picture alliance

Die Sussexes haben die Aufmerksamkeit der Medien

Seit Wochen stehen Harry und Meghan, der Herzog und die Herzogin von Sussex, im Rampenlicht der medialen Aufmerksamkeit. Das Paar sorgte für Kontroversen, als es im Dezember 2022 ihre Netflix-Dokumentation"Harry and Meghan" veröffentlichte. 2020 hat das Paar die königliche Familie verlassen und sich nach Kalifornien in den USA zurückgezogen. Seitdem müssen sie selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen.

Laut Umfragen von Ende 2022 waren die Beliebtheitswerte von Harry und Meghan stark gesunken, während Thronfolger William und seine Frau Catherine Middleton die Beliebtheitscharts der britischen Öffentlichkeit seit dem Tod von Königin Elizabeth II. im September 2022 angeführt haben.