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Problem vertagt, aber nicht gelöst

9. Februar 2010

Seit Tagen gibt es offene Auseinandersetzungen im DFB – man streitet sich über die Vertragsverlängerung der sportlichen Führung. Nun versuchte man zu retten, was anscheinend nicht zu retten ist.

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Oliver Bierhoff, Joachim Löw und Theo Zwanziger im Flur des DFB-Gebäudes nach der Presskonferenz. Foto: dpa
Oliver Bierhoff (l.), Joachim Löw und Theo Zwanziger (r.)Bild: picture alliance/dpa

Nach den Querelen um die vorerst gescheiterte Vertragsverlängerung von Bundestrainer Joachim Löw sah sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) aufgrund der massiven Reaktionen in der Öffentlichkeit geradezu gezwungen, in einer Pressekonferenz mit allen Beteiligten Stellung zu nehmen. Also saßen in Frankfurt DFB-Präsident Theo Zwanziger, Bundestrainer Joachim Löw, Teammanager Oliver Bierhoff und DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach vor der versammelten Presse und waren sichtlich bemüht, die Wogen zu glätten.

Reue statt Schuldzuweisungen

Portrait DFB-Präsident Theo Zwanziger. Foto: dpa
DFB-Chef Zwanziger vor einem ScherbenhaufenBild: picture alliance / dpa

Nachdem die letzten Tage vorrangig von gegenseitigen Vorwürfen und beleidigten Reaktionen gekennzeichnet waren, suchten nun demonstrativ alle Beteiligten nach den eigenen Fehlern in der ganzen Angelegenheit und unterstrichen das vertrauensvolle Verhältnis, dass in den letzten Jahren aufgebaut worden sei Es habe in den letzten Stunden lange und vertrauensvolle Gespräche gegeben, sagte Bierhoff. Trotzdem hatte man in keiner Phase der PK das Gefühl, als säßen jetzt wieder vier Freunde beisammen.

Man könne nicht mehr von einer Eiszeit sprechen, unterstrich Oliver Bierhoff, der sich deutlich über Presseberichte über seine Forderungen verärgert zeigte. Bundestrainer Löw betonte, man habe eine gemeinsame Linie bis zur WM gefunden. Darüber hinaus habe man sich keine Gedanken gemacht, danach werde man weitersehen. Vorher zu verhandeln, mache nach den letzten Tagen keinen Sinn, fügte Theo Zwanziger hinzu. Man habe Fehler im gegenseitigen Umgang und in der Darstellung nach außen gemacht, war der einstimmige Tenor der Aussagen. Einig waren sich dann alle vier Beteiligten darin, dass es jetzt ausschließlich auf die Vorbereitung zur WM 2010 in Südafrika ankäme und man keinesfalls die Vorbereitung und Konzentration der Nationalmannschaft stören dürfe und wolle.

Unter der Oberfläche schwelt es weiter

Eindeutiger Zweck der PK war es, die Streitigkeiten herunterzuspielen und aus der Öffentlichkeit zu ziehen und für gute Stimmung zu sorgen. Ob das funktioniert, darf bezweifelt werden, denn die grundlegenden Probleme wurden offensichtlich noch nicht gelöst. Die Vertragsverhandlungen ruhen bis nach der Weltmeisterschaft, es bestehen offensichtlich weiterhin grundlegende Unterscheide in der Auffassung darüber, wie es weitergehen soll – besonders zwischen Oliver Bierhoff und dem DFB.

Bundestrainer Löw mit skeptischem Gesichtsausdruck bei einer Pressekonferenz. Foto: AP
Ungewisse Zukunft - Bundestrainer LöwBild: AP

Dass längst kein umfassender Frieden herrscht, wurde auch bei der Aussage von DFB-Präsident Zwanziger deutlich. Er betonte zwar ausdrücklich, dass ein Erfolg der Mannschaft in Südafrika nur mit Joachim Löw möglich sei, da sie diesen Trainer brauche. Doch kein Wort fiel dazu, wie es danach aussieht. Und dass nicht unbedingt jeder der Beteiligten ungeschoren davonkommen wird, wurde deutlich, als Zwanziger betonte, außer dem Bundestrainer sei keiner unersetzlich. Auch die zurückhaltenden Äußerungen von Joachim Löw zeigten, dass längst nicht klar ist, ob es mit ihm nach der WM weitergehen wird.

Vier Herren haben also beschlossen, öffentlich die Waffen ruhen zu lassen. Aber wenn nicht alles täuscht, ist noch längst kein Friedensvertrag geschlossen worden.

Autor: Wolfgang van Kann

Redaktion: Arnulf Boettcher