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Dissident in Kambodscha getötet

10. Juli 2016

In Kambodscha ist ein prominenter Kritiker des autoritären Staatschefs Hun Sen nach Medienberichten erschossen worden. Tausende kamen spontan zu einem Trauermarsch zusammen.

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Kambodscha Trauerzug Kem Ley (Foto: DPA)
Bild: picture-alliance/dpa/M. Remissa

Am helllichten Tag ist in Kambodscha der Regierungskritiker Kem Ley erschossen worden. Laut Polizei wurde Kem Ley von drei Schüssen getroffen, als er am Sonntagmorgen in einem Lebensmittelgeschäft neben einer Tankstelle in Phnom Penh einen Kaffee trank. In der Nähe des Tatorts sei ein Verdächtiger festgenommen worden, der die Tat gestanden habe.

Polizeisprecher Kirt Chantharith sagte der Nachrichtenagentur AFP, als Grund für den Mord habe der Verdächtige unbezahlte Schulden angegeben. "Aber wir glauben ihm noch nicht", fügte er hinzu. Der Fall werde untersucht.

Spontaner Trauermarsch

Mehrere tausend Menschen kamen spontan zu einem Trauermarsch für Kem Ley zusammen. Die aufgebrachte Menge verlangte, dass die Drahtzieher zur Rechenschaft gezogen werden. "Wir wissen, dass er Probleme mit (Regierungschef) Hun Sen hatte", sagte ein Fahrer. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben einen Verdächtigen fest.

Familienmitglieder fuhren den nur auf eine Matte gebetteten Leichnam auf der Ladefläche eines Kombis mit offenen Fenstern durch die Straßen. Neben dem Toten saßen Mönche. Weinende Menschen langten in den Wagen, um den Toten zu berühren. Kem Leys Leiche wurde für die Verbrennung zum buddhistischen Tempel Wat Chas gebracht.

Premierminister Hun Sen (Foto: ZhaoxYingquan)
Premierminister Hun SenBild: Imago/Xinhua

Kem Ley hatte versucht, in dem von Premierminister Hun Sen seit mehr als 30 Jahren mit harter Hand regierten armen Land in Südostasien eine demokratische Opposition aufzubauen. Der politische Kommentator und Aktivist war bekannt für seine unverblümte Kritik an der Regierung des südostasiatischen Landes. Er warf der Regierung oft vor, das Volk mit Gewalt zu drangsalieren. Allerdings kritisierte er auch die Oppositionsparteien und warb für einen politischen Neuanfang in dem von Korruption geprägten Land.

Festnahmen und Prozesse

Derzeit herrschen zwischen der Regierung von Ministerpräsident Hun Sen und seinen Gegnern starke Spannungen. Die Opposition wirft der Regierung vor, wieder verstärkt gegen ihre Kritiker vorzugehen. In den vergangenen Monaten wurden zahlreiche Regierungskritiker und Menschenrechtsaktivisten festgenommen. Andere müssen sich in langwierigen Prozessen vor Gericht verantworten.

Kambodscha hat zudem eine lange Geschichte von Morden an Regierungskritikern. Die Täter werden nur selten zur Rechenschaft gezogen. Hun Sen, ein früherer Kommandeur im Kampf gegen die Roten Khmer, regiert seit 31 Jahren. Seine Kritiker werfen ihm Korruption, Wahlbetrug und Menschenrechtsverletzungen vor.

So bezichtigte die im Kampf gegen Korruption engagierte Organisation Global Witness Hun Sen und seine Familie unlängst in einem Bericht, das Land zur eigenen Bereicherung auszubeuten. "Hun Sen ... unterdrückt die politische Opposition durch Mord, Folter und willkürliche Einsperrung von Kritikern", heißt es in dem Bericht, den die Regierung als Lügengespinst zurückwies.

stu/cr/haz (afp, dpa)