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Theater: Protestwelle in Rostock

1. April 2015

Die Entlassung des Rostocker Theaterintendanten Sewan Latchinian schlägt hohe Wellen: die Intendantengruppe des Deutschen Bühnenvereins fordert, die fristlose Kündigung zurückzunehmen.

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Sewan Latchinian
Sewan LatchinianBild: picture-alliance/Neue Bühne Senftenberg/Steffen Rasche

" Wir missbilligen diese Vorgehensweise zutiefst", schrieben die im Deutschen Bühnenverein vertretenen Intendanten am Mittwoch (01.04.2015) in einem Offenen Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Rostock. Unterzeichnet ist das Protestschreiben von dem Intendanten des Deutschen Theaters Berlin, Ulrich Khuon, und dem Intendant des Theaters Heidelberg, Holger Schulze.

Es sei offensichtlich, dass durch dieses Manöver einer fristlosen Entlassung von der eigentlichen Problematik abgelenkt werden solle, lassen die beiden Intendanten verlauten. Im Februar hatte die Bürgerschaft der Stadt Rostock weitgehende Strukturveränderungen im Kulturbereich beschlossen. Aus dem bestehenden Vierspartenhaus soll danach ein reduziertes Zweisparten-Haus werden. Theater und Konzertwesen sollen eigenständig arbeiten, Musik- und Tanztheater mit anderen Bühnen kooperieren.

Kulturpolitisches Drama

Es sei stillos, einen Intendanten unter Vortäuschung falscher Tatsachen - nämlich dem Erhalt eines Vierspartenhauses - zu engagieren und diesem kurz darauf die Arbeitsgrundlage dafür zu entziehen, schreiben die Vertreter des Bühnenvereins in ihrem Protestschreiben. Die Äußerungen von Sewan Latchinian, der die Theaterpolitik in Mecklenburg-Vorpommern mit der Kulturzerstörung durch die Terrormiliz der IS verglichen hatte, könnten zwar sehr kritisch gesehen werden, seien aber kein Grund für eine außerordentliche Kündigung. Vorangegangen war dem eine monatelange Auseinandersetzung um die Zukunft des Theaters der norddeutschen Stadt.

Ulrich Khuon Intendant Deutsches Theater Berlin
Ulrich Khuon - Intendant Deutsches Theater BerlinBild: picture-alliance/dpa/von Jutrczenka

Auch die Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger protestiert gegen die Entlassung des Rostocker Intendanten. Die Lage am Rostocker Theater sei hochdramatisch: "Es gibt keinen Generalmusikdirektor, keinen Operndirektor, keinen Schauspieldirektor und keine künstlerische Leitung mehr", sagt der Präsident der GDBA, Jörg Löwer, am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. "Es kommen böse Vorahnungen, dass jetzt jemand eingesetzt werden soll, der bequemer ist."

Klage gegen Kündigung

"An meiner künstlerischen Arbeit kann es nicht gelegen haben, und das hat auch niemand gewagt zu behaupten", meldet sich der geschasste Theatermann jetzt zu Wort. Sewan Latchinian (Jg. 1961) hatte die Intendanz in Rostock erst zur Spielzeit 2014/15 angetreten. Damals bekam er viele Vorschusslorbeeren. Unter seiner Leitung war die Neue Bühne im brandenburgischen Senftenberg 2005 zum "Theater des Jahres" gewählt worden. Latchinian hat bereits angekündigt, gegen die fristlose Kündigung in Rostock zu klagen. Für Mittwoch (01.04.2015) ist eine Vollversammlung der Theater-Mitarbeiter einberufen worden.

hm/az (dpa/Deutscher Bühnenverein)