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Protest gegen neuen Luxor-Gouverneur

17. Juni 2013

Ägyptens Präsident Mursi sorgt mit einer Personalie für Wirbel. Ausgerechnet ein radikaler Islamist soll Gouverneur in Luxor werden - einer Stadt, die davon lebt, dass Touristen ihre Bauten aus der Pharaonenzeit ansehen.

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Touristen vor dem Hatshepsut Tempel in Luxor
Bild: picture alliance / AP Photo

Neuer Aufruhr im unruhigen Ägypten. Präsident Mohammed Mursi hat insgesamt 17 neue Provinzgouverneure ernannt. Davon gehören sieben der Muslimbruderschaft an, zu der auch Mursi bis zu seinem Amtsantritt 2012 zählte. Zudem berief Mursi ein Mitglied der ehemaligen Terrorgruppe Gamaa Islamija in das Gouverneursamt. Liberale Ägypter reagierten entsetzt und erklärten, dies sei ein "weiterer Schritt hin zu einer vollständigen Machtübernahme durch die Islamisten". Fernsehstationen übertrugen am Montag die Vereidigungszeremonie im Präsidentenpalast in Kairo.

Vor allem in der südlichen Tempelstadt Luxor schlugen die Wogen hoch, nachdem bekanntwurde, dass Mursi den 52 Jahre alten Adel Asaad al-Chajat zum Gouverneur von Luxor ernannt hat. Al-Chajat stammt aus der Stadt Sohag und gehört der Partei für Aufbau und Entwicklung an, dem politischen Arm der ehemals verbotenen Gamaa Islamija.

Blockade gegen neuen Gouverneur

Liberale Parteien und Tourismusunternehmer kündigten an, sie wollten Al-Chajat am Dienstag den Zugang zum Gouverneursgebäude verwehren. Zugleich forderten sie, den bisherigen Gouverneur Essat Saad wieder einzusetzen. Der Vize-Präsident der Kammer der Tourismusunternehmer von Luxor, Mohammed Othman, nannte es skandalös, dass ausgerechnet ein radikaler Islamist für eine Stadt wie Luxor, die vorwiegend von Einnahmen aus dem Tourismus lebt, ausgewählt worden sei.

Die Gamaa Islamija, die inzwischen offiziell der Gewalt abgeschworen hat, ist verantwortlich für zahlreiche Angriffe auf Touristen in den neunziger Jahren. Sie gilt auch als Drahtzieherin des Massakers im Hatschepsut Tempel von 1997. Damals hatten sechs Attentäter in dem Tempel 62 Menschen massakriert. Die meisten Todesopfer waren Touristen aus der Schweiz und aus Deutschland.

Zielscheibe für Spötter

Der bekannte ägyptische TV-Satiriker Bassem Jussif kommentierte die Ernennung von Al-Chajat mit den Worten: "Oh, der neue Gouverneur von Luxor gehört zur Gamaa Islamija, dann sollten wir die Götzenbilder schnell von dort wegbringen." Für einige Angehörige radikal-islamistischer Gruppen sind die Götterdarstellungen aus der Zeit des Alten Ägyptens "heidnische Kunstwerke", die es zu zerstören gilt.

In der Oasenstadt Fajjum demonstrierten nach Berichten lokaler Medien Gegner der Muslimbruderschaft gegen die Ernennung Al-Chajats. Am Sonntag waren bei Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern der regierenden Islamisten in Fajjum 110 Menschen verletzt worden.

kle/gmf (dpa, ape, rtre)