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Protest wegen Koran-Verbrennung geht weiter

3. April 2011

In Afghanistan halten die gewaltsamen Proteste gegen die öffentliche Verbrennung eines Koran-Buches in den USA an. US-Präsident Obama hat inzwischen sowohl die Aktion des US-Pastors als auch die Gewalt verurteilt.

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Afghanissche Demonstranten verbrennen eine US-Flagge (Foto: AP)
Wütender Protest: Demonstranten verbrennen US-FlaggeBild: AP

In Ostafghanistan haben am Sonntag (03.04.2011) erneut rund 2.000 Menschen gegen die Verbrennung eines Korans in den USA protestiert. Ein Sprecher der Provinzregierung erklärte, die Protestaktion in Dschalalabad sei friedlich verlaufen. In Kandahar im Süden des Landes kam es dagegen zu Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten. Dabei kam ein Mensch ums Leben, fast 20 Personen wurden durch Schüsse und Steinwürfe verletzt.

Ein Augenzeuge berichtete, die Demonstranten hätten am Sonntag drei Stunden lang eine Hauptstraße blockiert. Sie hätten einen Rückzug der amerikanischen Truppen aus Afghanistan gefordert und eine Puppe verbrannt, die US-Präsident Barack Obama darstellen sollte. Danach seien die Demonstranten wieder gegangen.

Bei einer ähnlichen Protestkundgebung in Parwan blockierten die rund 1.000 Demonstranten die Hauptstraße mit brennenden Reifen, wie der Polizeichef der Provinz, Scher Ahmad Maladani mitteilte. Demnach blieb auch diese Kundgebung friedlich.

Proteste im ganzen Land

Afghanen tragen einen Toten weg (Foto: AP)
Nach der Stürmung des UN-Büros in Masar-i-Sacharif gab es etliche ToteBild: AP

Am Samstag hatten die gewaltsamen Proteste gegen eine Koran-Verbrennung in den USA mehrere Regionen Afghanistans erfasst. In Kandahar kamen bei einer Demonstration mindestens neun Menschen ums Leben, 81 weitere wurden nach Behördenangaben verletzt. Von 17 festgenommenen Personen seien sieben bewaffnet gewesen, sagte der Gouverneur der Provinz.

Am Freitag hatten Bewaffnete in Masar-i-Scharif im Norden des Landes ein UN-Büro gestürmt, dabei kamen elf Menschen ums Leben. Rund 2.000 Menschen demonstrierten vor dem Gelände gegen die Verbrennung eines Korans in einer Kirche im US-Staat Florida. Einige von ihnen eröffneten das Feuer auf Polizisten und stürmten das Gebäude. Das afghanische Innenministerium kündigte eine Untersuchung an.

Der Oberkommandierende der internationalen Streitkräfte in Afghanistan, David Petraeus und der oberste zivile Repräsentant der NATO, Mark Sedwill, sagten, sie hofften, dass das afghanische Volk verstehe, dass es sich bei der Verbrennung um die Handlung von einigen Individuen gehandelt habe, die für keines der Länder der internationalen Koalition repräsentativ seien.

Die Taliban forderten unterdessen die Afghanen in einer Stellungnahme auf, die Proteste gegen die Koran-Verbrennung fortzusetzen. Sie erklärten, die Regierung sei für die Gewalt verantwortlich. Bei Demonstrationen kamen im Norden und Süden des Landes bisher 20 Menschen ums Leben.

Obama: "Ein Akt extremer Intoleranz und Bigotterie"

US-Präsident Obama (Foto: AP)
US-Präsident Obama hat die Gewalt auf beiden Seiten schatf verurteiltBild: ap

US-Präsident Barack Obama verurteilte die gewaltsamen Proteste in Afghanistan gegen eine Koran-Verbrennung in den USA als "abscheulich". Den Angehörigen der bei dem Angriff auf ein UN-Büro getöteten Menschen sprach er am Samstag sein Mitgefühl aus. Eine Koran-Verbrennung sei "ein Akt extremer Intoleranz und Bigotterie", erklärte Obama in Washington. Dies rechtfertige jedoch keine Angriffe auf unschuldige Menschen.

Der US-Pastor Terry Jones hatte im vergangenen Jahr gedroht, am Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September einen Koran zu verbrennen. Nach heftiger Kritik erklärte er zunächst, von seinem Vorhaben absehen zu wollen. Am 20. März wurde der provokante Akt nach Angaben seiner Kirche dennoch in die Tat umgesetzt.

Autorin: Annamaria Sigrist (afp, rtr, dpa)
Redaktion: Hans-Andreas Ziegler