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Proteste gegen Corona-Auflagen in Europa

20. März 2021

Kroatien, Serbien, Großbritannien, Rumänien, Schweden und die Schweiz. In Europa entlädt sich der Unmut über die Corona-Beschränkungen in Protestmärschen.

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Kroatien Protest gegen Corona-Maßnahmen in Zagreb
Eine Corona-Protestkundgebung in ZagrebBild: Antonio Bronic/REUTERS

Fast zeitgleich sind in mehreren europäischen Ländern Tausende auf die Straßen gegangen, um ihre Ablehnung der Beschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie kundzutun. Zahlreiche Kroaten und Serben protestieren ohne Mund-Nasen-Schutz gegen die Corona-Beschränkungen. In Kroatien demonstrierten in der Hauptstadt Zagreb sowie in Osijek und in den Adria-Städten Split, Dubrovnik und Sibenik viele Menschen gegen die Auflagen. In der serbischen Hauptstadt Belgrad füllten die Demonstranten den zentralen Platz der Republik. In Belgrad wie auch im kroatischen Split bezeichneten die Demonstranten die Maskenpflicht als "Tyrannei".

In Kroatien gilt Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln, Geschäften und Krankenhäusern sowie im Freien überall dort, wo der Mindestabstand von eineinhalb Metern nicht eingehalten werden kann. Die Innengastronomie ist geschlossen, unter freiem Himmel aber erlaubt. In Serbien wurden vor zwei Wochen Restriktionen für die Wochenenden eingeführt: Geschäfte, Gaststätten und Dienstleistungsbetriebe müssen von Samstag 12.00 bis Montag 6.00 Uhr schließen. Ausgenommen sind lediglich Lebensmittelläden, Apotheken und Tankstellen. In beiden Ländern steigt die Inzidenz der Neuansteckungen mit dem Virus SARS-CoV-2 nach einer deutlichen Talfahrt zu Beginn des Jahres seit Kurzem wieder an. Im stärker betroffenen Serbien erreichte sie am Samstag 503 Ansteckungen pro 100. 000 Einwohner binnen 7 Tagen, in Kroatien liegt der Wert bei 145.

Festnahmen in London

Bei Demonstrationen gegen Corona-Beschränkungen in der britischen Hauptstadt nahm die Polizei Dutzende Menschen fest. Der Metropolitan Police Service berichtete von 33 Festnahmen wegen Verstoßes gegen die Corona-Vorschriften. Nach Schätzungen waren mehrere tausend Menschen zu den Demonstrationen zusammengekommen, die im Londoner Hyde Park begannen.

UK Protest gegen Corona-Maßnahmen in London
Demonstranten ohne Masken auf den Straßen in LondonBild: Alberto Pezzali/AP Photo/picture-alliance

Nachdem die Menge durch das Zentrum Londons marschiert war, kehrte eine Gruppe von etwa 100 Personen in den Park zurück. Danach gab es Berichte über ein Handgemenge. Zudem sollen Flaschen und Dosen auf Polizeibeamten geworfen worden sein. "Diejenigen, die sich in Menschenmengen versammeln, werden aufgefordert, sich zu zerstreuen und nach Hause zu gehen", erklärte die Polizei auf Twitter.

Aufmärsche in Rumänien

In der rumänischen Hauptstadt Bukarest sowie fünf weiteren Städten gingen Tausende Menschen ohne Mund-Nasen-Schutz auf die Straßen, um gegen Corona-Beschränkungen zu protestieren. In Bukarest sowie im siebenbürgischen Cluj (Kolozsvar/Klausenburg) gehörten prominente Mitglieder der neuen extrem rechten Parlamentspartei AUR zu den Teilnehmern der Kundgebungen. Häufig sichtbar waren auch religiöse Symbole. Viele christlich-orthodoxe Gläubige sind mit den Einschränkungen für Gottesdienste unzufrieden. Demonstriert wurde auch im siebenbürgischen Brasov (Kronstadt), in den Städten Constanta und Galati sowie im westrumänischen Timsoara (Temeswar), das zu den größten Infektionsherden des Landes gehört. Die Polizei kündigte an, mit Bußgeldern gegen jene Demonstranten vorzugehen, die die Maskenpflicht und die Abstandsregeln verletzten.

In Rumänien besteht landesweit in geschlossenen öffentlichen Räumen und im Freien Maskenpflicht. In Bukarest wurden Gastronomie und Kultureinrichtungen geschlossen, fast alle umliegenden Dörfer sind wegen hoher Inzidenz gesperrt worden. Landesweit lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Samstag bei 189 Neuinfektionen mit dem Virus SARS-CoV-2 pro 100.000 Einwohner. Zuletzt stiegen die Zahlen deutlich an.

Schweiz Protest gegen Corona-Maßnahmen
Anhänger des Vereins "Stiller Protest" demonstrieren in der Schweiz gegen Maßnahmen zur Eindämmung des CoronavirusBild: Georgios Kefalas/KEYSTONE/dpa/picture allianceONE

Demonstration in Schweizer Kleinstadt

Eine Protestkundgebung gegen die Corona-Restriktionen wird auch aus der Schweiz gemeldet. Zwischen 3000 und 5000 Demonstranten, die meisten ohne Schutzmasken, beteiligten sich nach Schätzungen von Journalisten an der Kundgebung in der Kleinstadt Liestal im Kanton Baselland. Die Teilnehmer zeigten Schilder mit Aufschriften wie "Impfstoffe töten" oder "Lasst euch von Liebe leiten, nicht von Angst". Zu der Kundgebung aufgerufen hatte das Bündnis "Stiller Protest". Die Schweizer Regierung hatte am Freitag eine für kommende Woche erwartete Lockerung der Corona-Schutzmaßnahmen abgesagt. Gesundheitsminister Alain Berset begründete die Entscheidung mit der Gefahr einer dritten Corona-Welle.

Protest in Schweden

Mehrere Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen in Schweden sind von der Polizei aufgelöst worden. Sowohl in der Hauptstadt Stockholm als auch in Göteborg und Malmö wurden die Proteste am Samstag von den Beamten gestoppt, weil sie gegen die maximal zulässige Teilnehmerzahl für öffentliche Versammlungen verstoßen haben. Das teilten die Polizeidienststellen der drei größten Städte Schwedens mit. In Göteborg waren demnach 50 bis 70 Menschen dabei gewesen, in Malmö etwa 200. In Stockholm sprach die Zeitung "Aftonbladet" von 200 bis 300 Teilnehmern. Bereits vor zwei Wochen hatten etwa 600 Menschen in Stockholm gegen die geltenden Corona-Maßnahmen demonstriert. Organisiert hatte den Protest eine Gruppe, die die Beschränkungen als unbegründet bezeichnete.

Schweden Protest gegen Corona-Maßnahmen in Stockholm
Demonstranten in Stockholm wenden sich gegen die Corona-AuflagenBild: Fredrik Sandberg/TT/picture alliance

Schweden ist in der Corona-Krise einen international vielbeachteten Sonderweg mit relativ lockeren Beschränkungen des öffentlichen Lebens und Appellen an die Vernunft der Bürger gegangen. Vereinzelte Corona-Maßnahmen gab und gibt es aber auch bei den Schweden, wenn auch nicht so strenge wie in Deutschland oder anderswo. Unter anderem dürfen sich seit Ende November nur noch maximal acht Menschen für öffentliche Zusammenkünfte und Veranstaltungen versammeln. Darüber hinaus hat sich die Regierung mit einem im Januar verabschiedeten Pandemiegesetz die Möglichkeit zu strengeren Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus geschaffen.

kle/hf (dpa, afpe)