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Prozess gegen Journalisten erneut verschoben

11. Juni 2021

Seit mehr als einem Jahr sitzt Soulaiman Raissouni in Marokko im Gefängnis. Das Verfahren gegen den regimekritischen Journalisten im Hungerstreik wurde jetzt erneut vertagt. Sein Zustand ist lebensbedrohlich schlecht.

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Marokko Proteste für die Freilassung von Omar Radi und Souleiman Raissouni
Unterstützer fordern in Rabat die Freilassung der inhaftierten Journalisten Omar Radi und Soulaiman Raissouni (25.05.2021)Bild: Mosa'ab Elshamy/AP Photo/picture alliance

Eigentlich sollte der Prozess gegen ihn längst beendet sein, doch immer wieder wurde das Verfahren aufgeschoben. Im April forderte Soulaiman Raissouni nach zehn Monaten Haft seine vorübergehende Freilassung. Als die Behörden ihm diese verweigerten, ging der Journalist in den Hungerstreik.

Nach mittlerweile 64 Tagen ohne Nahrung befindet sich der 49-Jährige nach Angaben seiner Anwälte in einem lebensgefährlich schlechten Gesundheitszustand. "Wir können hier nicht verhandeln, während dieser Mann vor unseren Augen stirbt", sagten die Anwälte Raissounis, dessen ausgemergelte und geschwächte Erscheinung die Beobachter im Gerichtssaal von Casablanca erschütterte.

"Ihr könnt mich aus dem Gefängnis freilassen, aber ich allein entscheide, ob ich im Gefängnis sterbe", sagte Raissouni. Souad Brahma, einer seiner Anwälte, forderte die sofortige Einweisung seines Mandanten in ein Krankenhaus.

Tunesien Proteste für die Freilassung von Omar Radi und Souleiman Raissouni
Auch in Tunesiens Hauptstadt Tunis gibt es Proteste gegen die Inhaftierung von Soulaiman Raissouni und Omar RadiBild: Fethi Belaid/AFP

Vorwürfe "politisch motiviert"

Soulaiman Raissouni war Chefredakteur der letzten unabhängigen Tageszeitung in Marokko, Akhbar al-Youm. Im Mai 2020 wurde er wegen angeblicher Körperverletzung festgenommen. Er hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Menschenrechtler bewerteten seine Festnahme als politisch motiviert. Es kam zu Solidaritätskundgebungen innerhalb und außerhalb Marokkos.

Die Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen (RSF) forderte Marokkos König Mohammed VI. in einer Twitter-Botschaft auf, den Journalisten "nicht im Gefängnis sterben" zu lassen.

Weiterer Journalist in Haft

Auch der mittlerweile sechste Antrag eines weiteren inhaftierten Journalisten, Omar Radi, wurde vom Gericht abgewiesen. Radi, der sich viel mit dem Thema Menschenrechte beschäftigt hat, werden Vergewaltigung und die Gefährdung der Staatssicherheit vorgeworfen. Er weist alle Anschuldigungen zurück.

Beide Fälle sind nach Aussagen von Unterstützern Teil einer staatlichen Verleumdungskampagne gegen regierungskritische Journalisten und Menschenrechtsaktivisten.

mak/wa (afp, rsf)